wohninsider Juni-Juli 2018
wohninsider.at 53 WOHNDESIGNERS Fotos: © HTBLVA Graz-Ortweinschule/Innenarchitektur www.ortweinschule.at „Free Speech“ von Hanna Schmölzer & Sabrina Zechner. „FlowerPower“ von Sabrina Fürhapter & Laura Kogler. „Shine Pride“ von Theresa Dirnböck & Janine Sailer. „Peace for the world“ von Petra Andricic & Mihaela Jalsovec. Entwurf – einem Sessel, der sich im Handumdrehen in ein Klein- fußballtor für Wohn-, Ess- und Kinderzimmer verwandelt – die gleichnamige Kampagne der UEFA unterstützen und auf die Rassismus-Problema- tik hierzulande aufmerksam machen wollen. Das Thema Toleranz grei- fen auch Theresa Dirnböck und Janine Sailer auf – mit Fokus auf die LGBTQ+-Community und dem Stuhlentwurf „Shine Pride“ mit aus in den Farben der Regenbogenfahne foliertem Acrylglas gefertigtem Fä- cher, der bei Sonneneinstrahlung sein Abbild auf den Stuhl wirft und optisch von einem AIDS-Symbol aus schwarzem Stoff gehalten wird. Stuhl und Statement Mit der beeindruckenden Kreation „WAR IN- SIGHT“ wollen Rachele Forcellini und Clara Bardakji daran erinnern, dass in Syrien im- mer noch Krieg herrscht. Die Rückenlehne ziert der Umriss Syriens mit der Flagge darin, mit einer Waffe wurde darauf geschossen und und daraus fließt Blut, der Stacheldraht um den Sessel verhindert das Hinset- zen ohne sich zu verletzen. Ein eindeutiges Zeichen setzen auch Petra Andricic und Mihaela Jalso- vec mit „Peace for the world“. Der schwarz-weiß gehaltene Stuhl trägt das Peace-Zeichen, das die Vordersei- te der Lehne in drei Teile mit je- weils heiligen Texten der drei Reli- gionen teilt, und die Oberfläche der Sitzfläche das Zitat „Aren´t we all humans? Then why can´t we live in peace?“, während die drei Religionen mit Symbolen auf der Rückseite sowie den drei zusammenwachsenden Ses- selfüßen erneut aufgegriffen werden. Der Freiheit gewidmet Mit ihrem Projekt „Wir sind offen“ widmen sich Elena Ei- senberger und Jan Köppel dem Thema Migration in Ös- terreich. In der Sitzlehne des als Skulptur mit Message an die Außenwelt fungierenden Sessels findet sich ausge- schnitten die Karte des Landes mit offenem Schloss in der Mitte, das die Offenheit des Landes zur Migration zeigen soll. Die Meinungsfreiheit greift „Free Speech“ von Hanna Schmölzer und Sabrina Zechner auf. Der von ihnen ent- wickelte Stuhl, dessen Oberfläche komplett mit Seiten der Zeitung „The New York Times“ belegt ist, ist mit einer massiven Stahlkette umwickelt, deren Enden mit einem Schloss verbunden sind, hat aufgrund dieser seine frü- here Funktion als Sitzmöbel verloren und ist damit zur Skulptur avanciert. Mit dem in Grau und Schwarz gehaltenen, aus Aluminiumrohren und Kunststofftei- len bestehenden „Wheelchair Edition Serie 7 – Design for all“, der mit seiner roten Fabe herausstechen soll, zeigen Eleni Gesierich und Petra Köberl auf – und ein wichtiges Thema. Der Rollstuhl, mit seinem Design die Toleranz und Eingliede- rung von beeinträchtigten Menschen repräsentie- rend, wird durch Sesselbeine statt Vorderrädern nur noch als Stuhl nutzbar – und stelle das nicht vollendete Denken im Design dar, so die jungen Kreativen. Natürlich anders Ein Baumstamm anstelle der Stuhlbeine trägt bei „Destroyed Nature“ von Julia Purkartho- fer und Anna Lembacher die mit Islandmoos verkleidete Sitzschale und stellt die Verbindung der Erde zu den Menschen dar. Im Spiegelpodest mit dem Spruch „Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“ von Charles Darwin spiegelt sich zu- dem der komplette Stuhl wider und erinnert an einen Baum. Als „Kunstobjekt“ sehen und verstehen Michael Roß- mann und Lena Kienzl ihre Kreation „Art(un)gerecht“. Das Möbel kommt mit zwei miteinander verschraubten und an der Unterseite des Sessel montierten Fußgestel- len aus Metall auf acht symbolischen Tierfüßen aus Zir- benholz, Fenster in der Lehne, sowie weiß lackierten und mit Filz- bzw. Lederbezug versehenem Sitzteil daher. Nomen est omen, greift „FlowerPower“ von Sabrina Fürhapter und Laura Kogler die Hippie-Zeit und den toleranten, offenen Zeitgeist auf. Fein säuberlich mittels Heißkleber fixier- te Kunstblumen und -blätter zieren die an der rechten oberen Kante zudem mit ei- ner Spiegelfolie beklebte, ausschließlich als Darstellungsobjekt gedachte Stuhl- Kreation. Guter Zweck Jeder Stuhl für sich ein Unikat, geht die Ge- schichte des Projekts „Series of Tolerance“ noch weiter. Denn nach ihrem großen Auf- tritt im Foyer der Zentrale der Steiermärki- schen Sparkasse im Zuge des Designmonat Graz werden die außergewöhnlichen Stuhl- Kreationen bei der Firma INSIDE präsen- tiert und verkauft, der Reinerlös kommt ei- nem karitativen Zweck zugute.
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