1. Themen-eBook Mai 2021

Mai 2021 | Nachhal t igkei t als Verkaufsargument | wohninsider.at 51 ROMAN LECHNER Nachhaltigkeit für Händler und Kunden Aber wie kann ein Händler seinen Kunden kommunizieren, dass er oder sie nach- haltig agiert? Lechner erklärt: „Das ist nicht mit drei Sätzen getan. Ich selbst zeige mei- nen Kunden vor Ort, wie wir arbeiten. Davor muss ich mich aber in das Thema einarbei- ten, wie wird das Produkt hergestellt, welche Ressourcen werden dafür gebraucht, wie lan- ge wird das voraussichtlich halten. Wie ist die Qualität des fertigen Produkts?“ Und er ver- weist in diesem Zusammenhang auf seine Tä- tigkeit als allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger. „Weil mir die Herstellung und die Ehrlichkeit im Handwerk so wichtig ist, erstelle ich auch Gutachten im Bereich Möbelbau und Innenarchitektur, wo ich auf mangelhafte Qualität und Planungs- fehler aufmerksam machen kann...“ Und wie kann ein Kunde erkennen, dass ein Händler im Sinne von Nachhaltigkeit und Umwelt handelt? Lechner überlegt: „Umso überschaubarer, umso besser ist si- cher eine Grundregel.“ Der Kunde sollte sich einen Partner seines Vertrauens suchen, sich im Betrieb umsehen, fühlen, riechen. Wie wird hier gearbeitet, mit welchen Materia- lien. Für reine Handelsbetriebe sieht er das Potenzial des nachhaltigen Verkaufs jedoch trotzdem sehr limitiert. „Was kann ein klei- ner Händler, der kaum eine Möglichkeit zur Individualisierung hat, besser als eine Groß- fläche? Wenn er keinen Handwerksbetrieb dabei hat, wird es sehr schwierig. Ich den- ke, das wird sich irgendwann mittelfristig aufhören.“ Denn bei reinen Handelswaren wären bereits oft die Materialien problema- tisch: „Wenn eine Spanplatte drinnen ist, ist es schon verloren. Denn das ist eine energeti- sche Katastrophe.“ Aber auch hier sei die Verantwortung jedes Einzelnen gefragt. Die Abhängigkeit von Trends sieht er dabei problematisch: „Das meiste geht nur mehr auf Schein und nicht mehr auf Wert. Meiner Ansicht nach sind viele zu sehr in den Trendwellen drinnen und machen sich davon abhängig. Für jeden Einzelnen heißt das, dass man ein halbwegs gefestigtes Ego braucht, um nicht jedem Trend zu folgen, denn damit baut man sich selbst ja einen Druck auf, immer mehr zu kaufen.“ Und er gibt zu bedenken: „Diese Wegwerf-Mentalität, das kurzfristi- ge Denken, das müssen wir schnell in den Griff bekommen, denn die nächste Keule, die uns erwartet, ist die Klimathematik.“ Nachsatz: „Und die werden wir so schnell nicht mehr los.“ Aber wie geht das mit der Wirtschaft und den um diese anzukurbeln verkürzten Le- benszyklen zusammen? Lechner findet kla- re Worte: „Da müssen wir andere Wege fin- den, Geschäfte zu machen. Aber was bringt uns eine florierende Wirtschaft, wenn wir uns selbst dafür die Grundlage zum Überleben entziehen? Die Lösung sei wohl langfristigeres Denken in jeder Hinsicht, denn dann ergäbe sich nicht nur das Thema Nachhaltigkeit fast von selbst… www.richtiggutleben.at Foto Solaranlage: Roman Lechner, weitere Fotos: Lilly Unterrader/wohninsider Auf dem Dach eine Solaranlage, das Auto fährt mit Rapsöl und ist noch so konstruiert, dass man selbst Hand anlegen kann, die Kleidung aus Naturmaterialien aus der Region und den Leitspruch geprägt: Roman Lechner weiß, wofür er steht und setzt das auch auf allen Wegen um.

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