wohninsider Juni-Juli 2018

32 wohninsider.at NETZWERKE wohninsider: Wie sehen Sie die derzeiti- ge Situation im Küchenfachhandel? Manfred Töpert: Das größte Problem heute bei den mittelständischen Unterneh- men ist die Nachfolge. Wir werden Umstruk- turierungen im ganzen Markt haben, weil viele Junge eine hervorragende Ausbildung haben und sich für andere Wege entschei- den. Auch sehen viele den höheren Freizeit- wert und der finanzieller Erfolg wiegt das nicht auf. Es kommen auch noch Partner- schaften hinzu, wo der eine Partner einen gesicherten Job mit entsprechendem Ein- kommen hat und dann stellt sich der ande- re nicht zwölf Stunden und samstags in ein Geschäft. Es funktioniert nur, wenn die bei- den Charaktere zusammen passen. Wir wer- den in den nächsten Jahren zwar neue Leute gewinnen, aber wir werden, in Deutsch- land noch mehr als in Österreich, stille Marktaustritte haben. Es wird mehr Austrit- te geben als Neue, die hinzukommen. Sind das gute oder schlechte Aussichten für ein Küchenstudio? Töpert: Ich sehe die Zukunft für die Kü- chenstudios durchaus positiv. Was sucht denn heute der Durchschnittskunde? Er sucht Problemlösungen. Im Hausbau bauen immer weniger einen Keller, das ist zu teuer. Heute muss ich günstig bauen, damit ich das richtig finanzieren kann. Also brauche ich einen Hauswirtschaftsraum. Das sind aber zwei Räume; einer für die Lebensmittel und einer wo Waschmaschine, Trockner, Bügel- brett usw. stehen. Unter diesem Aspekt muss man die Dinge sehen. Ich glaube, dass für eine Küche, auch jetzt mit einem Übergang in einen Wohnraum, Konzepte gefragt sind. Also ich bin fest überzeugt, dass die Zukunft bei den Fachhändlern liegt und nicht mehr bei gigantischen Möbelhäusern. Der Konsument ist nicht mehr bereit, wenn er eine Küche kauft, dass er sechs oder sie- ben Samstage opfert und in der Gegend he- rum fährt. Der schaut heute ins Internet, sucht sich drei Anbieter heraus und geht dann dort hin, wo die Komponente Mensch zu Mensch am besten stimmt und dann will er seine Problemlösung haben. Genau hier hat der Fachhändler einen riesen Vorteil: Die Küche und alles was dazugehört lebt von der Kreativität und vom Lösungsansatz des Verkäufers. Und nicht vom Produkt. Das Produkt ist heute nicht mehr zu unterschei- den. In Österreich gibt es ja auch noch eine ganz besondere Struktur am Markt, weil Fach- händler gleich Küchenspezialist und/oder Tischler ist. Ich glaube, das es nicht dahin geht, dass der Tischler die ganzen Küchen selber macht, der Tischler ist klug genug und nimmt sich einen Küchenhersteller. Aber sein Vorteil ist, wenn eine Nische da ist, be- stellt er ein paar Platten und macht ein schi- ckes Regal oder sonst was und das kann er günstiger machen, als wenn es der Herstel- ler in Sonderanfertigung macht. Und in die- se Richtung läuft es. Menschen machen mit Menschen Geschäfte und hier hat der Fach- handel alle Chancen. Sie sagen, Produkte sind mehr oder we- niger austauschbar. Ist das der Grund, warum die Verbände die Eigenmarken so forcieren? Töpert: Ich würde nicht sagen Eigenmar- ke sondern Eigenlabel. Da sehe ich einen DER KÜCHENRING Gute Chancen für den Fachhandel Am ersten Mai-Wochenende traf sich DER KÜCHENRING in München zur diesjährigen Jahres- hauptversammlung. wohninsider war dabei und sprach auch mit den Geschäftsführern von DER KÜCHENRING AUSTRIA Manfred Töpert und Bernhard Achleitner. V on G erhard H abliczek „Im regionalen Wettbewerb muss jeder für sich eine Identität haben.“ Manfred Töpert , Geschäftsführer DER KÜCHENRING AUSTRIA „Wir kümmern uns, dass unsere Partner immer auf der Höhe des Wettbewerbs sind!“ Bernhard Achleitner

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