wohninsider Juni-Juli 2019
03.2019 | Juni/Juli |wohninsider.at 27 BRANCHENTALK Kurze Zwischenfrage: Was haben Sie vorher gemacht? Beruflich begonnen als Tischler, später im Möbelhandel im Verkauf gearbeitet. Die letzten 20 Jahre habe ich immer wieder Ver- kaufsräume designt. Vom Friseurgeschäft, unterschiedlichste Schauräume bis zum Messestand. Ich habe als Produktdesigner für diverse Hersteller gearbeitet und ich habe mich mit Design Thinking und wie Innovati- on entsteht befasst und verschiedenste Work- shopformate in diese Richtungen abgehalten. Jetzt konzentriere ich mich verstärkt auf die Einrichtungsbranche, hier habe ich sehr viel Erfahrung generiert, hier habe ich mittler- weile gut über 30 Geschäfte realisiert. Also wie läuft eine Studiogestaltung von mir ab? Ich habe einen Ablauf entwickelt der vorerst einmal mit einem Workshop zwei bis drei Tage beginnt. Ziel dieses Workshops ist es, die Werte und Visionen des Betrei- bers heraus zu arbeiten. Auch ein ‘Persona’ zu entwickeln, das heißt ein Bild, wie denn der ideale Kunde sein soll. Wir erstellen so, sehr plakativ, das gesamte Geschäftsmodell. Ich schau mir oft mit dem Betreiber seinen gesamten Alltag an. Welche Tätigkeiten will er loswerden und welche Tätigkeiten will er verstärken. Es geht ja bei unserer Ladenge- staltung nicht um eine Momentaufnahme, sondern das Ganze soll ja möglichst lange halten und möglichst lange ein gutes Um- feld schaffen – zum einen für den Kunden, zum anderen für den Betreiber und natürlich auch für das gesamte Team. Es entsteht in den Workshops am Ende eine Projekt DNA die als Grundlage für den Designprozess dient. Alle Entwürfe und Gestaltungen wer- den in 3D ausgearbeitet und entwickelt. Ist es einfach, Händler zu solchen Work- shops zu bewegen? Es gibt natürlich welche, die wollen das nicht, weil es ihnen irgendwie persönlich zu nahe- geht. Ich versuche als Sparringpartner den Händler in seine Zukunft zu führen, eventu- ell auch persönliche Aspekte herauszufinden und herauszukristallisieren von denen er sich selber noch gar nicht im Klaren ist, dass die von Wert sind, um das dann in den Schau- raum einzuarbeiten. Händler stecken oft im Tagesgeschäft fest, müssen 150 Prozent geben und haben auch gar nicht die Zeit sich los- zureißen und zu reflektieren. Ich hol sie mit den Workshops da raus. An einen neutralen Ort, ohne Telefon in eine völlig andere Welt. Es wird alles aufgezeigt was Sache ist und das ist für die Planung wichtig und schlussendlich oft für den gesamten Betrieb relevant. Für mich habe ich das Ganze „Die Rezeptur für bewusstes Gestalten“ genannt. Wo liegen Ihre Ziele bei einer Studio- Gestaltung? Mir geht es darum die Qualität der Läden, die oft das Gleiche zeigen und auf die „Es kommt auf Einzigartigkeit und Differenzierung an.“ » Herbert Lanzinger hat mittlerweile über 30 Einrichtungsstudios gestaltet.
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