1. Themen-eBook Mai 2021

Mai 2021 | Nachhal t igkei t als Verkaufsargument | wohninsider.at 11 NINA MAIR Wie können Konsumenten noch mehr sensibilisiert und begeistert werden? Viel Gehör für Nachhaltigkeit verschafft die Geschichte zu Produkten und Materialien, deren Entstehung, Verarbeitung, Vorteile. Bei Naturmaterialien muss nichts schön geredet, sondern nur mit den Qualitäten argumentiert werden, die sie schon mitbringen. So wird die Überzeugungsarbeit bei Konsumenten ganz leicht. Im Baubereich ist es schwieriger, weil nachhaltigen Bauen meist teurer ist. Wenn aber der Lebenszyklus betrachtet wird, dass ein Gebäude durch die Verwendung nachhal- tiger Materialien und Bauweisen nicht beheizt, künstlich belüftet und die sonst erforderliche Technik finanziert werden muss, ist ein solches Gebäude auf lange Sicht aber sogar günstiger. Wohin geht die Entwicklung im Bereich Möbeldesign? Beim Möbeldesign sehe ich ein wachsendes Bewusstsein, dass Produkte nicht nur flexi- bel und adaptierbar, sondern auch reparier- bar sein sollen, wodurch die Lebensspanne verlängert werden kann. In diese Richtung denken und entwickeln wir gerade viel und das macht richtig Spaß. Es ist meine Intenti- on und mein Anspruch, langlebige Möbel zu entwerfen. Ich möchte zeitlose Stücke gestal- ten, Möbel mit einer Wertigkeit und zeitloser Formensprache, die auch die nächste oder die übernächste Generation ansprechen kön- nen. Beispielsweise sind beim Schallschirm Relax Twist für YDOL, für den wir den iF DESIGN AWARD 2021 bekommen haben, die einzelnen Absorber mit einem Stoff aus Merinowolle überzogen, der abgenommen und gewaschen, aber auch in einer neu- en Farbe gewählt werden und so der Raum optisch verändert werden kann. Auch durch solche Möglichkeiten erhält ein Produkt eine Langlebigkeit, die definitiv ein Kaufargu- ment ist, weil der Konsument es seinen An- sprüchen und Wünschen anpassen kann. Ist Nachhaltigkeit Trumpf oder schon Pflicht? Nachhaltigkeit ist die Basis für alles. In mei- nem Denken und Tun ist sie Grundvorausset- zung und ich denke, Nachhaltigkeit ist in der Gesellschaft angekommen. Das Thema bewegt zwar noch nicht alle in gleicher Weise, aber gelangt mit der zunehmenden Berichterstat- tung immer besser ins kollektive Gedächtnis. Gleichzeitig muss man auch kritisch bleiben, dass Nachhaltigkeit nicht nur dem Marketing dient oder es gar „green washing“ ist. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie? Nachhaltigkeit meint für mich unter anderem den respektvollen Umgang mit den vorhande- nen Ressourcen und dass auf möglichst lokale Strukturen gesetzt wird, auch wenn wir dank der Globalisierung gut vernetzt sind und uns die Welt offen steht. Wertschätzung, Förde- rung und Unterstützung lokaler und regiona- ler Produktion sind ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung unserer Kultur, weil dadurch das Know-how in der Region und im Land bleibt. Wir haben einen Kulturschatz zu verlieren, den wir über Design und kulturelle Bespie- lung bewahren können. Und Nachhaltigkeit bedeutet für mich immer auch, dass Kunden lange Freude an einem Produkt haben, und was gestaltet und produziert wird eben keinen Fashion-Trends unterliegt. Wie könnten Nachhaltigkeit und dessen Bedeutung noch besser vermittelt werden? Der Handel ist der Ansprechpartner für den Konsumenten, als Gestalter liefern wie die Geschichte, woher Produkte und Materialien kommen. Wenn die Geschichte authentisch ist, können sich Konsumenten besser mit den Produkten identifizieren, und wenn der Handel diese Informationen vermitteln und das Vertrauen generieren kann, ist das ein Schlüssel zum Erfolg. www.ninamair.at Natürlich mit viel Design: „Relax Twist“, entworfen von Nina Mair für YDOL, prämiert mit dem iF DESIGN AWARD 2021. Natürliche Materialien sind zentrales Element von Mairs Designsprache, Produkten und Projekten. Fotos diese Seite: oben links © in the headroom, oben rechts © Charly Schwarz, unten © in the headroom & Peter Philipp

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