wohninsider Juni-Juli 2018
wohninsider.at 139 RAUM : OBJEKT Länder besuchen – hoffentlich klappt es auch in Österreich! Wir arbeiten im Rahmen der Ausstellung immer mit einem Partner in dem jeweiligen Land zusammen. Wie ist Ihr Zugang zu Leuchten und Leuchtendesign? Wir arbeiten nicht nur mit dem Licht als sol- chem, sondern auch mit der physischen Prä- senz des Leuchtobjekts. In unserem Zugang rückt das Beleuchtungsobjekt als solches ebenfalls in die Wahrnehmung des Betrach- ters. Denn ein Beleuchtungsobjekt sagt ja auch allerhand über dessen Besitzer aus, sei- nen Geschmack, seine Kultur... Wir arbeiten für das Auge des Betrachters. Wir scheuen uns nicht davor das auszusprechen, wir ar- beiten an Schönheit. Schönheit ist also das Schlüsselwort? Nein, Harmonie ist das Schlüsselwort. Schönheit war wichtig für die Griechen, da war Schönheit gleichbedeutend mit gut sein. Das Schlechte war immer hässlich. Was wir wollen, ist dem Objekt eine Vision mitzu- geben, eine Vision, die von der Allgemein- heit verstanden werden kann, nicht nur von Technikern oder Spezialisten. Wir wollen et- was kreieren, das Reaktionen provoziert, so- dass der Betrachter sich eine Meinung dazu bildet und es mag oder eben nicht. Aber er soll nicht passiv bleiben. Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie nicht nach Produkten streben, die sich einfach verkaufen. Sie wollen Meilensteine kreieren. Wie definieren Sie einen Meilenstein? Ein Meilenstein definiert sich für mich sehr einfach: Es ist ein gutes Produkt heute, das nicht in die Jahre kommt und in fünf bis zehn Jahren immer noch aktuell ist. Um Ih- nen eine Vorstellung zu geben: Die Lam- pe von Le Corbusier wurde 1954 entworfen (siehe Foto Seite 138) . Damals wurden nur ein paar Stück hergestellt. Mit der industri- ellen Produktion haben wir erst vor ein paar Jahren begonnen und heute ist es einer un- serer Bestseller! Ein weiteres Beispiel ist das Modell Ellise, das ich selbst entworfen habe. Eigentlich war es ein Zufall, ich hatte diese Form im Kopf. Viele Unternehmen arbeiten mit Kreisen, wir wollten die Sache komple- xer angehen und haben die elliptische Form gewählt. Wie wählen Sie die Produkte oder Ent- würfe aus? Es ist eine sehr schnelle Herangehensweise. Wir arbeiten mit einigen Designern lang- fristig zusammen, und da gibt es bereits eine starke Verbindung. Wenn mir die Entwür- fe vorgelegt werden, sehe ich auf den ersten Anhieb, ob es das ist oder nicht. Im ersten Moment fühle ich, ob es richtig oder falsch ist. Im Prinzip macht es dabei keinen Unter- schied, ob dieses Objekt über dem Esstisch zu Hause hängen soll oder für ein Restau- rant mit 50 Tischen vorgesehen ist. Egal, ob es ein Gast zu Hause oder in einem Hotel ist, beiden will man den gleichen Grad an Kom- fort und Anerkennung durch das Beleuch- tungsobjekt geben. Definieren sich Meilensteine nicht auch durch den finanziellen Erfolg? Absolut, ein Meilenstein muss auch ein fi- nanzieller Erfolg sein, sonst ist es kein Mei- lenstein und du verstehst eigentlich deinen Job nicht. Ein Produkt muss verstanden wer- den. Es ist wie mit dem Schreiben eines Bu- ches. Das Buch sollte auch verstanden wer- den, ohne dass man es erklären muss. Hier an Ihrem Stand steht das Bild von Captain Nemo. Was bedeutet das für Sie? Captain Nemo erkundet das Unentdeck- te. Die tiefe See, Objekte und Visionen, die es zuvor noch nicht gab. Und das ist auch unsere Mission und ich sollte auf diesem Schiff der Kapitän sein, meistens zumindest (lacht)... Welches Licht schalten Sie als erstes am Morgen an, wenn Sie aufstehen? Das wechselt, aber tatsächlich teste ich die meisten neuen Modelle, sobald ich einen Prototyp habe. Ich teste es neben meinem Bett, um den Effekt zu sehen, den es am Morgen hat. Abschließend, welche Frage, die Ihnen noch nie gestellt wurde, würden Sie gerne beantworten? Es ist eine Frage, auf die ich keine Antwort habe: Wie hat sich unser Unternehmen in zehn Jahren entwickelt. nemolighting.com/deu Die italienische Leuchtenmarke NEMO wurde 1993 in Mailand gegründet und steht einerseits für aktuelles italienisches Design in Kooperation mit zahlreichen Designern und andererseits für Produkte von Vorreitern des zeitgenössischen Designs wie Le Corbusier oder Charlotte Perriand. Federico Palazzari, Jurist, Designer und CEO steht seit 2012 an der Spitze des Unternehmens und konnte in den vergangenen drei Jahren für das Unternehmen konstante Wachstumsraten von 30% erzielen. In Österreich wird die Marke von Peter Klaritsch vertreten: Mobil: +43 (0) 664 4428910 E-Mail: office@klaritsch.com Palazzari „spürt auf den ersten Anhieb, ob der Entwurf eines neuen Modells richtig oder falsch ist“. Der Unternehmenserfolg gibt im Recht. Hier im Bild mit der Borne Beton von Le Corbusier. „Egal, ob es ein Gast zu Hause oder in einem Hotel ist, beiden will man den gleichen Grad an Komfort und Anerkennung durch das Beleuchtungsobjekt geben.“ Facts
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