Februar / März 2019

01.2019 | Februar/März |wohninsider.at 101 WOHNEN : imm cologne Tische in fast allen gewünschten Größen und Formen ermöglicht. Es wirkt zierlich, ist aber dank seiner Gussbeine unglaublich stabil. Deren Form erlaubt Breiten von mehr als 1,2 Meter sowie klassisch eckige, runde und ganz freie Tischformen. Das sind dann Maßanfer- tigungen. Hergestellt wird das Gussbein in der Gießerei Chur im traditionellen Sand- guss, dem qualitativ hochwertigsten Guss- verfahren. Auch der Stuhl safran, ein Wer- kentwurf von 1930, ist jüngst überarbeitet worden. Warum beschränkt sich horgenglarus auf Stühle, Barhocker und Tische und wei- tet das Sortiment – da Sie ja auch selbst polstern – nicht auf andere Polstermöbel wie Sofas oder Couches aus? Das wäre ein anderes Know-how. Wir fokus- sieren uns lieber auf unsere Kernkompeten- zen. Und so werden wir auch wahrgenom- men: Der Markt identifiziert horgenglarus mit Holzstühlen und -tischen. Welches Modell war der größte Erfolg in der Unternehmensgeschichte bzw. in den letzten Jahren? Der Stuhl classic ist natürlich unser Export- artikel Nr. 1. Er ist schlicht, klar, schnörkel- los, unprätentiös und robust. Als er heraus- kam, war er der erste klassische Bistro- und Beizenstuhl. (Beiz, Schweizerdeutsch für Gasthaus, Anm.) Ein großer Erfolg jüngerer Zeit ist der ess. tee.tisch von Daniel Hunziker von 2014. Die- ser höhenverstellbare Esstisch, der zum Tee- tisch mutiert und umgekehrt, geht auf einen Entwurf von Jürg Bally von 1951 zurück. Die Tischplatte liegt auf drei gekreuzten Beinen, die durch ein bewegliches Zapfen- scharnier verbunden sind. Bally stellte den ess.tee.tisch zu Lebzeiten in Kleinserie – im Grunde lauter Einzelstücke – selbst her. Wir haben die Rechte gekauft, Daniel Hunziker hat ihn behutsam überarbeitet und insbeson- dere die selbsthemmende Aufzugsmechanik, die ja das Besondere daran ist, perfektioniert: Mit einem Hebel unter der Tischplatte wird mit Federkraft ein Stahlband in einer Trom- mel auf- oder abgerollt. Während die Beine in den Schienen unter der Platte zusammen- oder auseinanderlaufen, hebt und senkt sich die Platte vom Ess- zum Teetisch in zehn Stufen von 72 bis 42 Zentimetern. Das Gan- ze funktioniert derart präzise, dass die Tisch- platte dabei nicht einmal abgeräumt sein muss! Welche sind Ihre persönlichen Favoriten? Zu Hause habe ich in der Küche den select mit halbkreisförmiger Lehne stehen, einen Entwurf von Werner Max Moser von 1934. Am Esstisch wiederum stehen bei uns ein paar Stück des Polsterstuhls diva, eines Werk- entwurfs von 1956. horgenglarus ist zwar der Zeitlosigkeit verhaftet – dennoch: Welche Einrich- tungstrends sehen Sie? Wir sehen Trends, die ganz in unsere Rich- tung gehen: zu Naturhölzern wie Nuss oder Eiche zum Beispiel. Oder dass man bei Bug- holz – das ja unsere Spezialität ist – die Jah- resringe und die Struktur sehen kann. Ein echter Trend ist auch das „customizing“, das heißt, auf Kundenwünsche in puncto Farbe, Lackierung usw. ab Stückzahl eins einzuge- hen. Welcher Geschäftsbereich ist für hor- genglarus bedeutender: Endkunden oder der Objektbereich? Das Verhältnis liegt bei etwa 70 Prozent Ob- jekt- zu 30 Prozent Endkunden. Stellen Sie im Objektbereich auch spezi- alangefertigte Möbel her, d.h. Möbel, die nicht Teil der Kollektion sind? Natürlich tun wir das, Individualisierung ist eine unserer Stärken – auch im großen Stil. Für den Mariendom, um nur ein Beispiel zu nennen, haben wir nicht weniger als 1.000 spezialangefertigte „Dom-Stühle“ geliefert. Bei Aufträgen dieser Art kommt unsere Ent- wicklungsabteilung zum Zug. horgenglarus ist in der Schweiz, Deutsch- land, Liechtenstein, den Niederlanden, „Bestimmte Einrichtungs- trends gehen ganz in unse- re Richtung: Naturhölzer, die Sichtbarkeit von Jahresrin- gen und Strukturen bei Bug- holz oder ,customizing‘.“ » Daniel Hunzikers Neuedition (2014) des ess.tee.tischs von Jürg Bally (1951). Moritz Schlatters Tischsystem podia von 2017 ist in fast allen gewünschten Größen und Formaten, aber immer mit hochstabilen Gussbeinen erhältlich. Fotos: © horgenglarus, Tischsystem podia © Alain Bucher/horgenglarus

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