wohninsider Juni-Juli 2018
wohninsider.at 33 NETZWERKE großen Unterschied, weil wir können keine Marke etablieren, wir können eigene Labels etablieren. Das ist die Antwort auf die Kon- zentration im Herstellerbereich. In Deutsch- land haben wir sechs Hersteller im Bereich der Küchenmöbel, in Österreich sagen wir mal drei, die 85 Prozent des Marktes be- herrschen. Ich habe an jedem Standort eine Distributionsdichte, wie man sie noch nie erlebt hat. Deshalb ist das Thema Exklusivi- tät eigentlich nicht so wichtig, weil wenn ich es nicht von dem einen bekomme, dann be- komme ich es vom anderen. Wir, also der Fachhandel, brauchen Identitä- ten, Anker. Wo sich sowohl Händler als auch der Endverbraucher festmachen können. Ich muss ja eine Botschaft transportieren. Wenn der Kunde sagt, er möchte die Küche des Herstellers XY, dann geht er zu drei Händ- lern, lässt planen und kauft dort, wo er den günstigsten Preis bekommt. Damit wird eine Preisspirale nach unten in Gang gesetzt. Das dient niemanden, weder der Industrie noch uns als Händler. Ich glaube, im regionalen Wettbewerb muss jeder für sich eine Identi- tät haben, wenn er auch das gleiche Produkt hat. Es muss sich eine Identität entwickeln und derjenige, der sie vertritt muss sie auch leben. Deshalb sind eigene Labels unser Thema. Wir müssen es vollumfänglich mit Internetauftritt, eigenem Namen, eigenen Journalen und in der letzten Stufe auch mit der einen oder anderen Produktidee verse- hen. Das ist ein großer und schwieriger Weg, weil wir damit in Produktionsthemen ein- steigen. Also brauchen Sie Produzenten, die Ihre Ideen umsetzt? Töpert: Genau. Und da schließt sich der Kreis. Und in Wahrheit ist es so, dass das nur die „Großen“ können, weil die in der Fertigungskapazität so ein Thema umsetzen können. Wir haben, und ich komme noch- mal dazu, in unserem Markt extrem oli- gopolistische Tendenzen. Sechsmal Holz, dreimal Elektrogeräte, zweimal Spülen und damit ist es grob gesagt erledigt. Die Vielfalt der Erzeuger hat sich in den letzten Jahren extrem verringert. Wie geht es dem Küchenring in Öster- reich? Bernhard Achleitner: Es werden im De- zember drei Jahre, dass wir am Markt tätig sind. Wir haben annähernd 60 Händler, wo- bei für mich die Zahl eigentlich gar nicht so ausschlaggebend ist. Unser Ziel ist es, lang- sam und kontinuierlich und mit Substanz zu wachsen. Die richtigen Händler zu finden. Wir sind auf einem guten Weg, die Händ- ler entwickeln sich sehr, sehr gut. Es so eine Regel bei den Verbänden, dass 80 Prozent des wertmäßigen Umsatzes 20 Prozent der Händler machen. Wir versuchen, die Händ- ler, die wir ins Boot holen, mit unseren Stu- diokonzepten Möglichkeiten zu bieten, dass sie sich gut weiterentwickeln. Es gibt originäre Strategien und Dienstleis- tungen, die sind heute wichtig. Wir glauben aber auch, dass der Händler eine Kernkom- petenz hat und die heißt: Vermarkten im re- gionalen Wettbewerb. Wir sind da, um ihm eine tolle Ausstellung zu bauen, um ihm zu helfen bei der Festlegung seines Lieferanten- portfolios, wenn er es wünscht ihm Dienst- leistungen für Internet, für Medien, für Fa- cebook anzubieten, das ist unsere Aufgabe. Am Ende des Tages heißt es aber immer, wir oktroyieren ihm das nicht auf, wir geben ihm die Wahlfreiheit. Und wenn es um seine Ausstellung geht, stehen wir ihm mit unse- rem Ladenbaukonzept zur Seite. Aber kei- nen fertigen Ladenbau, sondern Module, die er nach seinen Bedürfnissen und Vorstellun- gen gestalten kann. Er soll sich wohl fühlen, denn es ist und bleibt sein Studio und er ist die Marke. Wir sind im Hintergrund Dienst- leister, der immer das Ohr im Bereich der Konditionen, im Bereich der Entwicklun- gen, im Bereich der eigenen Darstellung im Markt hat. Und wir kümmern uns, dass er immer auf der Höhe des Wettbewerbs ist. Es funktioniert nur, wenn wir gemeinsam mit unseren Partnern bodenständig, mit bei- den Beinen am Boden, kommunizieren. Wir wollen so schnell wie möglich zum Ziel kom- men aber wir werden nicht den Fehler ma- chen, dass wir überbasen. Das muss wie eine Schichtstoffplatte sein, Lage auf Lage, dann muss es fest gefügt sein. Nicht wie ein Phönix aus der Asche und dann verglüht der Stern. Wir wollen das ganz handwerklich sauber entwickeln. „Wenn der Konsument eine Küche kauft, fährt er nicht sechs oder sieben Tage in der Gegend rum!“ Manfred Töpert Fotos: David Bohmann „Unser Ziel ist es, langsam und kontinuierlich und mit Substanz zu wachsen.“ Bernhard Achleitner , Geschäftsführer DER KÜCHENRING AUSTRIA
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