wohninsider Oktober/November 2017
28 wohninsider.at NETZWERKE Wie würden Sie das Konzept des Werkraum Bregenzerwald beschreiben? Der Werkraum ist 1999 als Initiative der regi- onalen Handwerksbetriebe im Bregenzerwald gegründet worden, die erkannt haben, dass sie, obwohl sie teilweise in Konkurrenz zueinander stehen, als gemeinsam auftretende Plattform mehr Aufmerksamkeit und Strahlkraft für das Handwerk im Bregenzerwald entwickeln kön- nen. Das zeigt sich darin, dass das Handwerk und die handwerklichen Produkte vorgestellt und beworben werden, aber auch darin, dass es hinsichtlich einer zeitgemäßen Formenspra- che weiterentwickelt wird. Die Zusammenar- beit mit Gestaltern, Designern, Architekten ist für die Betriebe wichtig. Sie erfolgt auf Augen- höhe und so entstehen gemeinschaftlich entwi- ckelte Produkte und Projekte. Wie groß ist dieses Netzwerk? Aktuell haben wir rund 90 Betriebe im Werk- raum Bregenzerwald vereint, davon sind ein Drittel Tischlereien, ein Drittel Unternehmen, die im Baugewerbe tätig sind, und ein Drittel Handwerker verschiedener Bereiche. Alle Ar- ten von Handwerk im Bregenzerwald können auch Mitglied im Werkraum sein. Diese Vielfalt zeigte sich vor kurzem: Den Staatspreis Design 2017 in der Kategorie „Räumliche Gestaltung“ hat mit „Georun- de Rindberg“ ein Projekt eines Mitgliedsbe- triebs gewonnen, bei der VIENNA DESIGN WEEK wurden Produkte in Kooperation mit dem Royal College of Art präsentiert. Dies zeigt nur einmal mehr, dass Gestaltung für den Werkraum eine wesentliche Komponente ist. Es geht nicht nur darum, Handwerkswissen zu konservieren, sondern zeitgemäß und auch in die Zukunft weiter zu entwickeln, und das auf unterschiedlichen Ebenen. Das Netzwerk arbeitet miteinander und tritt in Austausch. Es besteht ein sehr hoher Anspruch an Gestal- tung, der den Werkraum von anderen Hand- werksvereinigungen oder Netzwerken unter- scheidet und nach außen kommuniziert wird, sei es durch die eigenen Produkte, das von Pe- ter Zumthor entworfene Haus in Andelsbuch, das quasi das Schaufenster für das Bregenzer- wälder Handwerk ist, oder durch Projekte, die gemeinsam mit Partnern initiiert werden. Wie zum Beispiel die Kooperation mit dem Royal College of Art. Temporäre Projekte wie diese sind eine Möglichkeit für die Betriebe, mit ih- rem eigenen Wissen zu experimentieren und ihre Grenzen auszuloten. Das ist ganz wichtig, um Innovation im Handwerk voran zu treiben. Die Produkte kommen dann ja auch wirk- lich auf den Markt. Das ist unterschiedlich. Das Projekt mit Ro- yal Collage of Art war nicht auf eine soforti- ge Verwertbarkeit hin ausgerichtet. Dafür hat der Werkraum andere Instrumente wie zum Beispiel den Wettbewerb Handwerk + Form, der seit 2000 alle drei Jahre ausgerichtet wird. Dabei geht es tatsächlich darum, alltagstaug- liche, funktionale, materialgerechte Produkte zu entwickeln, die die Handwerksbetriebe im Bregenzerwald erzeugen können. Aus diesem Wettbewerb haben sich im Laufe der letzten Jahre immer Produkte ergeben, die in kleinere oder für das Handwerk auch größere Serie ge- gangen sind. WERKRAUM BREGENZERWALD „Gestaltung ist eine wesentliche Komponente“ Der „Werkraum Bregenzer- wald“ zeigt, wie es geht: Das traditionelle Handwerk gedeiht, die Handwerksbetriebe der Kooperation reüssieren mit Projekten und Produkten. Der „Werkraum“ setzt auf lokale Produktion, Handwerk und hohen Gestaltungsanspruch und habe Vorbildfunktion, so Geschäftsführer Thomas Geisler. V on S ylvia P ilar „Ich bin mir sicher, dass der Werkraum auch eine Vorbildfunktion hat, was es bedeutet, mit lokaler Produktion und Handwerk wirtschaftlich agieren zu können.“ Thomas Geisler, GF Werkraum Bregenzerwald. Foto: © Udo Mittelberger Modernes Bregenzerwälder Hand- werk: Lo von Dür Naturholzmöbel. Foto: © Adolf Bereuter Schicker Stuhl: Fred von Mohr Polster. Foto: © Adolf Bereuter
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