1. Themen-eBook Mai 2021
Mai 2021 | Nachhal t igkei t als Verkaufsargument | wohninsider.at 15 VON DER WIEGE ZUR WIEGE – CRADLE TO CRADLE Nahrung, die Rohstoffe gehen weder verloren noch schaden sie der Umwelt. Technischer Kreislauf Der technische Kreislauf umfasst begrenzt zur Verfügung stehende Rohstoffe. Dem Motto „Design für Demontage“ folgend sollte schon bei der Produktentwicklung und Herstellung darauf geachtet werden, dass Materialien nach Gebrauch mit geringem Aufwand sortenrein in Ausgangsstoffe zer- legt werden können. Ein vorrauschauender Blick auf folgende Nutzungsphasen vermei- det Downcycling und Qualitätsverluste. So könnten z. B. Elektronikartikel fortwährend und mit gleichbleibend hoher Qualität im technischen Kreislauf zirkulieren. Cradle to Cradle Reallabor & C2C-zertifizierte Produkte Praktisch erfahren lässt sich das C2C Kon- zept in Berlin im C2C LAB – Bildungszen- trum, Nonprofit-Organisation (NGO) Head Office und Reallabor. 2019 wurde hier eine stark sanierungsbedürftige Gewerbefläche in einem Plattenbau nach C2C-Kriterien von der NGO saniert und eingerichtet. Begrünte Wände sind nicht nur optisch ansprechend, sie reinigen auch die Luft. Spezielle Teppiche binden zusätzlich Feinstaub. Die eingesetzten Cradle to Cradle-Produkte sind zerlegbar und sortenrein trennbar gestaltet. So können sie im biologischen oder technischen Kreis- lauf zirkulieren. Eine C2C-Zertifizierung gibt als Orientie- rungshilfe für Verbraucher*innen und Her- stellende Auskunft über die Qualität eines Produktes. Vergeben wird das Zertifikat seit 2010 vom Cradle to Cradle Products Innova- tion Institute, einer Nonprofit-Organisation mit Sitz in San Francisco/USA. Das Zertifi- kat beinhaltet die fünf folgenden Kategorien: Ì Materialgesundheit, Ì Kreislauffähigkeit, Ì Saubere Luft und Klimaschutz, Ì Schutz von Wasser und Boden, Ì Soziale Gerechtigkeit. Dienstleistungskonzept – Produkt- Service-Systeme „Nutzen statt besitzen“ ist ein innovativer kreislauffähiger Denkanstoß der den Ge- schäftsschwerpunkt vom Verkauf physischer Produkte zum Angebot von Dienstleistungen verlagert. So wird beispielsweise das Service Waschen statt einer Waschmaschine verkauft oder Beleuchtung statt Leuchten. Produkte und Materialien bleiben dabei Eigentum des herstellenden Unternehmens, welches für et- waige Reperaturen verantwortlich ist. Nach Gebrauch und Ablauf des Services werden die Produkte vom Unternehmen zurückge- nommen und weiterverwendet oder in den Kreislauf zurückgeführt. Das Produkt-Ser- vice-Modell bietet Unternehmen mögliche zusätzliche Einnahmequellen, eine Wett- berbs-Differenzierung, eine Stärkung der Kundenbindung und eine potentielle Samm- lung von Produktdaten währen des gesamten Produktlebenszyklus zur Verbesserung von Qualität und Service. Innovative Unternehmensführung – Vorteile der Kreislaufwirtschaft Ein aktueller Bericht der Circular Economy Initiative Deutschland sieht in der proaktiven Einführung von kreislauffähigen Geschäftsmo- dellen ein großes Potential für Unternehmen. Denkbar ist eine potentielle Kostenreduzierung durch eine vermehrte Verwendung von sekun- dären Rohstoffen. Reparaturservices könnten Produktbeschwerden und -retouren entgegen- wirken. Zudem sinkt durch die Wiederverwen- dung von Materialien die Abhängigkeit vom Rohstoffweltmarkt. Die Resilienz der Lieferket- ten wird gestärkt, was eine Risikoreduzierung zur Folge hat. Der Umsatz könnte durch die Erschließung neuer Kundschaft gesteigert wer- den, Unternehmensreputation und Attraktivi- tät als Arbeitgeber*in gestärkt und Innovation gefördert werden. Sowohl als Individuen als auch als Unternehmen können wir einen posi- tiven Fußabdruck anstreben und dem schüt- zenswerten Ökosystem Erde zukunftsfähig begegnen. In geschlossenen Kreisläufen – von der Wiege zur Wiege. Dem Prinzip „Nährstoff bleibt Nährstoff“ folgend, erneuerbare Ener- gien nutzend und die Vielfalt feiernd. c2c.ngo C2C NGO Regionalgruppe Wien: ehrenamt.c2c.ngo/wien Fotos: C2C NGO C2C LAB in Berlin: Fenster, Türen, Böden, Wandplatten, Schalter und Steckdosen, Fliesen, sanitäre Ausstattung, Trennwände, Stühle, Tische und Stoffe können nach Einsatz wiederverwendet oder kompostiert werden.
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