wohninsider Oktober/November 2017
20 wohninsider.at BRANCHENTALK Auf der imm cologne 2018 treten Sie mit einer Interpretation der Wohnraum-Simu- lation „Das Haus – Interiors on Stage“ an, bei der zum ersten Mal das Licht selbst die Hauptrolle spielt. Was hat es damit auf sich? Ich habe meinen Entwurf „Light Levels“ ge- nannt, um deutlich zu machen, dass Licht die Stimmung eines Raums beeinflusst und damit auch völlig verschiedene Funktionen im Wohnraum übernehmen kann. Natür- lich spielt in meinem Entwurf das Licht die Hauptrolle – das war ja auch die Grundidee, mit der die Koelnmesse an mich herangetre- ten ist. Ich baue Lichtzellen, um unterschiedli- che Ambiente-Zonen zu schaffen. Ich will das „Haus“ zum Leuchten bringen, mit allen Mit- teln! Zusätzlich möchte ich es mit Möbelstü- cken ausstatten, die ich liebe und die das Be- leuchtungskonzept erst vervollständigen. Sieht man dem „Haus“ eine gewisse tech- nische Affinität an, oder ist es ein Ruhepol, an dem man sich von der Arbeit erholen kann? Ich selbst sehe seit meinem 18. Lebensjahr nicht mehr fern. Bildschirme und elektroni- sche Geräte habe ich im Studio genug. Zuhau- se will ich mich mit meiner Familie unterhal- ten und auch mal für mich sein. Sie wollen demnach kein smartes Enter- tainment-Haus gestalten, sondern etwas Stilleres? Ich gehe eher einen spirituellen und atmosphä- rischen Weg. Und es soll ein Ort der Kommu- nikation von Menschen sein, die sich mögen. Ihr Entwurf zeigt Zonen zum Relaxen bzw. Schlafen, zum Meditieren, zum Baden, zur Inspiration und zum Ankleiden, die alle um einen zentralen Wohnraum angelegt sind – aber keine Küche. Warum? In meinem Fall entspricht das der Realität: Ich koche nämlich nicht. Ich bin meistens im Stu- dio und selten in der Küche. Sie arbeiten viel mit dem tschechischen Leuchtenhersteller Brokis zusammen … Ich hatte Glück mit Brokis. Wir experimen- tieren und entwickeln alle Entwürfe, die ich bringe, gemeinsam weiter. Am Produktions- standort liegt ein echter Schatz in Form einer 200-jährigen Tradition der Glaserzeugung. Die Produktion ist schmutzig und laut, aber plötzlich erscheint ein glänzendes, sprühendes Licht … Dann sieht man nicht mehr nur das Design, sondern auch die Arbeit, die dahin- tersteht. Sie verwenden in Ihren Leuchten meist Glühbirnen, so genannte Edison-Lampen, die als dekorative Objekte deklariert sind. Wünschen Sie sich diese ältere Technolo- gie manchmal zurück? Nein, ich hänge nicht am Alten. Wir verwen- den sie wegen ihres warmen Lichts, aber sie werden allmählich durch LEDs ersetzt, die LUCIE KOLDOVA „Ich will das ‚Haus‘ zum Leuchten bringen!“ „Light Levels – Ebenen des Lichts“ nennt Lucie Koldova ihren Entwurf für „Das Haus – Interiors on Stage“, der im Jänner 2018 auf der imm cologne zu sehen sein wird. Dabei wird sich alles um das Licht und dessen Bedeutung fürs Wohnen drehen. In der Interpretation der jungen tsche- chischen Designerin, die vor allem Leuchten enwirft, wird im „Haus“ jedem Raum zusätzlich zur Funktion auch ein emotio- nales Bedürfnis zugeordnet, das sich weniger durch die Möbel als durch unterschiedliche Lichtstimmungen, Materialien und Farben ausdrückt. Lucie Koldova erzählt ihre ganz eigene Geschichte vom Wohnen – nicht mit Worten, sondern mit Licht. V on H arald S ager Links: Lucie Koldova arbeitet am „Haus“. Oben: Das „Haus“ ist einstweilen noch Mo- dell. Ab Jänner 2018 im Maßstab 1:1 auf der imm cologne besichtig- und betretbar. Fotos: Koelnmesse „Es ist ein Haus der Ideen und Symbole und kein Showroom, in dem ich meine Lieblingsstücke ausstelle.“
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