Februar-März 2020

01.2020 | Februar/März |wohninsider.at 81 Schlafzimmer im Entstehen. „Hier können künftig Kunden Probeschlafen statt nur -lie- gen, wenn Sie ein Bett kaufen. Nachsatz: Ich frage mich immer, wie Kunden eine Matratze und ein Bett um ein paar tausend Euro kau- fen können, in dem sie nur fünf Minuten ge- legen sind.“ Auf die Materialien kommt es an Für Lechner ist sein Arbeiten ein Gesamtpa- ket. Neben dem eigenen Holzlager aus regio- nalen Hölzern, die freiluftgetrocknet werden, ist ein wesentlicher Teil auch die Beschich- tung. Seit jeher – nunmehr 35 Jahren – wird in seinem Betrieb nicht lackiert, sondern nur geölt und gewachst. „Und hierbei setze ich auf selbst hergestellte Rezepturen und auf eine Firma, nämlich AURO. Die haben als einzige eine Volldeklaration, verwenden nur natürliche Rohstoffe, sind erdölfrei. Hinter dem kann ich voll und ganz stehen.“ Nach- haltigkeit heißt für ihn aber auch etwas ande- res: „Ich kann meinem Kunden kein geöltes Möbel liefern und ihn dann damit alleine lassen. Da bedarf es einer Anleitung für die Kunden, wie beim Schuhe putzen.“ Aber: „das braucht halt viel Beratung und Know- how. Weil jedes Holz anders ist. Andere Her- steller haben das gut im Griff, die Produkte, wo viel Chemie drinnen ist, trägt man einfach auf und das war’s. Ohne die Folgen zu be- denken.“ Mit den eigenen Anstrichen und den Ölen und Wachsen von AURO bietet er da eine gesunde und nachhaltige Alternative. Besondere Materialien kommen aber auch bei dem im Entstehen befindlichen Badezimmer zum Einsatz. Hier verwendet er Bracer Stein, direkt von einem Steinmetz in Kroatien, der Ofen daneben ist aus gerostetem Stahl, kommt von einem Leipziger Schlosser und ist ein Sonderstück. „In dem Ofen kann man im Brennraum grillen – mitten im Winter.“ Österreichs unvergleichliche Wohn- kultur Alles ist besonders bei Roman Lechner, alles zu Ende gedacht. Seine Werke sind so be- sonders wie sein Denken. So bietet er neben seinen Holzstücken, Restaurationen, u.a. für das Denkmalamt in Wien, auch Gesamtein- richtungen sowie Stockerlbau-Seminare. „Das ist ein zweitägiges Seminar, bei dem ich mit den Teilnehmern in den Wald gehe, wir ge- meinsam das Holz für unser Werkstück fällen, und am nächsten Tag dann daraus gemeinsam und mit eigenen Händen ein Stockerl oder ähnliches Werkstück fertigen.“ Für den Zu- sammenhalt und den Teamspirit bietet der Tausendsassa auch gleich die Übernachtung dazu an. Alles im Kreislauf gedacht. Mit dem Menschen und der Natur. Kein Wunder also, dass eine unlängst publizierte Studie über die klimaschädlichen Auswirkungen von Billig- möbeln bei ihm auf fruchtbaren Boden fiel. (Siehe auch wohninsider 6/2019, S. 22) Er liebt seinen Beruf, der gleichzeitig seine Berufung ist. „Wir haben in Österreich eine so hohe Wohnkultur wie sonst nirgendwo. Von uns kommt Bauhaus, Jugendstil usw. – hier war das Zentrum der Welt.“ Und im tief- sinnigen Gespräch mit wohninsider schweift sein Blick nochmals aus dem Fenster, in die Nachbarschaft und bleibt haften auf einem angrenzenden Haus: „Sehen Sie die drei Fenster. Zwei größere außen und das mittlere ist kleiner. Es wirkt so, als wäre das kleinere Fenster in der Mitte fehl am Platz, zu weit oben. Dabei sind sie auf einer Flucht. Ein op- tische Täuschung. Hier hat jemand gegen die Natur gearbeitet und für mich ist es ein will- kommenes Beispiel für Fehlplanung.“ Schon Friedensreich Hundertwasser sagte: „Die ge- rade Linie ist gottlos!“ Und, so Lechner ab- schließend: „Hundertwasser hatte Recht!“ www.rgl.co.at 1_ Aus dem Garten direkt ins Wohnzimmer – der einstige Nussbaum wurde zum Tisch für die Familie. 2_ Ein Barhocker aus Lechners Feder, nur mit besten und hochwertigsten Materialien gefertigt. 3_ Aus alt mach neu: Roman Lechner frischt auch alte, wertige Möbel wieder auf. 4_ Das Zirbenschlafzimmer ist nach den Gesetzen des Goldenen Schnittes gefertigt.    

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