Februar-März 2020
01.2020 | Februar/März |wohninsider.at 29 WOHNDESIGNERS auch neben die Trends zu schauen. Was individuell passt, muss kein Trend sein. Woran machen sich denn Trends fest? Es gibt viele Trends und es fällt schwer, den Überblick zu behal- ten. Interior Design ist ein bisschen wie Kunst oder guter Wein: Wer entscheidet, was gut ist? Natürlich gibt es Tendenzen, die in der Masse besser ankommen und dadurch zum Trend werden. Und es gibt Trendsetter. Hier kommen auch Blogger und Influ- encer ins Spiel, weil sie gewisse Strömungen früh sehen, spüren, auffangen und weitertragen. Von Boho und Ethno über Ur- sprüngliches und natürliche Materialien bis zu Stahl, Samt und Seide als Materialien sind die aktuellen Trends breit gefächert und ich finde es entscheidend, offen zu sein, sich alles anzusehen, nichts auszuschließen. Alles ist möglich und gutes Interior Design braucht Mut, eigene Wege unabhängig von Trends zu gehen. Ein Tipp an angehende Interior Designer? Interior Designer sollten über den Tellerrand hinaus sehen, Mut bei der Gestaltung und zur Farbe zu beweisen, den Menschen mit seinen Vorlieben und Bedürfnissen zu sehen, und weniger, was als Trend vorgegeben wird. Was würde sich der Kunde wünschen und wie würde er den Raum einrichten, wenn er nicht wüsste, welche Trends, Produkte und Materialien aktuell am Markt und ‚in‘ sind? Das ist die entscheidende Frage für individuelles Interior Design. Welche Rolle spielen Materialien? Materialien sind bei der Einrichtung alles. In Österreich sind warme, natürliche Materialien angesagter, weil sie ansprechen und auch weil Nachhaltigkeit immer wichtiger ist. Das zeigt sich schon eine Zeit lang und wird sich zukünftig noch stärker manifestieren. Generell wird bei der Einrichtung in Österreich weniger experimentiert. Wir sollten mehr daran denken, was möglich ist, und nicht nur sehen, was immer da ist. Und wie wohnst du? Mein Interieur ist eigentlich ein Mix aus verschiedenen Stilrich- tungen. Ich richte mich unter dem Leitgedanken ein, mich wohl- zufühlen und meine skandinavischen Wurzeln fließen teils be- wusst, teils unbewusst ein. Da kann ich nicht aus meiner Haut. Interieur entwickelt sich immer mit der eigenen Persönlichkeit und Zuhause hat sehr viel mit Emotionen zu tun. Geht es also mehr um Emotion als um Perfektion? Perfektion ist ein Punkt, der bei Bloggern und Influencern oft kriti- siert wird, weil die Bilder, die in den sozialen Medien gepostet wer- den, zu „perfekt“ sind. Schlussendlich will aber jeder diese perfekte Illusion. Bei der Gestaltung des Interieurs sollte allerdings beach- tet werden, dass es auch dann noch gut aussieht, wenn darin tat- sächlich gelebt wird. Sonst ist es zwar schön, aber nicht Zuhause. Das eine Bein in der Einrichtungs-, das andere in der Influencerwelt – wo siehst du Schnittstellen und Symbiosen? In Österreich ist dieses Zusammenspiel noch nicht so entwickelt, während in Europa Interior Designer, Blogger und Influencer mittlerweile stärker Hand in Hand gehen. Es geht auch nicht mehr rein um Werbung und Reichweite, sondern um gemeinsa- me Produktentwicklung und Ideengestaltung. Außerdem machen Blogger und Influencer, worauf der Fachhandel schon immer setzt: Persönliche Beratung. Hinter jedem Foto, Posting und Blog- beitrag begegnen Konsumenten einer realen Persönlichkeit, einer Mischung aus persönlichem Berater und Freundin, worauf sie viel mehr vertrauen als auf Werbung. Diese Qualität haben Unterneh- men noch zu wenig erkannt. Einrichtungsbranche und Influen- cerwelt in Österreich sind immer noch zwei Paar Schuhe, ich sehe aber Symbiosen und noch viel Potenzial. www.parsleyofhappiness.com „Interior Design ist ein bisschen wie Kunst oder guter Wein: Wer entscheidet, was gut ist?“ „Wichtig ist, immer auch neben die Trends zu schauen. Was individuell passt, muss kein Trend sein.“ In der Interior Design-Welt ist Trine Saurstroe zuhause. © Trine Saurstroe
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