wohninsider Februar/März 2021
18 wohninsider.at | Februar/März| 01. 2021 BRANCHENTALK G erade bei Analysen wie die- sen ist das Datum ausschlag- gebend. So vermerkt Andreas Kreutzer gleich zu Beginn: „Schreiben Sie das Datum dazu.“ Am 26. Jänner 2021 also führen wir das Gespräch zur aktuellen Wirtschafts- und Branchenlage. Die aktuellen Jahreszahlen lassen zwar noch auf sich warten, so stützen wir uns, was das Gesamtjahr betrifft, noch großteils auf Prognosen. Mit Blick auf die DACH-Region bilanziert Kreutzer: „Die Österreicher haben im abge- laufenen Jahr in Sachen BIP im Länderver- gleich am meisten verloren.“ Während etwa Deutschland ein Minus von voraussichtlich 5,1 % verkraften muss, sind es in der Schweiz nur -3,5 %. Österreich stellt hier den Nega- tivrekord mit einem Minus von 7,3 % auf. Geschuldet sei das dem harten Durchgreifen in Form der Lockdowns und Handelsschlie- ßungen. Kreutzer: „Was viele bei ihren Prog- nosen übersehen ist, dass das heimische BIP zu rund der Hälfte vom privaten Konsum getrieben ist.“ Laut der aktuellen Prognose sei der private Konsum in Österreich im Jahr 2020 also um 8,3 % eingebrochen, während es in Deutschland nur 5,6 % und in der Schweiz gar nur 4,8 % waren. Betrachtet man die einzelnen Sparten, sieht die Situation natürlich nochmals anders aus. So hat – wenig überraschend – der Lebens- mittelhandel stark zugelegt. Auch der Mö- belhandel kann voraussichtlich das Jahr mit einem Plus von etwa 3,2 % abschließen, sehr positiv reüssierte auch der Bereich IT und Telekommunikation. Andere Sparten wie Kleidung, Schuhe oder aber auch Sportar- tikel müssen massive Verluste bis zu teilweise -16 % hinnehmen. Ganz zu schweigen vom Tourismus und der Gastronomie. In Wien etwa fehlten vergangenes Jahr rund 13 Mio. Nächtigungen. Kreutzer: „Da sind wir bei einem Wert, wie wir ihn Anfang der 70er- Jahre hatten“. Das Geld konnte aufgrund der Geschäftsschließungen nicht im Handel oder der Gastro ausgegeben werden, hat sich teilweise auf den Distanzhandel verla- gert, gleichzeitig hat sich auch die Sparquo- te hierzulande auf 16 % verdoppelt. Bauen, Wohnen und Einrichten Österreich hat aktuell etwa 8,9 Mio. Ein- wohner und rund 4 Mio. Haushalte. Ten- denz seit Jahren leicht steigend. Ebenfalls Zuwächse erfährt der heimische Wohnbau. Der, so Kreutzer, auch der massive Treiber hinter den positiven Entwicklungen im Be- reich Möbel und Küche ist. „Wir hätten BRANCHENRADAR UND SO IST ALLES SCHWANKEND Eine Prognose abzugeben traut sich in letzter Zeit kaum noch jemand. „Und so ist alles schwankend“ schrieb Victor Klemperer in den Kriegsjah- ren. Auch wenn man derzeit bei weitem nicht von Kriegs- zuständen sprechen kann, ist eine Ausnahmesituation wie die aktuelle wohl trotzdem für niemanden einschätzbar und jedenfalls prägend für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Gemeinsam mit Marktanalysten Mag. Andreas Kreutzer von BRANCHENRADAR.com wagten wir trotzdem einen Blick auf die aktuelle Wirtschaftslage und blinzelten auch vorsichtig nach vorne. V on G erhard H abliczek und L illy U nterrader „Die Österreicher haben im abgelaufenen Jahr in Sachen BIP im Ländervergleich am meisten verloren.“ Während etwa Deutschland ein Minus von voraussichtlich 5,1 % verkraften muss, sind es in der Schweiz nur -3,5 %. Österreich stellt hier den Negativrekord mit einem Minus von 7,3 % auf.
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