wohninsider Juni-Juli 2019
32 wohninsider.at | Juni/Juli | 03.2019 WOHNDESIGNERS Herr Nguyen, was ist für Sie das Besondere an Österreich, am österreichischen Markt? Toan Nguyen: Ich bin das erste Mal in Wien, und ich habe meine Art, eine Stadt zu erleben: Ich nehme bewusst kein Auto, keine U- Bahn, bin alle Wege zu Fuß gegangen, um so viele Eindrücke wie möglich zu sammeln. Über den Markt in Österreich kann ich nicht viel sagen. Natürlich habe ich während meiner Ausbildung viel über Adolf Loos, Thonet oder Wittmann gelernt, aber es ist heute alles international zu sehen und nichts mehr nur national. Wie ist Ihre Zusammenarbeit mit LAUFEN entstanden? Vor vielen Jahren lernte ich Marc Viardot (Anm.: Managing Director LAUFEN Business Unit Central Europe, Vorstand LAUFEN Austria und Director Marketing and Products von LAUFEN) kennen. Schon damals hatte LAUFEN sehr lange Vorlaufzeiten, daher war es für ihn schwierig, mich in ein neues Projekt zu involvieren. Schließlich schlug er mir ein Projekt vor, das nicht so glamourös war, wie man es sich als Designer erträumt: Ich sollte ein Urinal entwerfen. Jeder möchte etwas Schönes entwerfen, das auf einem Magazincover abgebildet wird. Aber ein Urinal gibt es überall, und es ist sehr stark am Architektur-Markt orientiert. Daher war es für mich eine schöne Herausforderung, in diesen Wettbewerb zu gehen. Die Welt der Keramik zu erforschen, ein alternatives Design anzubieten, welches sich an den Architekten, aber auch an den Nutzer wendet, war sehr spannend. Ich habe einen Entwurf vorgelegt, der von außen sehr geradlinig wirkt, im Inneren jedoch sehr ökonomisch anmutet. Schließlich habe ich den Wettbewerb gewonnen, und das Produkt erhielt einen red dot design award. Aus einem Gebrauchs- gegenstand wurde ein Design-Objekt. Und das war auch der Startschuss für meine Zusammenarbeit mit Laufen, mit dem Urinal Antero und der Trennwand Cinto. Wie haben sich Ihrer Meinung nach die Ansprüche an Design im Wohnraum verändert? Es hat sich viel verändert. Funktionalität war das Thema noch vor 20 Jahren, der Wohnraum war der Speiseraum, aber in den vergangenen Jahren wurden sämtliche Wände eingerissen, die Freiräume im Wohnraum sind nun der Wellness gewidmet, in der Küche kommt man zusammen, die Trennung zwischen Küche und Speisezimmer ist nicht mehr zeitgemäß. Zimmer wurden zu offenen Räumen, das Gleiche gilt auch für das Badezimmer. Heute sprechen wir nicht mehr davon, auf die Toilette zu gehen, sondern über Wellness, über einen Raum, in dem man sich Zeit für sich In den Tiefen des Meeres Zugegeben, ein Urinal zu designen, scheint auf den ersten Blick nicht der Traum jedes Kreativen zu sein. Toan Nguyen, renommierter internationaler Designer mit französischen Wurzeln, fand trotzdem mehr als nur Gefallen daran... Ein Interview zwischen Orangensaft und tiefem Meer. Von Lilly Unterrader Fotos: © LAUFEN, Portrait: Andrea Basile Studio Die handwerkliche Arbeit und der Austausch mit den Technikern ist für Nguyen unabdingbar. Schwerelose Ästhetik im Bad: Die neue Badkollektion Ino versteht sich als Neuinterpretation klassischer, archetypischer Formen im Bad.
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