wohninsider Oktober/November 2017
NETZWERKE Das von Peter Zumthor entworfene Werkraumhaus in Adelsbuch ist das „Schaufenster“ des Werkraum Bregenzerwald. Das Bregenzer- wälder Handwerk steht im Werkraumhaus mit Ausstellungen wie zuletzt „Archiv der Formen“ und der aktuellen „Werkraumschau Licht“ im Rampenlicht. Fotos: © Roswitha Schneider Leuchtendes Highlight: Kollek- tion Artone von Strolz Leuchten. Foto: © Strolz Leuchten In Zusammenarbeit ent- stehen beeindruckende Kreationen wie fitrifi von Holzhandwerk Fink und Kunstschmiede Figer. Foto: © Adolf Bereuter Der Werkraum Bregenzerwald ist hierzulan- de ein Begriff. Wie ist es international? Die Aufbauarbeit, die seit der Gründung ge- leistet wurde, war wichtig und es hat in der Region einen deutlichen Aufbruch im Hand- werk gegeben. Architektur und Handwerk ha- ben sich gegenseitig befruchtet und der Erfolg des Werkraums hat sich sukzessive auch über- regional und ins Ausland getragen. Ich bin mir sicher, dass der Werkraum auch eine Vor- bildfunktion hat, was es bedeutet, mit lokaler Produktion und Handwerk wirtschaftlich agie- ren zu können. Der Werkraum Bregenzerwald ist eine Erfolgsgeschichte und auch letztes Jahr gemeinsam mit zwei anderen Handwerksnetz- werken in Österreich von der UNESCO als gutes Praxisbeispiel zur Erhaltung und Wei- terentwicklung des immateriellen Kulturerbes ausgezeichnet worden. Worin sehen Sie die Zukunft des Hand- werks? Einerseits natürlich darin, dass sich das Hand- werk weiter den technologischen Entwicklun- gen stellen muss und soll, weil sich dadurch neue Produktionsmöglichkeiten geben. Das Thema ist Individualisierung und den hand- werklichen Produkten immanent: Man ent- scheidet sich für handwerkliche Produkte, weil sie eben keine Massenware sind. Der Individu- alisierungsgrad ist sicher die Zukunft und hier entspricht das Handwerk mit seinem Angebot. Letztlich eröffnet auch die digitale Technolo- gie neue Möglichkeiten, um auf individuellere Wünsche einzugehen und Produktionsabläu- fe zu vereinfachen. Und insbesondere am Bei- spiel Bregenzerwald zeigen sich die Chancen, auch in ländlichen Regionen durch das Hand- werk funktionierende Wirtschaftskreisläufe zu entwickeln. Welche Ziele gibt es? Grundsätzlich weiterhin mit unseren Ideen und Projekten eine pionierhafte Position ein- zunehmen. Wir haben gerade ein Bildungs- programm gestartet. Mit der Werkraumschule versuchen wir, bei Jugendlichen noch wäh- rend der Schulzeit Interesse für das Handwerk zu wecken. Es ist ein fünfjähriges Ausbildungsmodell, das wir gemeinsam mit einer Han- delsschule als Pilotprojekt durchführen. Die Idee ist, dass die Jugendlichen am Ende der Schulzeit eine klare Vorstellung des Ausbildungsberufs haben, bestenfalls auch schon einen Ausbil- dungsbetrieb und dann in eine verkürzte Lehr- zeit übergehen. Es ist ein sehr ambitionier- tes Projekt, das versucht, die Lücke zwischen Schul- und Lehrausbildung zu schließen, und für die Region wichtig, um den Nachwuchs zu erhalten. Wo wird sich der Werkraum Bregenzerwald in nächster Zeit präsentieren? Mein Anspruch war und ist, den Werkraum auch überregional bekannter zu machen und ihn in Kooperation mit anderen Partner und Institutionen zu bringen. Da spielen natür- lich Plattformen wie die VIENNA DESIGN WEEK eine große Rolle, aber auch unter- schiedliche Möbelmessen wie in Köln, Mailand oder Kortrijk sind Orte, wo der Werkraum in Zukunft aufblitzen kann. Es geht aber auch um Kooperationen mit internationalen Instituti- onen und Designschulen. Allen voran ist uns aber wichtig, im Werkraumhaus in Adelsbuch spannende Ausstellungsprojekte umzusetzen wie die aktuelle „Werkraumschau Licht“, die bis 26. Mai läuft und die Handwerksbetriebe und ihre Produkte vorstellt. www.werkraum.at
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==