Februar-März 2020
22 wohninsider.at | Februar/März| 01.2020 BRANCHENTALK T atsächlich findet man noch einige Hobeln im 150-Mann- Betrieb von Gerhard Hackl und Anna Richter in Traun. In der Museums-Ecke gleich neben dem Eingang des HAKA-Schauraums stehen diese schön drapiert, neben einigen anderen alten Werkzeugen und Schildern. Genau dort – und nur dort – in der histo- rischen Ecke, finden sie heute noch Platz. In den angrenzenden modernen Produk- tionshallen hingegen stehen CNC-Fräsen, Computer und sogar Nähmaschinen. Einen Hobel sucht man hier vergebens. Und genau da spießt es sich gewaltig: Denn laut gelten- der Tischlerei-Ausbildungsordnung (Details siehe unten) muss ein Tischler-Lehrling in jedem Lehrjahr hobeln. Heißt im konkreten Fall: HAKA-Küche darf keine Tischler- Lehrlinge ausbilden. Gerhard Hackl kann das nicht nachvollzie- hen: „Das Berufsbild hat sich einfach verän- dert. Wir bauen jeden Tag etwa 30 Küchen, aber dafür brauchen wir keine Hobel mehr.“ Seine Forderung an die heimische Politik ist daher klar: das neue Berufsbild des Mö- belbauers zu etablieren – und zwar neben jenem des Tischlers. „Ich will die Tischler überhaupt nicht angreifen, aber das ist mitt- lerweile ein anderer Beruf. Daher sind die Vorgaben für einen gemeinsamen Lehrberuf einfach nicht mehr zeitgemäß.“ Er führt aus: „Tischler lernen in ihrer Lehre mehr als 25 verschiedene Holzsorten auswendig. Aber in Wahrheit ist in vielen Fällen die Haupt- holzart die beschichtete Spanplatte.“ Auf der anderen Seite: „Welcher Tischler lernt heute etwas über Daten oder wie man Ma- schinen programmiert?“ Er sieht da eine große Diskrepanz. Und er ergänzt: „Wir hal- ten ja auch viele Tischler als Zulieferer am Leben. Die gewerberechtlichen Auflagen für einen Tischler sind ganz andere als die für GERHARD HACKL „Fordere das Berufsbild Möbelbauer“ Dieser Mann nimmt sich gewohntermaßen kein Blatt vor den Mund. Und erregte in der Vergangenheit u.a. mit einem äußert provokanten und gleichermaßen viel zitiertem Werbespot einiges an Aufsehen. Gerhard Hackl. Nun springt er für die Lehrlingsausbildung in die Presche – und macht sich damit nicht nur Freunde. V on G erhard H abliczek und L illy U nterrader Hat in der Museums-Ecke Platz, im modernen Möbelbau-Betrieb jedoch schon lange nicht mehr: Der Hobel, der Inbegriff des Tischler-Handwerks. In der Produktion wird an modernen Maschinen gearbeitet, gefräst und montiert. Gehobelt allerdings schon lange nicht mehr. Fotos: Lilly Unterrader/wohninsider und WOHLSCHLAGER.at „Ich könnte jedes Jahr fünf bis sechs Lehrlinge ausbilden. Aber ich habe keinen einzigen mehr.“
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