wohninsider Februar/März 2021

01. 2021 | Februar/März |wohninsider.at 41 NETZWERKE J etzt ist Handeln gefragt, ist sich SERVICE&MORE-GF Chris- tian Wimmer sicher. Auch wenn die Branche wirtschaftlich halbwegs souverän durch die Krise manöv- riert, erschweren fehlende Grundlagen das Wirtschaften. Die Politik müsse hier Unter- stützung liefern. Eine wesentliche wäre, so Wimmer, den gravierenden Fachkräfte- mangel endlich zu beheben, der durch die coronabedingten Schließungen noch stärker spürbar ist. Um den erhöhten Arbeitsauf- wand zu schaffen, würden die Unternehmen dringend Fachkräfte wie Tischler, Elektriker sowie Monteure benötigen, aber diese sind derzeit kaum zu finden. Wimmer: „Wir sind ja nicht die Einzigen, die unter Fachkräfte- mangel leiden. Es ist unverständlich, dass die Politik hier nicht und nicht tätig wird. Hand- werk muss wieder golden werden! Im mo- netären Sinne betrifft das leistungsgerechte gute Bezahlung, aber vor allem müssen Aus- bildung und die Anerkennung in der breiten Öffentlichkeit verbessert werden.“ Spätes- tens wenn die öffentliche Hand wieder mehr investiert, um die Konjunktur anzukurbeln, wird sich der Personalmangel noch massiver verschärfen. In Relation relativ gut Wie die aktuellen Konjunkturzahlen laut WIFO zeigen, ist die Wirtschaftsleistung hierzulande im vierten Quartal 2020 um 4,3 % gesunken. Was den Handel betrifft, so rechnen laut Handelsverband 84 % der heimischen Händler auch heuer mit heftigen Umsatzeinbußen von durchschnittlich 40 % im Vergleich zu 2019. Auch an der Einrichtungsbranche insgesamt ist das Jahr nicht spurlos vorübergegangen: Laut aktuellen Zahlen der KMU Forschung Austria ist in Österreich der stationäre Ein- zelhandel mit Möbeln und Einrichtungs- gegenständen im Jahr 2020 nominell um 12,2 % gesunken. Trotz allem hat das Da- heimbleiben einerseits und das Wegfallen von Möglichkeiten, Geld anders auszuge- ben, der Branche in die Karten gespielt. Die 292 Mitglieder von Garant und Wohnunion mit einem gemeinsamen Verkaufsumsatz von 466 Mio. Euro im vergangenen Jahr konnten so beinahe das Rekordergebnis von 2019 er- reichen. Wimmer: „Anlass zum Jubeln ist das aber nicht, wenn man in die Zukunft blickt.“ Arbeiten rund um die Uhr Geht man von 250 Arbeitstagen aus, so erzielten diese Unternehmen einen tägli- chen Umsatz von 2,2 Mio. Euro inkl. USt. 60 Tage war der Handel allerdings geschlos- sen. Wimmer: „Für unsere Mitglieder bedeu- tet das eine Erhöhung der zu erbringenden Leistung um 22 % an den handelsoffenen Tagen! Das ist enorm, wenn man bedenkt, unter welchen Hygienebestimmungen und -auflagen das erfolgen musste und muss – vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass hier familiengeführte Klein- und Mittelbetriebe betroffen sind.“ Denn wenn auch online beraten werden kann und Planungen ohne Kundenkontakt durchgeführt werden, so fehlen die Öff- nungszeiten dennoch im Verkauf, in der Montage und generell in der praktischen Umsetzung bei den Kundinnen und Kun- den vor Ort im Haus oder in der Wohnung. Wimmer: „Uns werden heuer die Tage aus- gehen!“ Bis vor einigen Wochen konnten die Möbelfachhändler und Raumausstatter noch gut montieren, doch die Lücke wird im April und Mai folgen. Nach der Wiedereröff- nung würden diese allerdings in den ersten Wochen rund um die Uhr arbeiten müssen, um die Aufträge auch tatsächlich umsetzen zu können. Herstellerseitig haben derzeit jene die Nase vorn, die vor allem an den Fachhandel liefern. Mut gefordert Aber Wimmer wünscht sich auch mehr Mut von der Politik: „Es geht um uns alle, also hat jeder Einzelne eine Verpflichtung.“ Gleich- zeitig sollte seitens der Politik die Notwen- digkeit von Tests und Impfungen wesentlich klarer kommuniziert und gegebenenfalls auch mit Konsequenzen verbunden werden. Mehr Eindeutigkeit wünscht er sich auch beim Lockdown. Denn das „Tür-auf-Tür- zu-Spiel“ wird nicht mehr lange funktionie- ren. Ein „nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown“ wird auch der erfolgreichste Händler nicht noch unzählige weitere Male überstehen!“ www.serviceandmore.at Foto: SERVICE&MORE SERVICE&MORE WANTED: Klare Ansagen und mehr Mut Der Einrichtungsfachhandel hat die Pandemie bislang in Relation zu anderen Branchen relativ gut verkraftet. Trotzdem zehren die Umstände allgemein, der unklare Kurs in Sachen Pandemiebekämpfung und obendrauf auch noch der Fachkräftemangel an der Substanz aller Beteiligten. „Handwerk muss wieder golden werden! Im monetären Sinne betrifft das leistungsgerechte gute Bezahlung, aber vor allem müssen Ausbildung und die Anerkennung in der breiten Öffentlichkeit verbessert werden.“ Christian Wimmer, SERVICE&MORE-GF

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