Oktober/November 2020
20 wohninsider.at |Oktober/November | 05.2020 TRAINING : WISSEN MENSCHEN SIND NICHT FAUL – SIE HABEN NUR KEINE ZIELE, DIE ES SICH ZU VERFOLGEN LOHNT Warum soll eine Mitarbeiterin die eMail an den Kunden mit Ansprache und freundlicher Grußformel gestalten? Das war eine der Aus- gangsfragen für unseren Leitbild-Workshop. Wozu überhaupt so ein Workshop? Das Unter- nehmen, das ich als Berater begleitete, hatte noch kein Leitbild, die Werte waren zwar im- plizit klar, aber sie waren noch nie abgestimmt und ausformuliert. Noch dazu ist das Unter- nehmen in den vergangenen 30 Jahren stark angewachsen: Es hat sich in den letzten Jahren sogar verdoppelt, von der Mitarbeiteranzahl her. Es wurde Zeit, hier für Klarheit zu sorgen. Warum? Damit alle ein möglichst ähnliches Bild nach außen liefern und zwar den Kunden gegenüber. Dieses Bild muss heute so hochwer- tig wie möglich sein, in Zeiten, in denen sich unsere Kunden aussuchen können, wem sie ihr teuer verdientes Geld anvertrauen. „OHNE VISION WIRD EIN VOLK WILD“ Ich fragte die Führungskräfte: Was treibt euch an? Weshalb steht ihr gerne auf in der Früh? Warum macht ihr diesen Job? Wovon träumt ihr in der Zukunft (Vision)? Ohne lange nach- zudenken, konnte das beantwortet werden und die ersten groben Züge eines Mission State- ments standen auf dem Papier: „Menschen erfolgreicher machen“. Gut so! Genau das ist nämlich unser aller Job. Genügt das? Nein, da- nach war und ist es wichtig, das ganze Team, also die Mitarbeiter einzubeziehen. Wie macht man das als Kanzlei mit 30 Voll- und Teilzeit- angestellten, die zu unterschiedlichen Zeiten da sind? Man splittet sie in 2 Gruppen à 15 Personen und verbringt jeweils einen halben Tag in einem externen, inspirierenden Work- shopraum zu genau den gleichen Themen und Fragestellungen: Wofür stehen wir, was moti- viert uns, wie wollen wir wahrgenommen wer- den, was ist uns wichtig? Das waren und sind einige der Fragen, die zuerst in Kleingruppen bearbeitet werden, danach im Plenum prä- sentiert und in einer zweiten Schleife trifft sich genau diese Kleingruppe gleich nochmal: Welche konkreten Ideen zur täglichen Um- setzung habt ihr? Woran merken wir (Kun- den und Mitarbeiter), dass diese Werte gelebt werden? Und wieder gibt es auf Flipcharts konkrete Vorschläge, die präsentiert werden. Nach einem kurzen Impulsvortrag, bei dem wir gemeinsam über den Tellerrand schau- en, wie es zum Beispiel andere Unternehmen machen und was ein gutes Mission Statement ausmacht, ist der halbe Tag auch schon wieder vorbei. Es geht in die dritte Phase: Die Arbeit ist der Spielplatz der Erwachsenen. Sichtung der Geschäftsführung und Auswahl, was fließt in das Leitbild mit ein. Dieser Schritt ist zentral, denn nur, wenn die Mitarbeiter merken, dass ihre Vorschläge tatsächlich ein- fließen, erhält das die Motivation, sich weiter einzubringen. Nach stundenlanger Diskussion und Feilschen über jedes Wort (das ist gut so!) steht der One-Pager schön auf einer Seite: Das Mission Statement hat sich leicht erweitert: „Miteinander Menschen erfolgreich machen“ und die drei Kernwerte erklären darunter, wie das gehen soll. Ein paar Tage später wird es der gesamten Mannschaft von den Führungs- kräften präsentiert. Danach geht es noch in die weitere Definition der „Spielregeln“ in einer zweiten Phase, dieses Dokument dient dann eher zur internen Orientierung, ist aber auch für jeden „Neuankömmling“ ein zentra- les Tool für das Onboarding. Gleich von An- fang an ist klar, wie „gespielt“ wird und was in diesem Unternehmen wichtig ist. LERNEN VON DEN BESTEN Diesen hier beschriebenen Prozess kann ich jedem Unternehmen empfehlen, es ist eine Investition von maximal 4-5 Tagen, aufgeteilt auf mehrere Wochen und dann hängt tat- sächlich ein besonderes Leitbild an der Wand, an dem die Mitarbeiter und auch Kunden täglich vorbeigehen und an die Kernwerte er- innert werden. Auch auf jede Website gehört so etwas. Nicht von einer externen Agentur erarbeitet, sondern extern begleitet durch DIE ERFOLGS-FALLE: WEGE AUS UND INS ERFOLG-REICH Eine Serie fur Ihren Erfolg. Experten-Tipps von Mag. Gabriel Schandl, CSP, CMC Leitbilder oder Leidbilder? Wie Sie mit einem starken Mission Statement für mehr Klarheit im eigenen Unternehmen sorgen. Fotos: Schandl „Haben SIE schon ein Leitbild oder leiden Sie noch?“ Gabriel Schandl, Seminarleiter, Speaker und Coach „Die Arbeit ist der Spielplatz der Erwachsenen.“
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