wohninsider Oktober/November 2018

88 wohninsider.at KÜCHE Miele-Geräte drinnen. Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl für mich und die Entschei- dung für die Wohnung war klar. (lacht) Übersiedeln Sie nach Salzburg? S.K.: Nur teilweise, unter der Woche bin ich in Salzburg, aber mein Lebensmittelpunkt und mein Partner sind in Wien. Aber wir haben ohnehin viele Handelspartner in ganz s- terreich und in Wien das Experience-Center. Also ist es sowieso ein sterreich-Job. Sie übernehmen offiziell mit 1. November die Geschäfte von Martin Melzer... S.K.: Ja, und ich habe den Luxus, dass ich Martin Melzer jetzt noch einige Zeit bei mir habe. Zwei Monate noch Einschulung zu ge- nießen auch das war ein wesentlicher Faktor für mich, diese Herausforderung anzunehmen. Von Seiten Miele – Warum ist die Wahl auf Frau Kolleth gefallen? M.M.: Sie ist jemand, der mit Leidenschaft Vertrieb macht, die sehr viel weiß über B2B, Service und die Digitalisierung, denn das ist in ihrer früheren Branche noch weiter fort- geschritten. Sie ist sehr menschenorientiert, die Chemie hat einfach gestimmt. Es war ein mehrstufiges Auswahlverfahren und sie ist mit Sicherheit jemand, dem wir zutrauen, auch die Veränderungen, die kommen werden, günstig zu gestalten. Das Unternehmen wird in fünf Jahren ein gänzlich anderes sein, als es jetzt ist. Das ist normal, genauso wie es vor sieben Jahren, als ich die Geschäftsführung übernommen habe, ein ganz anderes Unter- nehmen war... Gab es eine öffentliche Ausschreibung für die Position? War es eine Vorgabe, die Stelle extern zu besetzen? M.M.: Es war nicht Vorgabe, die Position ex- tern zu besetzen. Miele geht solche Positionen immer breit an, intern und extern.Wir hatten einen Executive Search beauftragt. Der Wech- sel war schon früher geplant, aber aufgrund bestehender Verträge konnte Frau Kolleth erst jetzt bei uns beginnen. Wie geht’s Herrn Vanicek? M.M.: Josef Vanicek geht’s gut. Er geht jetzt tatsächlich in den Ruhestand, etwas später als geplant. Und er freut sich auf das, was kommt und hat viele Pläne mit seiner Frau und seinen Kindern. Was steht in den kommenden Monaten auf dem Plan, Frau Kolleth? S.K.: Lernen, lernen, lernen. – Und das Ler- nen wird sicherlich über die offizielle Einschu- lungsphase hinausgehen. Jetzt heißt es, die Organisation, die Mitarbeiter, die Kunden, Vertriebspartner gut kennenzulernen. M.M. wirft ein: Unsere französische GF hat auf die Frage, was sie in den ersten 100 Tagen machen will, geantwortet: „Ask a lot of questi- ons and then shut up.“ (lacht) S.K.: Ich leiste mir jetzt den Luxus, jede Fra- ge stellen zu können... Sie meinten, in fünf Jahren wird das Unter- nehmen ein anderes sein? In welche Rich- tung geht es? Abgesehen von der Digitali- sierung? M.M.: Darf ich da widersprechen, denn man kann nicht absehen von der Digitalisierung. Das wird ein ganz zentraler Treiber der Ver- änderung sein. Das treibt ganz massiv Kun- dendienst, Marketing und alle Bereiche. Und das nimmt derzeit im Hausgerätebereich ext- rem Fahrt auf. S.K.: Digitalisierung – das klingt immer so technisch. Wir müssen uns dem Thema viel breiter stellen. Welche Geschäftsmodelle gibt es heute? Wird sharing economy ein Thema? Ich denke da zum Beispiel an Uber. Es wird auf Basis der Technologie ermöglicht, aber man spricht in Wirklichkeit über neue Ge- schäftsmodelle. Wenn man etwa in den Profes- sional-Bereich hineindenkt … Vielleicht zahle ich künftig pro Waschgang und kaufe gar kei- ne Maschine. Es geht es um den Kundennut- zen. Ich denke da auch an den Arbeitsmarkt. Stichwort Fachkräftemangel: Was macht Di- gitalisierung dort? Ich kann viel mobiler ar- beiten. Bringen wir damit kinderbetreuende Menschen schneller wieder zurück in den Ar- beitsmarkt? M.M.: Verkaufen wir in Zukunft den Dialog- garer, oder verkaufen wir in Zukunft Speisen für den Dialoggarer, und über den Umweg fi- nanzieren wir den Dialoggarer? Beim Han- dy läuft es ja ähnlich. Technisch wird das sehr bald gehen. Oder vielleicht gibt es auch eine Uber-Plattform zum Wäsche abholen. Sie verknüpfen da viele Ideen, lassen Querdenken zu. Wie läuft das mieleintern ab? Die Ideenfindung, das Zukunftsden- ken? (siehe dazu auch Kasten) M.M.: Wir spielen da beidhändig. Einerseits haben wir die klassische Produktentwick- lung, die in Zyklen arbeitet. Das funktioniert seit 119,5 Jahren ganz gut. Und dann gibt es das Arbeitsfeld der disruptiven Elemente. Wie stellen wir uns grundsätzlichen Veränderun- gen? Miele hat hier einen Weg gewählt, sich mit Start-ups zu vernetzen. Wir haben eine Venture Capital Gesellschaft gegründet, die den einzigen Zweck hat, sich an solchen Un- ternehmen zu beteiligen um daraus entste- hende Geschäftsmodelle zu Miele hineinver- netzen zu können. Da gibt es schon einige spannende Ideen, von denen man bald hören wird. Wie geht es mit der Konnektivität der Hausgeräte weiter? M.M.: Es ist ganz klar, dass Teile der Be- dienung der Geräte ausgelagert werden, auf Smartphone, iWatch usw. Da geht es einerseits darum, dass die Geräte die Technologie bei- stellen müssen, aus der Ferne bedient werden zu können. Auf der anderen Seite geht es um die Kommunikation der Geräte untereinan- der. Als einfaches Beispiel sei hier das Koch- feld und der Dunstabzug genannt, bis hin zu Bestellung von Verbrauchsmaterial... Und der Kunde wird uns am Ende sagen, was er davon haben will. Viele Neuigkeiten gab es da sicherlich auf der IFA zu sehen. Wie ist die gelau- fen? M.M.: Großartig. Wir haben Produkte vor- gestellt, die wir in sterreich noch nicht ha- ben. Die Messe ist extrem international, mehr als die Hälfte der Besucher waren nicht aus Deutschland. Durch das Hereinnehmen der Hausgeräte hat die IFA aus meiner Sicht ex- trem gewonnen, weil es auch strategisch zu- sammengehört. Das Zusammenwachsen der verschiedenen Welten hat man auch heuer wieder sehr stark gespürt. Waren auch österreichische Händler dort? „Ich leiste mir jetzt den Luxus, jede Frage stellen zu können...“ Sandra Kolleth

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