Februar / März 2019
44 wohninsider.at | Februar/März | 01.2019 NETZWERKE A mazon hat Ikea den Fehde- handschuh hingeworfen. An- ders lassen sich die Umstände rund um den Einstieg des On- line-Giganten ins europäische Möbelgeschäft nicht verstehen. „Moselle“, „Aveyron“, „Movian“ – die Namen der Mö- belstücke und -serien mögen eher französisch als schwedisch klingen, in einer Aussendung zur Produkteinführung wird Amazon aber deutlicher: „Die Marke Movian bietet eine flexible und praktische Kollektion moderner, skandinavisch inspirierter Möbel“, heißt es da. Design und Preisstellung orientieren sich am Marktführer. Abgerundet wird das Ange- bot von der Premium-Marke Alkove. Nach und nach soll das Sortiment um Beleuchtung und Wohntextilien erweitert werden. Ikea kommt unter Druck Ganz überraschend kommen die Amazon- Umtriebe nicht: In den USA werden schon seit 2017 eigene Möbel verkauft. Ikea, das mo- mentan in einer Selbstfindungsphase scheint, hat man offenbar dennoch kalt erwischt. Auch wenn der offizielle Kommentar ironisch klingt: „Wir freuen uns, wenn der skandina- vische Wohnstil weitere Verbreitung findet.“ Seit 2016 sind die Gewinne der Schweden im freien Fall. Vieles wird ausprobiert, Innen- stadthäuser etwa oder – in Kürze – Miet- und Abo-Modelle für Möbel in der Schweiz. Zu den Online-Plänen des Konzerns äußert sich Inter Ikea-CEO Torbjörn Lööf im „Financi- al Times“-Interview nur vage: Man wolle das Online-Geschäft stärker forcieren. Man erwä- ge, die Ikea-Website für Drittanbieter zu öff- nen. Oder auch eine Partnerschaft mit Aliba- ba, dem chinesischen Amazon-Pendant. Was Lööf eigentlich vorschwebt, ist das Zalando- Modell: Der Online-Modehändler bietet Un- ternehmen eine Plattform für den Verkauf von Markenkleidung. Der Ikea-Manager er- wartet eine ähnliche Entwicklung im Möbel- markt binnen fünf bis zehn Jahren. XXXLutz gewinnt an Fahrt Ikea ist der Platzhirsch – und es ist Jagdsai- son. XXXLutz ist auf der Pirsch, Sprecher Thomas Saliger hat insbesondere das Online- Business im Auge: „Wir wollen der Vorrei- ter im Online-Handel sein. Weshalb wir die Zahl der Mitarbeiter in der Welser Zentra- le im vergangenen Jahr um Online- und E- Commerce-Spezialisten kräftig aufgestockt haben.“ Um schneller liefern zu können, sind sechs neue Lagerprojekte in Bau oder Um- bau. Gleichzeitig soll auch die Zahl der Mö- belhäuser wachsen, für 2019 sind elf Stand- orte geplant (dreimal XXXL sowie Mömax, sechsmal Möbelix). Und das sei durchaus im Zusammenhang zu sehen – so Saligers Be- fund: Das Online-Geschäft laufe in jenen Re- gionen gut, in denen auch Filialen stehen. Wie das geht, schilderte er jüngst in den OÖN: „Online wird gustiert, in der Filiale begutach- tet und möglicherweise nach einer Nachdenk- pause am Sonntag auf der Couch bestellt.“ Exklusivdaten zu Österreichs Möbel- handel Den „E-Commerce-Markt Österreich 2018“ untersuchten EHI Retail Institute und Statis- ta (die Studie liegt dem wohninsider exklusiv vor) . Amazon führt hierzulande mit 643 Mio. ONLINE-BUSINESS IM MÖBELHANDEL ELEFANTEN-RENNEN Amazon vs. Ikea – das ist Härte! Der US-Konzern peilt den europäischen Möbelmarkt an und versucht sich als Ikea-Klon. XXXLutz will on- und offline gleichermaßen wachsen. Kleinere Onlineshops geraten laut Studie unter die Räder. V on R einhard E bner „Binnen fünf bis zehn Jahren wird sich eine markenüber- greifende Möbelhandels- plattform entwickeln.“ Torbjörn Lööf, Inter Ikea Group „Wir wollen der Vorreiter im Online-Handel sein. “ Thomas Saliger, XXXLutz-Sprecher „Die Marktkonzentration schließt kleinere Shops vom Wachstum aus – insbesondere in Österreich.“ Friedrich Schwandt, Statista-Chef Fotos: Friedrich Schwandt © statista, Torbjörn Lööf © Inter Ikea Systems B.V, Thomas Saliger © XXXLutz KG
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