Februar-März 2020

44 wohninsider.at | Februar/März| 01.2020 KÜCHE D ie Märkte sind überfüllt, wir fin- den nahezu in jedem Segment ein Überangebot und, ob Sie Ihre Semmeln beim Spar, Billa oder Hofer kaufen, ist wahr- scheinlich egal. Sie bekommen überall Sem- meln und diese schauen – im Großen und Ganzen – gleich aus. Unterschied: beim ei- nen schmecken sie vielleicht besser und beim anderen kosten sie vielleicht weniger. Die Küchenbranche Es geschah vor einigen Jahren, als eine Grup- pe von Fachleuten im Zuge einer Erhebung eines Marktforschers in Küchenstudios, Groß- fläche, Messe usw. die ausgestellten Küchen- modelle beäugte. Ergebnis: Es war in vielen Fällen den Experten unmöglich die Marke der Küchenmodelle festzustellen. Mit anderen Worten – die Küchen sahen mehr oder weni- ger gleich aus. Böse Zungen behaupten, dass das auch heute noch so ist. Küchenmöbel sind zum Großteil (weit über 50 %) weiße Kasteln und das, seit die Wiener Architektin Marga- rete Schütte-Lihotzky die Frankfurter Küche erfand und das war vor über 100 Jahren. Was denkt sich der Konsument? „Ist doch eh alles das gleiche“ – also nimmt er das, was ihm aus irgendeinen Grund besser gefällt (schmeckt) oder das, was weniger kostet. Und so funktioniert der heutige Markt. Es geht nicht um mehr Leistung, es geht darum, den anderen „umzubringen“ – vornehmer ausgedrückt – zu verdrängen. Weil ja eh je- der das gleiche verkauft. Die Großen machen es vor. Kein vernünftiges Konzept, sondern nur: „Wir kaufen den anderen, dann zählen die weißen Kasteln, die er bis heute verkauft hat, zu unserem Umsatz. Wir schummeln dann noch 70 % Rabatt auf die Preisaus- zeichnung, der Konsument checkt das eh nicht und zu guter Letzt schenken wir ihm noch die Mehrwertsteuer.“ Die Tragik dabei, es versuchen einige diesen Weg nachzuah- men. Ergebnis: sie scheitern, schließen ihre Geschäfte oder werden „geschluckt“. Andere Wege Gott sei Dank gibt es aber noch andere Wege, und speziell in Österreich verfügen wir über eine große Anzahl hervorragender Küchen- studios mit eigenen Ideen und Konzepten. Sie versuchen anders zu sein. Das beginnt schon beim Produkt, beim Küchenmodell. Stellen Sie sich kein Modell in Ihr Studio, das bei Großflächenanbietern mit zweistel- ligen Rabatten ausgepreist wird. Suchen Sie sich eine oder zwei Marken, die einen guten Ruf haben, mit denen Sie in Ihrem Umfeld eine Alleinstellung schaffen und beherrschen Sie diese Marken. Wenn Sie ein Fachmann sein möchten, dann müssen Sie über Ihre Produkte zweihundertprozentig Bescheid wissen. Der Konsument weiß heute hun- dertprozentig Bescheid. Dann – und das ist genauso wichtig wie das Produkt – brauchen Sie für sich, für Ihr Studio, für Ihr Unter- nehmertum ein eigenes Konzept, Image oder Auftreten – egal wie Sie das nennen wol- len. Jeder Mensch hat was Besonderes, was Eigenes und Stärken, die nur er alleine hat. Und das müssen Sie dem Kunden mit Ihrer Mannschaft, mit Ihrem Auftreten und auch mit Ihrem Studio vermitteln können. Die Kommunikation mit dem Kunden Es reicht bei weitem nicht mehr, ein Ver- kaufs- oder Beratungsgespräch perfekt zu be- herrschen. Es geht darum, mit dem Kunden in eine Kommunikation zu treten, die weit darüber hinausgeht. Böse Zungen behaup- ten: „Jedes Küchen- bzw. Möbelstudio schaut gleich aus!“ Die Kunden werden von den Ein- drücken in einem Studio mit den ausgestellten Möbeln, mit Verkäufern, mit Preisangeboten usw. erschlagen. Sie erkennen nicht das ganz Spezielle dieser Firma. Es geht alles unter. Der Industriedesigner und Architekt Herbert Lanzinger befasst sich seit einigen Jahren mit dem Thema Studiodesign und hat in Öster- reich mittlerweile mehr als 30 Shops, Messe- stände und Studios verschiedenster Branchen designt. „Es muss schon beim Betreten eines Studios die Stärke, die Besonderheit des Hau- ses für den Konsumenten erkennbar sein“, sagt er. Und genau hier liegt ein weiterer Bau- stein versteckt, der oft nicht beachtet wird, der Sie aber auf einen eigenen Weg führen kann. Studiodesign Das Thema Studiodesign werde ich mit Herbert Lanzinger am 19. Mai 2020 bei der MZE Jahrestagung in Mondsee in einem Branchentalk darstellen. Wenn Sie diesbe- züglich Fragen haben, dann können Sie mir diese gerne vorab per Mail übermitteln. Wir werden diese in unserem Branchentalk sehr gerne einfügen und vor Ort behandeln. Zum Schluss Ich komme noch einmal auf meinen Ein- stieg – die Semmeln – zurück. Es gibt genug Kunden, die Semmeln aus einer Schütte kaufen – nach dem Motto, nimm drei und zahl zwei. Das sind nicht Ihre Kunden. Sie brauchen die Kunden, die ihre Semmeln beim Bäcker kaufen. Auf den folgenden Seiten werden Sie einige Ideen von der Produktseite her zum Thema Differenzierung und eigene Wege finden. gh@wohninsider.at KOMMENTAR von Gerhard Habliczek, Herausgeber wohninsider SUCHEN SIE IHREN EIGENEN WEG Kaufen Sie Ihre Semmeln beim Bäcker. Fotos: redsheep_pixelio.de, wohninsider

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