1. Themen-eBook Mai 2021

6 wohninsider.at | Nachhal t igkei t als Verkaufsargument | Mai 2021 BRANCHEN-ROUND-TABLE EU. Als Präsident der FENA, dem Europ. Verband der Möbelhändler, sagte er: „Nach- haltigkeit ist entlang der Wertschöpfungskette zu denken, vom Rohstoff-Produzenten bis zum Endkunden. Und der Endkunde wird zusehends mehr nachhaltiger denken, und mehr Nachhaltigkeit einfordern bei den Pro- dukten, die verkauft werden.“ Nachhaltigkeit werde daher von unten gefordert, aber auch von oben, von der EU vorgegeben. Eberharter: „Im Sinne des EU Green Deals sind einige Ideen verpackt, die uns als Möbel- branche betreffen. Angesprochen wird etwa eine verpflichtende Altmöbelrücknahme. Das würde bedeuten, dass jeder Möbelhändler in Europa Altmöbel zurücknehmen müsste und diese auch entsorgen oder dem Kreislauf zu- führen müsste.“ Für ihn heißt es jedoch, das mit allen Mitteln zu verhindern. „Solche Ver- pflichtungen sind unpraktikabel, sündhaft teuer und bringen weder für den Endkonsumenten noch für den Händler einen Mehrwert.“ Auch gebe es andere Vorschläge, wie einen digitalen Produktpass, indem Infos wie Reparaturmög- lichkeit, Herkunft der Komponenten, oder der jeweilige CO 2 Fußabdruck angeführt wären. „In der Praxis ist das nicht umsetzbar. Daher fordern wir, dass dies wenn, dann auf freiwil- liger Basis passiere. Verpflichtungen auf Han- delsseite und auf Produzentenseite sind jedoch abzulehnen.“ Unter dem Strich setze er sich ein für: „Ja zu einem grünen, nachhaltigen Europa, aber nein zu unnötigen Verpflichtungen.“ Für Andreas Wolsegger, Prokurist bei Forcher, ist das Wort Nachhaltigkeit allgemein schwer durchschaubar, wenn sogar die OMV als Erdölieferant von Nachhaltigkeit spreche. Er stellte die Frage: „Was ist nachhaltiger – ein Produkt etwa der Firma EGGER zu ver- wenden, das aus einem Umwelt-Kreislauf kommt – oder einen Zirbenbaum für ein Bett zusammenzuschneiden, der 80-100 Jahre alt ist?“ Er kritisierte gleichzeitig die Doppelzün- gigkeit vieler: Einerseits wolle man ein Bett ohne Verschraubung, andererseits liege das neueste iPhone am Nachtkastl... Seiner An- sicht nach wäre es das Entscheidende, „wenn man die relevanten Informationen zum Kunden bringen würde.“ Zudem wolle man „dem Kunden ganz klar mehr Dienstleistung bieten.“ Mehr noch, man müsse „dem Kun- den vermitteln, was es bedeutet, wenn man regional einkauft.“ Auch mit dem Vorurteil, dass es vom Tischler so viel teurer sei, müsse man aufräumen, das Bild entstehe oftmals durch Präsentationen auf Websites, die etwa ein Penthouse oder eine Villa abbilden. Er fordert daher: „Eine nachhaltige Zusammen- arbeit der Branche, aller Mitbewerber, um genau jene Werte und Notwendigkeiten dem Endkonsumenten gemeinsam zu vermitteln.“ In die gleiche Kerbe schlägt auch Karl Ahorner, Verkaufsleiter der Tischlerei An- dexlinger in Haslach. Hier müsse das Kon- kurrenzdenken weg. „Wenn wir die Nach- haltigkeit nach außen repräsentieren wollen, dann können wir das nur gemeinsam. Und da gehören dann natürlich auch Lieferanten, die auf Nachhaltigkeit schauen, wie EGGER, dazu. Das sind unsere Produkte, die kommen aus dieser Region. Das kommunizieren wir dann gemeinsam nach außen.“ Eine Möglichkeit, um seine Leistungen als Tischler im Internet sichtbar zu machen, führte dabei Dietmar Link an. „Wir haben auch in Sachen Digitalisierung investiert, in Kooperation mit Horatec (www.inside. egger.com) gibt es eine Plattform, wo der Tischler seine Leistung im Internet sichtbar machen kann.“ Differenzierung ist das Gebot der Stunde Kastinger geht damit einher: „Wenn ich in die breite Masse gehe, dann muss ich auch ein bissl was anderes machen und zeigen. Da muss sich der Kunde gut betreut fühlen. Dann ist der Kunde auch bereit, mehr zu be- zahlen.“ Zudem: „Warum kaufen viele doch im Fachhandel – weil es ein AHA-Erlebnis gibt, dass die Preise beim Tischler wenn überhaupt gar nicht so viel teurer sind.“ Platz für Konkurrenzdenken sei nicht, denn „es ist so viel Potenzial und Arbeit da für alle, und das Potenzial geht nicht aus. Denn den Sinn für das Schöne hat der Österreicher schon immer gehabt. Wenn er sich einrichten will, dann gibt er auch Geld aus. Auch die jungen Leute geben heute schon viel Geld für Ein- richtung aus.“ Ein weiteres wesentliches und auch unter dem Begriff der Nachhaltigkeit zu sehendes Schlagwort warf Andreas Wolsegger dann in die Runde: „Für uns ein Riesenthema in Sachen Nachhaltigkeit sind die Facharbeiter. Wie schaffen wir es, die Nachhaltigkeit in unserem Personal zu gewährleisten?“ Forcher selbst sei derzeit noch gut aufgestellt und hat bei knapp 100 Mitarbeitern derzeit 16 Lehr- linge. Aber „auch in diese Richtung muss Nachhaltigkeit gelebt und kommuniziert wer- den“, so Wolsegger. Mit vielen kleinen Schritten zum Ziel Roman Eberharter sieht gelebte Nachhaltig- keit immer schrittweise erfüllt. „Nachhaltig- keit geht in verschiedenen Schritten – z.B. eine Photovoltaikanlage am Dach ist eine Möglichkeit, wie man nachhaltig arbeiten kann. Oder wie man Lieferanten auswählt. Ich habe hier die europäische Brille auf. Nach- „Wenn wir die Nachhaltigkeit nach außen repräsentieren wollen, dann können wir das nur gemeinsam.“ Karl Ahorner, Verkaufsleiter der Tischlerei Andexlinger in Haslach „Für uns ein Riesenthema in Sachen Nachhaltigkeit sind die Facharbeiter. Wie schaffen wir es, die Nachhaltigkeit in unserem Personal zu gewährleisten?“ Andreas Wolsegger, Prokurist bei Forcher

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