wohninsider Juni-Juli 2019

03.2019 | Juni/Juli |wohninsider.at 23 BRANCHENTALK oder Komposit sowie einer etwas besseren, ästhetischeren Armatur auf. Das ist aktuell der Trend in Österreich wie in Deutschland. Wie ist die Differenzierung trotzdem möglich? Das Differenzierungsmerkmal ist die Bera- tung und Planung beim Händler. Günstige Küchenmöbel gibt es in der Großfläche, der Küchenmöbelfachhandel führt in der Regel Küchenmöbel-Fachmarken und muss sich anders als mit dem Preis profilieren. Aller- dings gibt es ein Problem: Die Beratung im Küchenmöbelfachhandel wird zwar immer wieder hervorgehoben, Tests ergeben aber ein ganz anderes Bild. Der Küchenmöbel- fachhandel ist zwar möglicherweise gut in der Planung, im Regelfall erfragen die Pro- fis aber sehr wenig, was der Kunde denn tat- sächlich braucht. Es wird keine „Checkliste“ abgearbeitet, mit der zum Beispiel eruiert wird, ob es in den vier Wänden neben der Küche noch einen Abstellraum für Geträn- kekisten gibt, was primär gekocht wird, welches und wie viel Geschirr vorhanden ist, ob edle Gläser präsentiert werden sollen und so weiter. Kurz: Die Bedürfnisse der Kun- den werden nicht abgefragt. Dabei wäre es denkbar einfach, eine solche Checkliste mit Fragen zu erstellen, um anhand der Antwor- ten und Wünsche ein Stauraumkonzept zu entwickeln. Weil eine Küche ist trotz aller Ästhetik im Wesentlichen nach wie vor ein Arbeitsplatz. Der Erfolg des Küchen- fachhandels liegt also in der Planung? In der auf die Kunden- bedürfnisse fokussierten Planung. Dadurch kann ich vor allem zufriedenere Kunden bekommen. Kü- che muss funktionieren. Küche ist eigent- lich ein Funktionsmöbel und daher muss mehr über die Funktion gesprochen werden. Für mich ist es zu sehr in Ästhetik ausgear- tet, dabei lautet die Devise eigentlich „back to the roots“, zurück zur Planungskompe- tenz. Es ist nachvollziehbar, dass Küchen so geplant werden, wie sie immer geplant wurden. Der bessere Ansatz ist es, mit dem Kunden die Bedürfnisse zu eruieren. Sei- ne Zufriedenheit spricht sich dann herum und so werden neue Kunden generiert. Der Fachhändler und -planer muss es halt wol- len. Er kann weitermachen wie bisher, weil man sieht ja: Der Markt bricht nicht ein. Er wächst aber eben auch nicht. Mengen- wachstum gibt es nicht mehr, Wachstum ist nur wertmäßig möglich und dies gelingt nur über höhere Wertschöpfung. Gestalten Planer Küchen zu ähnlich, sodass dadurch keine Individualisierung mehr gegeben ist? Genau das ist der Punkt. Es wird geplant, wie es der Planer schon immer gemacht hat. Nur haben sich die Möglichkeiten und Wünsche in der Küche verändert. Es gibt heute etwa eine Vielzahl von Küchengeräte, die ja auch untergebracht werden müssen. Einige Konsumenten sind richtige Geräte- Freaks. Auch das Innenleben der Küche, vor allem von Schubläden und Einsätzen ist meines Erachtens zu wenig präsent. Da- bei sind es genau diese Ordnungssysteme, die bei neuen Küchen Gästen als erstes mit vollem Stolz präsentiert werden. Ein guter Planer muss nicht nur kreativ sein, er muss ein Ordnungsjunkie sein, sonst wird er kein Stauraumkonzept entwickeln können. Wie entwickeln sich denn die Küchen- arbeitsplatten in Österreich? Bei den Arbeitsplatten sehen wir ganz deut- lich ein Wachstum, aber nicht mengenmäßig, da sind sie synchron mit den Küchenmöbeln rückläufig. Keramik ist 2018 stark gewach- sen, wenn auch von niedrigem Niveau ausgehend. Auch Naturstein war wieder überdurchschnittlich gut und hier steigen auch die Preise, weil immer mehr zu Natur- stein aus ferneren Ländern gegriffen wird. Strasser Naturstein macht diesbezüglich „Die Beratung im Küchenmöbelfachhandel wird zwar immer wieder hervorgehoben, Tests ergeben aber ein ganz anderes Bild. Die Bedürfnisse der Kunden werden nicht abgefragt.“ » Foto: David Bohmann, Grafik: BRANCHENRADAR.com Marktentwicklung Küchen in Österreich

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