Tischdesign als Herzensprojekt

Simon Hobigers Herz schlägt für Tische. Und für Stahl. Der Gründer und Mastermind von „INMITTEN“ kehrt mit Stahltischen zu seinen Wurzeln zurück. Kreative Freiheit, künstlerischer Ansatz, Einzigartigkeit und Wertigkeit treiben ihn und sein Team an, wie er verrät.

Als „Tisch Mitte“ gegründet und seit einiger Zeit als „INMITTEN“ aktiv, kehrt ihr mit verstärktem Fokus auf die Tische zu den Wurzeln zurück. Warum diese Rolle rückwärts in die Zukunft?

Kreativität ist für mich definitiv ein großer Punkt. Sie geht oft verloren, wenn der wirtschaftliche Faktor überhand nimmt und die zahlreichen Auftragsarbeiten in den letzten Jahren hatten genau diesen Effekt. Daher habe ich beschlossen, den Weg zurück einzuschlagen, wieder mehr auf meine Kreativität zu setzen und mich in den letzten Jahren auch intensiv mit Kunst beschäftigt

Ich will den Tisch als Kunstwerk sehen und nicht als Gebrauchsgegenstand. Das bringt mich zurück zu meinen Wurzeln.

Unsere Tische sind allesamt Unikate und haben eine hohe Wertigkeit. Daran hat sich nichts geändert, sondern nur der Fokus. Es geht nicht mehr primär um Auftragsarbeiten, sondern stärker darum, Tische zu kreieren und dann zu schauen, was passiert. Aus dieser Freiheit heraus Tische gestalten und fertigen zu können ist etwas Besonderes.

Kreatives Tischdesign steht also im Zentrum?

Wir gestalten weiterhin Möbel- und Raumkonzepte, aber der Tisch steht wieder verstärkt im Mittelpunkt. Hier wie dort bewegt mich mehr der künstlerische Aspekt. Einen Raum mit einem durchgeplanten Konzept zu gestalten lässt wenig Spielraum.

Wir sind nicht Tischler oder Metallbauer, sondern ich sehe unsere Aufgabe vielmehr als inspirierende Impulsgeber, in der Beratung und dem Aufzeigen von Möglichkeiten mit kreativem Anspruch, im Ausloten, was und wie es machbar ist. Das schafft Raum für unkonventionelle Produkte, außergewöhnliche Geschichten und Kreationen mit Substanz und Bestand. Der Name, zu Beginn „Tisch Mitte“ und seit einigen Jahren „INMITTEN“, steht genauso dafür, was mir wichtig ist:

Der Tisch ist das Zentrum, das Herz des Raumes und des Miteinanders.

 

Welche Rolle spielt er? Ist er Ausgangspunkt für Raumkonzepte?

Der Tisch ist ein Element, an dem sich ein Raumkonzept definitiv aufhängen und entwickeln kann. Ein Tisch ist im besten Fall zwischen 1,80 und 3,50 Meter lang ist. Welche Gegenstände solcher Größe gibt es, die so viel Raum einnehmen? Er hat eine starke Präsenz, egal in welchem Raum, und schon „standalone“ eine beeindruckende Wirkung. Der Tisch ist auch mehr als ein Einrichtungselement. Er ist der Ort, wo sich Menschen treffen und viel passiert. In einem Tisch steckt viel Emotionales.

Hat sich Tischdesign verändert?

Tischdesign verändert sich stetig. Für mich hat es sich ganz klar verändert, der Kern ist aber derselbe. Es mag selbstverständlich sein, dass es einen Tisch gibt, aber nicht, dass es genau dieser Tisch ist. Mit Liebe zu individueller Gestaltung, zur Nachhaltigkeit und mit der Auseinandersetzung, wo er stehen und wie das Material behandelt wird, wird er zu einem Stück, das Kund:innen länger begleiten sollte.

Gibt es ein „state of the art“-Design?

Stahl ist als Material beim Tisch am Kommen und auch schon da. Ich glaube, dass die Gastronomie viel vorgibt. Menschen gehen essen, haben eine gute Zeit und wollen dieses Gefühl mit nach Hause nehmen und in den eigenen vier Wänden erleben. Der Stahltisch gewinnt an Beliebtheit und bei dieser Entwicklung mache ich gerne mit, weil ich schon seit Jugendtagen mit Stahl arbeite. Sonst orientiere ich mich kaum an Trends, sondern gehe lieber meinen eigenen Weg und manchmal überschneidet sich beides. Mit dem Fokus auf Tische haben wir sicher den Zeitgeist getroffen und aktuell fühlen sich Tische aus Stahl gut und richtig an.

 

Stahl ist die neue Coolness?

Stahl ist wortwörtlich cool. Holz hat sicher mehr Leben, Struktur, Natürlichkeit, und ein solcher Tisch viel Charakter. Allerdings habe ich einen besonderen Zugang zu Stahl, weil ich weiß, was dahintersteckt, ihn und ein Produkt daraus zu produzieren. Daraus könnte ein industrielles Produkt entstehen, oder eben ein Tisch, der mit offensichtlichen Schweißnähten, mit Walzblank, Rostflecken, Verbindungen und auch einer ganz eigenen Struktur einen besonderen Charme ausstrahlt.

Schlussendlich macht die Vielfalt den Reiz aus.

Unterschiedliche Materialien bringen unterschiedliche Haptiken mit, lassen sich je nach Wunsch und Bedarf kombinieren, und mit den verschiedensten Möglichkeiten zu spielen, ist spannend. Der Blick, mit dem wir heute die Welt und das Interior Design betrachten, ist ein sehr geradliniger. Daher sollten wir statt nach state of the art-Design und klaren Konzepten zu suchen lieber einen Raum mit Tischkunstwerken befüllen, egal ob aus Holz, Stahl, Stein oder Glas.

 

Trauen sich Konsument:innen, einen Stahltisch für den privaten Bereich zu nehmen?

Warum nicht? Es ist durchaus interessant, vor allem im Mix mit anderen Materialien wie beispielsweise Leder, das Wärme ausstrahlt. Diese Kombination hat etwas sehr Schickes. Oder auch die Haptik von Holz und die Optik von Stahl erzielen eine doppelt besondere Wirkung. Kombinieren macht‘s möglich und ist ausdrücklich erlaubt. Natürlich muss der Tisch immer zum Raum, der Atmosphäre und den Personen passen.

Welche Rolle spielt die Form?

Form spielt eine große Rolle, schlussendlich hängt die Wahl aber auch von der Gefühlslage ab. Ein Tisch wird für die Ewigkeit gefertigt, es ist aber das individuelle Momentum entscheidend, wie man an ihm zusammensitzen will. Wir schöpfen aus der Formenvielfalt. Je kreativer man sein kann, umso schöner ist es.

 

Wie startet der Designprozess?

Wir nehmen uns die Zeit und Muße, um zu überlegen und der Inspiration Raum zu geben. Wenn wir selbst einen Tisch kreieren, sind wir natürlich freier als bei einer Auftragsarbeit, wo wir die Balance zwischen Kund:innenwünschen und unseren kreativen Ideen finden müssen.
Die gedankliche Konzeptionierung ist immer der erste Schritt, die Ideen werden zu Skizzen, dann die statischen Gegebenheiten abgeklärt, und Kreativität und Technik in Einklang gebracht. An unserer Ausrichtung hat sich seit der Gründung nichts geändert.

Wir nehmen unsere Kund:innen mit auf diese Reise, vom Ursprung der Kreativität und des Materials bis zum finalen Produkt. Jeder unserer Tische ist ein Herzensprojekt.

Natürlich customized, allerdings geben wir stärker als in den Anfangsjahren die Richtung vor, um uns mehr künstlerischen Freiraum zu schaffen. Schlussendlich entstehen Stahlprodukte in Oberösterreich und die Holzkreationen im Waldviertel, die Kreativität ist im 2. Bezirk in Wien zuhause.

Wo siehst du noch Innovationspotenzial?

Ich glaube, es kann viel Bekanntes, Bewährtes neu aufgegriffen werden. Viele haben sich schon mit dem Thema Tisch auseinandergesetzt und ich glaube, es kann Bekanntes und Bewährtes aufgegriffen und neu interpretiert werden. Hier gibt es Spielraum. Eine Möglichkeit sehe ich in der Einfachheit und hohen Wertigkeit, die sich auch im Momentum der Kund:innen erschließt, einen Tisch als lebenslangen Begleiter zu sehen, der auch weitergegeben werden kann, um woanders ein zweites, drittes, jedenfalls weiteres Leben zu haben. Mit diesem Ansatz, mit diesem Denken und Tun bekommt ein Tisch, ja jedes Produkt eine neue, viel höhere Wertigkeit.

Weniger, aber bessere Produkte, Kreationen mit Charakter und Langlebigkeit sollten Mission und Ziel sein und sind der Kontrapunkt zu so manchem industriell gefertigten Produkt.

 

Für das Radiokulturhaus habt ihr zuletzt mehrere Stahltische gefertigt. Ein besonderes Projekt?

Das Projekt war ein echter Jackpot, weil es meine Herzensangelegenheiten, also Tische und Stahl, und den optimalen Zeitpunkt getroffen hat. Eine so tolle Location mit unseren Stahltischen zu bestücken, ist eine ganz besondere Aufgabe, wir konnten und durften mit Stahl spielen, und wir sind gespannt, was jetzt passiert. Mit einem Tisch lässt sich ein besonderer Platz schaffen, ein Ort, wo sich Menschen treffen, Geschichten erzählt und neue Geschichten beginnen. So sehe ich das Projekt mit dem Basistisch, hier wirklich eine schöne Gestaltung zu machen. Wir haben dafür ein sehr simples Konzept entwickelt. Jeder Tisch hat vier Bestandteile, die sehr leicht aufzubauen sind, und haben so eine Kreation geschaffen, die mehrere Verwendungen, damit Bestand hat und in unserer „INMITTEN“-Familie sicher nicht verloren geht.

 

www.inmitten.at