Februar / März 2019

01.2019 | Februar/März |wohninsider.at 3 EDITORIAL Foto: David Bohmann www.facebook.com/wohninsider o wie jedes Jahr startet nicht nur die Einrichtungsbranche mit zahlreichen Fachmessen in die neue Saison. Dass eine Messe Geld kostet – Standkosten, Standauf- und Standabbau, Transport-, Personalkosten und vieles mehr – ist jedem klar. Dass aber das Drumherum um eine Messe vom Taxifahrer, Restaurant, Hotel- quartier usw. in Richtung Abzocke geht, ist das, was das Fass zum Überlaufen bringt. Vielleicht auch Gründe dafür, warum sich namhafte Aussteller von namhaften Messe- plätzen zurückziehen und wirklich hinter- fragen … „bringt es das noch?“ Und die gleiche Frage stellt sich natürlich auch der Besucher. Mir ist ein Fall bekannt, wo ein Möbel- händler für zwei Tage die Mailänder Messe besuchte. Er übernachtete nicht in Mai- land, er flog mit dem Flieger am Abend des ersten Tages wieder nach Hause und reiste am zweiten Tag wieder an. War deutlich billiger! Und im Mailänder Verkehrsgewühl braucht er von der Messe ins Hotel genau- so lange wie mit dem Flieger nach Wien. Besuche werden kürzer Man sieht es aber auch auf anderen Fach- messen. In den frühen Vormittagsstun- den ist wenig los, über mittags viel Besuch, in den späten Nachmittagsstunden wie- der tote Hose. D.h. die Besucher reisen an (frühe Vormittagsstunden), besuchen die Messe (mittags) und reisen wieder ab (frühe Nachmittagsstunden). Besuchsdauer: weni- ge Stunden. Fragt man Aussteller … „wie war die Messe?“, bekommt man oft zur Antwort: „Super, alle meine Kunden waren da!“ und weiter: „Neukunden?“ – „Mmh!“ Das ist das Problem: Der Messebesuch wird kürzer, der Besucher nimmt sich nicht die Zeit, um sich neue Firmen anzuschauen, und der Aussteller findet keine Neukunden. Eine Spirale, die nach unten geht. Es war früher anders. Früher besuchte der Firmenchef oft mit seinen leitenden Ange- stellten eine Messe. Plante eine längere Be- suchszeit und das gesamte Team informier- te sich. Die Kosten dafür waren für den Firmenchef überschaubar und finanzier- bar. Heute nimmt er sich einen Tag für die Messe, fährt alleine hin, ernährt sich von den Snacks auf den Messeständen und be- sucht jene Firmen, die er eh schon kennt. Es geht auch anders Nehmen wir als Beispiel das Messeformat möbel austria und küchenwohntrends in Salzburg, in Kürze vom 8. bis 10. Mai. Wa- rum reist hier der Firmenchef mit seinen Mitarbeitern an? Ganz einfach, weil er dort nicht abgezockt wird und das Drumherum nichts kostet. Der Parkplatz ist frei, der Ein- tritt ist frei und das Catering ist frei. Über- nachtungskosten sind die üblichen. Was hat der Aussteller davon, der das mit seinen Standkosten natürlich finanzieren muss? Er hat volle Hallen, er kann mit jenen Leu- ten sprechen (Verkäufer), die seine Produk- te am Point of Sale verkaufen und er findet aufgrund der kompakten Standpräsentatio- nen immer wieder neue Kunden. Messen sind wichtige Plattformen Es ist unumstritten, dass Fachmessen wich- tige Plattformen für den Handel darstellen, es ist aber auch unumstritten, dass zahl- reiche Trittbrettfahrer daran mitverdienen und da genau liegt das Problem. Messebe- suche sollten ein Erlebnis zum Netzwerken sein, einem viele neue Eindrücke vermitteln und Ideengeber für die Zukunft sein. Oft sind sie nur ein finanzielles Event. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr Gerhard Habliczek Bringen die Kommunen ihre Messen um? S „Zusammenkunft ist ein Anfang, Zusammenhalt ist ein Fortschritt, Zusammenarbeit ist der Erfolg!“ Henry Ford

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