wohninsider Oktober/November 2018

wohninsider.at 129 TRAINING : WISSEN Das Rot-Gelb-Grün-Ampelsystem Führungskräfte können ihre Selbstreflexion auch durch ein emotionales Sich-einfühlen in die Situation des Mitarbeiters trainieren. Das Ampelsystem der Managementberater Mette Norgaard und Douglas Conant ist dabei hilfreich: Grün bedeutet: Die Führungskraft er- kennt an verbalen und nonverbalen Sig- nalen, dass alles bestens läuft, dass es dem Mitarbeiter prima geht, und dass mit der Interaktion zügig fortgefahren werden kann. Gelb bedeutet: Der Mitarbeiter wechselt in eine Hab-Acht-Stimmung. Offenheit und Gelöstheit verschwinden, er nimmt sich zu- rück, er wird unruhig und/oder seine Mie- ne verdüstert sich. An dieser Stelle unter- bricht man die Interaktion und sagt: „Mir ist, als ob Sie eine Frage haben …?“ Rot bedeutet: Der Mitarbeiter erstarrt und macht sichtbar zu. Seine Miene wirkt abweisend, er geht in eine Kontra-Haltung. In diesem Fall muss die Interaktion zu- nächst gestoppt werden. Jedes weitere Vor- gehen würde auf taube Ohren treffen. Die Störung hat Vorrang. „Wie denken Sie dar- über?“ könnten Sie fragen, oder: „Was geht in Ihnen vor, wenn Sie das hören?“ Hiernach machen Sie eine lange Pause, da- mit der Gesprächspartner sich sammeln und dann antworten kann. Hören Sie gut hin, und gehen Sie auf den Mitarbeiter ein. Ziel ist es, ihn wieder auf Gelb und dann auf Grün zu bringen. Fragen Sie, was getan werden müsste, damit es wieder auf Gelb oder Grün gehen kann. Denn nur dann, wenn die Mitarbeiter voll und ganz mitzie- hen, können Spitzenleistungen gelingen. Feedback geben – Feedback nehmen Um das Können und schließlich das Wollen der Mitarbeiter zu fördern, kann man sich auch einmal kritisch mit dem eigenen Feed- back-Verhalten befassen. Folgende Fragen lassen sich stellen: Ì Ì Gebe ich meinen Mitarbeitern mehr Kritik oder mehr Anerkennung? Ì Ì Was hält mich – ganz ehrlich – davon ab, meinen Mitarbeitern mehr Anerken- nung zu geben? Ì Ì Bin ich bereit, konstruktive Kritik aus- zusprechen, auch wenn es für mich oder den Mitarbeiter unangenehm ist? Ì Ì Was bringt mich – ganz ehrlich – dazu, Kritik zu üben? Ist dieses Vorgehen ziel- führend oder treiben mich „niedere“ Be- weggründe? Ì Ì Ist die Art und Weise meiner Feedback- Gespräche akzeptabel? Woran zeigt sich, dass sie respektvoll und konstruktiv geführt werden? Ì Ì Kann ich kritisches Feedback anneh- men? Wie fühle ich mich dabei, und wie gehe ich damit um? Dankbar oder ab- wehrend? Erfreut? Beleidigt? Aggressiv? Ì Ì Kann ich eigene Fehler öffentlich einge- stehen? Wie äußere ich dies? Wenn Sie nach einer solchen Selbstanalyse dann etwas ändern, gibt es zwei Möglich- keiten: Sie ändern es einfach, oder Sie er- läutern Ihrer Mannschaft die Hintergrün- de: Bisher habe ich immer gedacht, dass… Doch jetzt meine ich, dass ich an diesem Punkt anders agieren sollte, und zwar so… Signalisiert ein Chef auf diese Weise Ver- änderungsbereitschaft, so ist dies ein gro- ßes Zeichen an seine Leute, ebenfalls für den Wandel offen zu sein. Wer selbst keinen Mut zur Veränderung zeigt, kann anderen die Angst vor Neuem nicht nehmen. www.anneschueller.de Das Buch zum Thema, Managementbuch des Jahres Anne M. Schüller: Das Touchpoint-Unternehmen Mitarbeiterführung in unserer neuen Businesswelt Gabal, März 2014, 368 S., 29,90 Euro ISBN: 978-3-86936-550-3 Auch als Hörbuch erhältlich Anne M. Schüller ist Managementdenkerin, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrön- te Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Ex- pertin für das Touchpoint Management und eine kundenfokussierte Unternehmensfüh- rung. Sie zählt zu den gefragtesten Redne- rinnen im deutschsprachigen Raum. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Associati- on aufgenommen. Vom Business-Netzwerk LinkedIn wurde sie zur Top-Voice 2017 ge- kürt. Zu ihrem Kundenkreis zählt die Elite der Wirtschaft. Ihr Touchpoint Institut bil- det zertifizierte Touchpoint Manager aus. wohn insider buch tipp Foto: Anne M. Schüller Die Autorin

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