Juni-Juli 2021
84 wohninsider.at | Juni/Juli | 03. 2021 RAUM : OBJEKT D ie Unternehmen planen fur die Zukunft weiter mit Buroflachen – jedoch in neuem Gewand und mit neuen Anspruchen an die Arbeitswelt.Nachmehr als einem Jahr Homeoffice und diversen Lockdowns steht fur Timo Brehme, Geschaftsfuhrer des Architektur- und Beratungsunternehmens CSMM, fest: „Auch wenn sich ein wichtiger Teil der Arbeitsleistung im Homeoffice gut erbringen lasst, funktioniert vieles andere nur zusammen. Viele Menschen vermissen die Interaktion. Gleichzeitig zeigen Studien, dass das ausschließliche Arbeiten im Homeoffice immer ofter negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Deshalb sind wir uberzeugt, dass sich Rolle und Bedeutung des Buros in Zukunft grundsatzlich andern werden und es nicht mehr nur als Ort fungiert, an dem Mitarbeitende ihre taglichen Routineprozesse abarbeiten. Stattdessen wird sich das gemein- same Buro durch die Pandemie noch schnel- ler zu einem Hub & Home entwickeln.“ Die Entscheidung der Zukunft wird deshalb nicht zwischen Home und Office fallen mussen. Die Zukunft der Arbeit und des Arbeitsplat- zes wird in der kreativen Ausarbeitung einer Hybridlosung bestehen, wo das Homeoffice als sinnvolle Erganzung funktionieren kann. Bereits zu Beginn der neuen Dekade hatte CSMM das Ende des klassischen Buros pro- gnostiziert und einen fundamentalen Wandel vom Notwendigkeits- hin zum sogenannten Moglichkeitsraum gefordert. Zu einer Vision vom neuen Arbeiten, die mehr Platz fur Em- pathie, Kreativitat und Erfindergeist bietet. Gerade um wettbewerbsfahig zu sein, sollten neue Innovationsraume geschaffen werden. „Der Mensch als soziales Wesen sehnt sich in der Arbeitswelt nach einem Ort, der Identi- fikation stiftet. Eine inspirierende Arbeitsum- gebung dient als emotionales Bindemittel ans Unternehmen und steigert das Wohlbefinden“, erklart Arbeitswelt- und Architekturexperte Brehme. Und erhalt dabei Ruckendeckung von immer mehr aktuellen Studien. Kein Vorteil ohne Nachteil – Gewinner und Verlierer Eine ifo-Studie vomMarz dieses Jahres unter- streicht mit einer Homeoffice-Quote von rund 30 Prozent zwar, dass Arbeit zu Hause relativ gut funktionieren kann und Arbeitnehmern einen hoheren Grad an Flexibilitat verschafft. Untersuchungen zeigen jedoch auch, dass der heimische Arbeitsplatz auf Dauer mude und antriebslos machen kann. Laut einer Studie zur Belastung von Buroangestellten unter 1.000 Arbeitnehmern in Deutschland, die seit mindestens vier Monaten von zu Hause arbeiten, klagen Befragte verstarkt uber phy- sische Probleme wie Rucken-, Kopf- und Na- ckenschmerzen. Viele Arbeitnehmer spuren zudem einen Anstieg der psychischen Belas- tung. Mehrere Studien weisen deshalb auch einen Gegentrend aus, nach dem fur viele der Gewinn von mehr Flexibilitat mit gesundheit- lichen Problemen und dem Verlust des sozia- len Arbeitsumfeldes zu hoch bezahlt ist. Laut Nicola Botsch, Architekturspezialistin fur Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen bei CSMM erschwert das Homeoffice schlechter gestellten Mitarbeitenden das Leben nochmals. Denn nicht jeder hat eigenen Raum mit ent- sprechender Ausstattung zum Arbeiten. „Aber es sollte wirklich immer individuell und frei- willig gestaltet werden. Eine Pflicht zum Ho- meoffice sollte es nicht geben,“ meint Botsch. Der Hans-Bockler-Stiftung zufolge wunscht sich mehr als die Halfte der Befragten deshalb eine Ruckkehr ins Buro, wenn die Pandemie voruber ist. Im globalen Kontext spricht eine Studie sogar von 85 Prozent, die nach der Pandemie wieder in die Buros zuruckkehren und dort den sozialen Aspekt ihres Arbeitsle- bens wieder aufnehmen wollen. Kerstin Littel, CSMM – BERATUNGS- UND ARCHITEKTURUNTERNEHMEN Zuruck in die Zukunft der Arbeit: Home-UND-Office Nach einem Jahr imHomeoffice offenbart es sich immer mehr, dass die Arbeit von Zuhause den Arbeit- nehmern nicht nur Vorteile bringt. Im Gegenteil: Mit zunehmender Dauer der Pandemie sehnen sich die Menschen nach dem Buro zuruck. Büro & Möglichkeitsraum | Konferenz & Multispace Entwurf und Planung CSMM architecturematters | Fotos diese Seite: Christian Krinninger
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