Oktober-November 2019

124 wohninsider.at |Oktober/November | 05.2019 RAUM : OBJEKT A n Begeisterung für sein Pro- dukt mangelt es Rohol-Ge- schäftsführer Anton Stöckl nicht: „Furnier ist pure Emo- tion!“, versichert er. „Ein Stück Hirnholz ist wie ein Kalender durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte.“ Kunden schätzen die Vielfalt des Angebots: Das Werk in Rosenau am Hengstpass liefert mehr als 100 Edelhölzer in unterschiedlichen Ober- flächen, Sortierungen und Strukturen. Auf Wunsch werden diese seit einigen Jahren auch fix fertig auf Vlies verpresst. Rohol beliefert in erster Linie Großhandel und Industrie. Rund ein Viertel des Umsatzes macht das Projekt- geschäft aus. Freude macht dem Rohol-Chef der aktuell stattfindende Wandel in den Kun- denvorlieben: „Jahrelang hat alles wie Plas- tik-Dekor aussehen müssen. Diese Zeiten sind vorbei! Gefragt sind lebhafte und natürliche Holzoberflächen mit Charakter.“ Eiche liegt selbstverständlich auch hier im Trend. Beliebt sind jedoch auch Spezialitäten wie sonnen- verbrannte Althölzer oder veredelte Ober- flächen; „Crack“ nennt Rohol seine Furniere mit schwarzen oder weißen Farbeinläufen im rissigen Holz. Auf Schneeschäden folgen Versicherungs-Troubles Die Freude ist nicht ungetrübt: Rohol hat ein schwieriges Jahr hinter sich, und die Pro- bleme sind noch nicht ausgestanden. Wie bekannt, stürzten während der schweren Schneefälle Anfang Jänner zwei neue Produk- tionshallen ein. Zum damaligen Zeitpunkt waren hunderte Helfer mehrerer Freiwilli- ger Feuerwehren in der Pyhrn-Priel-Region unterwegs, um den meterhohen Schnee von den Dächern der Häuser zu schaufeln. Auch vom Dach der Rohol-Hallen (s. Fotos rechte Seite) – den Einsturz konnten sie dennoch nicht verhindern. Zwar betraf der Schaden nur 2.000 der insgesamt 22.000 Quadratme- ter Fertigungsfläche, jedoch handelte es sich dabei ausgerechnet um die Bereiche für den Furnierschnitt. Stöckl lagerte diesen daher an Lohnfertiger aus. Die Weiterverarbeitung hingegen verblieb im Unternehmen. Kommt Geld, kommt Wiederaufbau Sobald die Versicherung bezahlt hätte, woll- te man mit dem Wiederaufbau der Hallen beginnen. Dieser verzögert sich seitdem. Grund dafür ist die kroatische Versicherung der Rosenauer. Stöckl: „Eigentlich wären alle Formalitäten erledigt, auch das Sach- verständigen-Gutachten ist abgeschlossen. Bezahlt wurde bislang nicht.“ Inklusive Hal- len, Maschinenpark und der Mehrkosten für die Aufrechterhaltung des Betriebs beläuft sich die Schadensumme auf 18 Millionen Euro. Könnte sich dieser Brocken auch für die kroatische Euroherc-Versicherung als un- verdaulich erwiesen haben? „Das denke ich nicht“, meint der Geschäftsführer. „Euroherc ist seinerseits bei Swiss Re mit 85 Prozent rückversichert.“ Über die tatsächlichen Hin- tergründe werde man im Dunkeln gelassen. Stattdessen habe die Versicherung ein Be- weissicherungs-Verfahren beim Bezirksge- richt Kirchdorf eröffnen lassen. Rohol und der Versicherungsmakler des Unternehmens haben inzwischen die Finanzmarktaufsicht informiert. „Wir gehen vor Gericht“, erklärt Stöckl. Eine Deckungs- und Schadenersatz- klage sei bereits eingereicht. www.rohol.at VERSICHERUNG – ROHOL WARTET IMMER NOCH AUF SCHADENSERSATZ „Wir ziehen vor Gericht!“ Millionenschäden verursachten die starken Schneefälle des heurigen Winters bei Furnierhersteller Rohol. Diesen Herbst sollte eigentlich die wiederaufgebaute Fertigungshalle eröffnet werden. Eigentlich – denn die Versicherung hält weiterhin das Geld zurück. Nun wurde eine Deckungs- und Schaden- ersatz-Klage eingereicht. V on R einhard E bner „Alle Formalitäten sind erledigt, bezahlt wurde jedoch nicht.“ „Furnier ist pure Emotion! Ein Stück Hirnholz ist wie ein Kalender durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte.“ Anton Stöckl, Rohol Marketingleiterin Andrea Stocker bei der Kundenberatung. Freude macht Rohol-Chef Anton Stöckl die Nachfrage nach seinem Produkt. Versicherungs-Troubles hingegen trüben die Stimmung. Fotos: Reinhard Ebner

RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==