Oktober/November 2020
05.2020 |Oktober/November |wohninsider.at 39 NETZWERKE E ines möchte Wimmer jedenfalls festhalten: Den angeschlosse- nen Möbelfachhändlern und Raumausstattern geht es trotz des Lockdowns im Frühjahr gut. Kein einziger von ihnen hängt am Tropf des Staates. Trotzdem sei die Zeit für mehr Ehrlichkeit in der Betrachtung der Situation. Denn laut KMU Forschung Austria ist der stationäre Einzelhandel mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen im laufenden Jahr bis August nominell um 14,2 % ge- sunken. Wimmer subsumiert: „Der Einrich- tungssektor kommt aus heutiger Sicht mit einem halben blauen Auge davon. Das ist viel mehr, als wir noch im Frühjahr erwarten konnten. Auch die Aufträge und Kommis- sionen stimmen positiv. Was allerdings gar nicht angebracht ist, sind Jubelmeldungen!“ Damit spielt Wimmer auf die großen Mö- belhäuser an, die mit hoher Regelmäßigkeit von Rekordumsätzen sprechen und bereits Anfang Juli erklärten, den gesamten Coro- na-Schaden egalisiert zu haben. „Rein rech- nerisch ist das einfach nicht möglich. Geht man davon aus, dass der Gesamtmarkt um mehr als 14 % zurückgegangen ist und wir bei SERVICE&MORE ein Minus von 4,1 % verzeichnen, dann muss die Großfläche ein deutliches zweistelliges Minus vorweisen.“ Home, Safe Home Der hohe Auftragsstand lässt jedoch zu- versichtlich in die Zukunft blicken. Wim- mer: „Der eigene Job, die Wirtschaft im Allgemeinen, aber auch große anstehende Investitionen – all diese Bereiche sind von großer Unsicherheit geprägt. Die eigenen vier Wände hingegen stellen eine zuverläs- sige Konstante dar.“ Das bestätigt auch ein Blick in die Auftragsbücher und Termin- kalender der 296 Mitglieder, die in den von SERVICE&MORE betreuten Verbänden GARANT Austria und WOHNUNION tätig sind: Laufend werden Beratungen durchgeführt und die Umsetzung neuer Wohnkonzepte beauftragt. Allumfassende Konzeptlösungen sind auch ein wesentli- cher Schlüssel zum Erfolg. Wimmer: „Das, was wir seit Jahrzehnten machen – Räume und Wohnungen gesamtheitlich planen und ausstatten – wird nun auch von den großen Möbelhäusern versucht. Sie erkennen suk- zessive, dass die bisherige Rabattitis und das Schleudern von Einzelteilen einfach keine Zukunft haben.“ Es ist noch nicht vorbei Mit der Unplanbarkeit richtig umzugehen, hätten jedoch viele noch nicht gelernt. Die Schockstarre weiter aufrecht zu erhalten, sei jetzt fatal. „Jeder Einzelne und jedes Unter- nehmen muss sich jetzt entscheiden, ob er auf der Stelle tritt oder aktiv an die Sache heran- geht.“ Die familiengeführten Partnerbetriebe von SERVICE&MORE sind größtenteils kleinere Firmen, die rasch und flexibel auf neue Situationen reagieren können. Kein ein- ziger davon hat noch Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die meisten arbei- ten extrem innovativ und haben Transforma- tionsprozesse gestartet, um zukunftsfit zu sein und zu bleiben. Wimmer: „Diese Partnerbe- triebe sind händeringend auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Hier entsteht gerade ein Vakuum, denn viele Menschen, die noch einen Job haben, wiegen sich aufgrund der Kurzarbeit in falscher Sicherheit. Statt sich umzuorientieren, warten sie ab. Das wird auf die Dauer aber nicht gut gehen!“ Anpacken statt abwarten Bei den angeschlossenen Betrieben wurden Präsenztermine während des Lockdowns durch Online-Beratungen ersetzt, so man- ches bereits vorhandene digitale Tool, wie beispielsweise das Virtual Shelf eVA 5.0, wurden und werden verstärkt genutzt. Auch intern setzt man bei SERVICE&MORE auf einen Mix aus Präsenz-Seminaren und Online-Schulungen. Berechnet man die er- zwungene Schließung im Frühjahr mit ein, so schließt das Jahr 2020 nahtlos an das Rekord- jahr 2019 an. Wimmer hat eine abschließen- de positive Botschaft: „Jeder Einzelne von uns und jedes Unternehmen lernt jetzt, was gut ist und was nicht. Es ist wichtig Neues zuzu- lassen, Erfahrungen zu sammeln und für die Zukunft daraus zu lernen.“ www.serviceandmore.at SERVICE&MORE Vom halb blauen Auge und ehrlicher Betrachtung Der Möbelhandel hat’s nicht so stark abbekommen wie andere Branchen. Das steht fest. Anlass für Jubelmeldungen sei das jedoch für SERVICE&MORE-GF Christian Wimmer noch lange nicht. Mit einer kurzen Zwischenbilanz ruft er zur Aktivität in Zeiten der Schockstarre auf. Foto: SERVICE&MORE „Jeder Einzelne und jedes Unternehmen muss sich jetzt entscheiden, ob er auf der Stelle tritt oder aktiv an die Sache herangeht.“ Christian Wimmer, Geschäftsführer SERVICE&MORE „Der eigene Job, die Wirtschaft im Allgemeinen, anstehende Investitionen – all diese Bereiche sind von großer Unsicherheit geprägt. Die eigenen vier Wände stellen eine zuverlässige Konstante dar.“
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