Juni-Juli 2020
03.2020 | Juni/Juli |wohninsider.at 21 BRANCHENTALK Eine aktuelle Studie von STRASSER Steine und dem market institut prognostiziert ei- nen großen Investitionsschub im Bereich Küche, aber auch in anderen Wohnbe- reichen in den nächsten Jahren. Diesen Trend merke ich bereits. Die offen ge - staltete Wohnküche ist spätestens mit der Kri- se wirklich zum Mittelpunkt geworden, wo sich alles abspielt, und ein Lifestyle-Produkt. Damit verbunden zeigt sich auch ein Anstieg bei hochwertigen Küchengeräten, die mit im- mer mehr Funktionalität punkten. Darüber hinaus ist auch insbesondere der Stellenwert des Essbereichs gestiegen und die Nachfra- ge nach Tischen, Sesseln und Bänken groß. Kein Wunder, denn während des Lock-downs waren sie die wichtigsten Möbel, auf denen das ganze Leben stattgefunden hat, vom Home Office und Home Schooling, über Essen bis zu Freizeit und Spielplatz. Durch den Bedeutungsschub sind die Konsumenten bereit, in einen tollen Tisch und hochwertige Sitzgelegenheiten viel Geld zu investieren. Digitalisierung war und ist in aller Munde. Wie stehst du zu diesem Thema? Für die Einrichtungsbranche bin ich von der totalen Digitalisierung nicht überzeugt. Ich glaube und wünsche mir auch nicht, dass der digitale Verkauf weiter fortschreitet. Ich sehe die Gefahr des Beratungsdiebstahls und dass kleine, gute Fachgeschäfte wegrationalisiert werden. Wenn Beratung und Verkauf aus- schließlich digital abläuft, ist man vergleich- bar und extrem schnell austauschbar. Im direkten Kundenkontakt wird viel mehr Bin- dung zu Kunden aufgebaut. Das ist eine un- serer Stärken und hat sich in der letzten Zeit wieder in vielen Stammkundenempfehlungen gezeigt. Es gibt nicht mehr so viel Laufkund- schaft und Frequenz. Die letzten Vorteile des Fachhandels würde man durch die Digitali- sierung auch aus der Hand geben. Fachbe- triebe können sich gerade durch den direkten Kundenkontakt und kompetente Beratung unterscheiden, indem zum Beispiel beim Kauf einer Küche oder eines Möbelstückes Oberflächen und Materialien haptisch erleb - bar sind und die Vorzüge bis ins Detail er- klärt werden. Dies lässt sich online gar nicht so rüberbringen. Bei hochwertigen Produkten und Lösungen braucht es den persönlichen Kontakt. Mimik ist in Beratung und Verkauf ganz wichtig, um zu sehen, wie ein Konsu- ment auf ein Produkt oder einen Vorschlag reagiert. Dies war schon mit der Mund-Na- sen-Schutz-Pflicht schwierig. Der Fachhandel lebt vom direkten Kundenkontakt und wird sich die Kommunikation zwischen Kunden und Verkäufer nicht wegnehmen lassen. Werden dennoch neue Wege beschrit- ten, um On- und Offline-Welt noch weiter zu verknüpfen? Wir haben es geschafft, während der Krise online gute Abschlüsse zu machen, die aber schon vorher fertig vorbereitet und abschluss- reif waren. Verkauf rein über das Internet kann ich mir nicht vorstellen. Dabei geht es nicht nur um Produkte an sich, die wortwört- lich begriffen werden müssen, um ihre Haptik zu erleben, sondern auch um Farben, deren Nuancen in keiner anderen Weise realistisch abgebildet werden können. Auch Empfehlun- gen sind im direkten Kontakt ganz anders. All diese Elemente machen einen guten Berater aus. Der Fachhandel zeichnet sich durch Be- ratung, durch Individualität und Gespür für den Kunden und für ihn optimale, maßge- schneiderte Lösungen aus. Was kommt jetzt, nach der Krise? Ärmel hochkrempeln und anpacken ist die Devise. Eine Krise ist immer auch eine Chan- ce, um danach frisch durchzustarten. Nach sieben Wochen Lock-down gibt es einen enor- men Nachholbedarf vonseiten der Konsu- menten und auch wenn wir diese Zeit so nicht aufholen können, denke ich, dass wir das Jahr 2020 trotz Corona-Krise gut meistern wer- den. Der Aufschwung ist deutlich spürbar, die Konkurrenz für den Einrichtungsfachhandel gleichzeitig geschmälert. Reisen, Autokauf und andere teure Freizeitthemen sind in den Hintergrund getreten. Das sonst dafür vor- gesehene Geld wird jetzt lieber in die Ein- richtung der vier Wände und Gemütlichkeit investiert. Mit Corona ist vieles in Bewegung gekommen, die Krise hat einige Entwick- lungen angestoßen und ausgelöst. Auch die Regionalität ist merkbar wichtiger. Kunden fragen mehr denn je ganz genau nach, woher ein Produkt kommt, wie es produziert wird und auch die Lieferzeiten sind Thema. Also hat der Einrichtungshandel von den Geschehnissen profitiert? Kurzfristig sicher. Wer vorher schon gestrau- chelt ist, hat es jetzt sicher auch nicht so ein- fach, aber bei Fachgeschäften, die sich gut aufgestellt, investiert und zeitgemäße Pro- dukte im Sortiment haben, läuft es gut. Die Unternehmen, die es schaffen, werden ge - stärkt aus der Krise herausgehen. www.moebel-klein.at www.wko.at/wien/elektro-einrichtung „Der Fachhandel lebt vom direkten Kundenkontakt und wird sich die Kommunikation zwischen Kunden und Ver- käufer nicht wegnehmen lassen.“ „Ärmel hochkrempeln und anpacken ist die Devise. Eine Krise ist immer auch eine Chance, um danach frisch durchzustarten.“ Hochwertigkeit ist neben der Küche auch im Wohn-, Ess- und Polstermöbelbereich gefragt und angesagt. Foto: Haas Möbel
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==