Oktober-November 2021
30 wohninsider.at |Oktober/November | 05. 2021 DESIGN : TRENDS Z weimal fiel die weltgroßte Einrichtungsmesse jetzt aus. Eineinhalb Jahre, in denen die Designwelt Schwung holen konnte, umnunmit Anlauf inMailand ein regel- rechtes Feuerwerk zu zunden. Die Tatsache, dass hier ein Entladen an Produktivitat, Kreativitat und Gesel- ligkeit passiert ist, zeigt wie groß die Sehnsucht nach neuen Horizonten und personlichen Kontakten war. Trotz strenger pandemiebedingter Kontrollen lasst sich nach dem Erleben einiger Tage in dieser hochst designaffinen Stadt sagen: Lebenslust, wohin das Auge blickt. Der abge- speckte Salone in den Messe- hallen in Rho konnte es trotz zeitgemaßen Mottos nicht mit dem lebendigen Gewusel in der Innenstadt aufnehmen. Schon in den fruheren Jahren waren die Side Events oft von solcher Popularitat, dass sie dem eigentlichen Messe- geschehen die Schau stahlen. Der Grund: atemberauben- de Locations, Ausstellungs- gestaltung durch namhafte Architekten und Designer und dazwischen italienisches Lebensgefuhl an allen Ecken. Menschen, Mode, Campari, Sonnenschein Es war einiges los in der Stadt des guten Geschmacks: Auch in die- sem Jahr fand die Milano Design Week, die Fuorisalone, parallel zur Mobelmesse statt. Der Designbezirk Brera und das Viertel rund um den Dom brummten. Alle großen Hersteller hatten ihre Schauraume aufpoliert. Die vielen Neuheiten standen in spektakularen historischen Raumlichkeiten. Dazu volle Bars und Restaurants, in denen man sich traf: die jungen Kreativen, die Ikonen der Designszene, Architekten, Kunstler, Fachleute. Einfach tausend Prozent Italien. Die Frage, ob es Messen und personlichen Austausch in Zeiten wie diesen noch braucht, ist damit zweifelsfrei beantwortet. Die Produkte mit eigenen Augen zu sehen, die Haptik zu erleben, Beziehungen aufzufrischen oder neue Bande zu knupfen – all das ist letztlich unersetzlich. Kontraste in Perfektion Die vorgefundene Lebenslust zeigt, dass es der Branche gut geht. Wohnen hat wieder an Wert gewonnen und die Be- reitschaft, in ein stilvolles Zu- hause zu investieren, ist hoch wie schon lange nicht mehr. Dieser greifbare Optimismus findet sich auch in Farben, Formen und Verarbeitung wieder. Helle Tone – beige, weiß, pur oder in Cappuccino Optik – auf der einen Seite. Rot, rostrot, kupferfarben und knalliges Oran- ge auf der anderen. Ein nahezu dekadentes Wechselspiel zwischen kraftigen und gedeckten Farben also. Dasselbe Schema fallt bei Mate- rialien und Verarbeitungsweisen auf: minimalistischen Textilien wird Pluschiges zur Seite gestellt. Scharfe, exakte Kanten, technisch per- fekte Linien, hochste Prazision sehen sich ultrasoften, ausladenden Polstermobeln gegenuber. Dieser standig prasente Kontrast erzeugt einen Spannungsbogen, der ein Eckpfeiler italienischer Asthetik ist. Die Sehnsucht nach Unbeschwertheit Das zuvor erwahnte Orange lasst nicht nur entsprechende Jahrgange ganz klar an die 1970er Jahre denken. Der unglaub- supersalone 2021 – aus der Sicht des Fachhandels Die diesjahrige Variante des sonst so stimmgewal- tigen Salone del Mobile kam Anfang September in ganz neuem Format daher: als kleine, kuratierte Messe. Offen für Endverbraucher, mit Nachhaltig- keits- und Digitalschwerpunkten. Martin Wetscher war in Mailand und berichtet über seine Eindrücke – gesammelt im pulsierenden Zentrum der Stadt. Fotos: Portrait Wetscher. © bild(ART)isten, weitere Fotos: Martin Wetscher Impressionen aus Mailand.
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