In-Talk mit AEG-Marketing- und PR-Verantwortlichem Martin Bekerle

Mit fast 30.000 Mitgliedern ist die AEG Dampfgarer-Gruppe auf facebook Vorreiter – auch international. Head of Marketing & PR Martin Bekerle erläutert gegenüber wohninsider, welche Bedeutung Social Media heute für einen Hausgeräte-Hersteller hat und wie auch der MFH von diesem Potenzial optimal Nutzen ziehen kann.

Die AEG Dampfgarer-Gruppe auf facebook hat auch international Blicke auf sich gezogen. Welche Bedeutung hat Social Media heute für einen Hausgeräte-Hersteller (im Verhältnis zu anderen Marketingaktivitäten) und wie kann auch der MFH von diesem Potenzial optimal Nutzen ziehen?

Martin Bekerle: Die Facebookgruppe ist in der Tat ein Erfolgsprojekt „Made in Austria“. Man muss sich immer vor Augen halten, dass es ein rein internes Projekt ist, das nur durch mich betreut wird und noch nie eine Agentur beteiligt war. Kunden schätzen einfach die Kommunikation auf Augenhöhe, den direkten Austausch und dass es auch bei Großkonzernen und bekannten Marken einen Menschen gibt, an den man sich wenden kann. Verglichen mit anderen Marketinginstrumenten ist Social Media unbezahlbar – man bekommt unmittelbar Feedback, kann mit Kunden interagieren und die Resonanz ist nach wie vor überwältigend. Natürlich profitiert auch der Möbelfachhandel von dieser Gruppe – die Umstellung von einem herkömmlichen Backofen auf einen Multi Dampfgarer stellt nach wie vor oft eine Hürde und Hemmschwelle im Verkauf dar – hier hat der Handel mit dieser Gruppe ein großartiges Instrument in der Hand, um den Kunden auch nach dem Kauf Support zuzusichern und natürlich auch schon vorab in der Produktfindungsphase, damit jeder Kunde den für sich optimalen Multi Dampfgarer kaufen kann. Zufriedener Kunde bedeutet schließlich ja auch zufriedener Händler.

Der Handel hat mit dieser Gruppe ein großartiges Instrument in der Hand, um den Kunden auch nach dem Kauf Support zuzusichern.

Der Zubehör-Verkauf ist bei AEG ebenfalls zu einem wichtigen Standbein geworden, was tut ihr dafür, um diesen weiter zu forcieren, welche weiteren Pläne gibt es und wo sind die Chancen für den (Möbel-)Fachhandel?

In der Gruppe sind wir mittlerweile soweit, dass Kunden fragen, wann sie wieder etwas kaufen können – natürlich zum Gruppen Aktionspreis. Aber trotzdem, das muss man erst einmal schaffen. So schaffe ich jährlich einen recht ansehnlichen 6-stelligen Umsatz nur mit Zubehör und dem einen oder anderen Staubsauger. Im Möbelfachhandel bewegen wir das meiste Zubehör über das sogenannte Bundling – also Sets aus Gerät und Zubehör. Beim tatsächlichen Verkauf von Zubehör hat der Möbelfachhandel noch riesiges Potenzial und wir würden uns wünschen, dass er dieses auch erkennt und ausschöpft.

So schaffe ich jährlich einen recht ansehnlichen 6-stelligen Umsatz nur mit Zubehör.

Oft wird Weißware – und hier bestimmte Geräte – bei der Küchenplanung nur "mitverkauft". Welche Initiativen könnte man setzen, um dies attraktiver für den MFH zu gestalten bzw. auch neue Segmente, wie etwa Waschmaschinen oder Kleingeräte, ins Gespräch zu bringen?

Es gab schon Versuche von großen Möbelhausketten, Waschmaschinen und Ähnliches von uns zu forcieren – hier haben wir mit POS Möbeln unterstützt. Dazu gehören aber natürlich auch die Kunden, dass dieses Angebot angenommen wird. Der gelernte Österreicher kauft die Waschmaschine oder Ähnliches im Elektrofachhandel, bzw. ist dieser Vertriebskanals der erste, der ihm in den Sinn kommt. Oft muss es ja auch relativ schnell gehen, wenn etwas zu Hause kaputt wird und hier hat der Elektrofachhandel natürlich auch den benötigten Lagerstand. Ich denke, jetzt steht der Möbelfachhandel ohnehin vor anderen großen Herausforderungen, aber wir würden uns natürlich freuen, wenn er auch das Potenzial anderer Produktgruppen von uns für sich erkennt.

Die Vernetzung von modernen hochwertigen Hausgeräten ist schon längst kein Gimmick mehr, sondern wird von informierten Kunden vorausgesetzt. Welche Erfahrungen/Zahlen (prozentuell) hat AEG Österreich hierbei in Sachen Nutzung (quantitativ) und Service (Stichwort Ferndiagnose), und wie geht’s da weiter?

Obwohl das Thema Connectivity schon seit Jahren in aller Munde ist, darf man nicht aus den Augen verlieren, dass wir definitiv noch am Beginn einer langen Reise sind. Nahezu all unsere Produktgruppen (Backöfen, Kühlgeräte, Geschirrspüler, Waschmaschinen, Wäschetrockner, usw.) haben bereits die Möglichkeit einer Einbindung in das Internet und eine dazugehörige App. Und genau beim Thema App hakt es auch bei den meisten Unternehmen – es hilft die ganze Funktionalität nichts, wenn das Interface und die Usability der App die Kunden dann abschreckt oder ihnen keinen Nutzen bringt – denn nur die reine Funktion, ein Gerät ins Internet zu bringen, hilft ja noch keinem, es muss ein echter Nutzen dahinter stehen. Daher sind wir aktuell damit beschäftigt, eine App für all unserer Geräte zu launchen – denn bisher gab es eine für Taste (alles rund ums Kochen), Care (alles rund um Wäschepflege) und eine rund um Wellbeing (Kleingeräte und Luftreiniger) – das kann man ja keinem erklären, dass eine Marke für jede Produktgruppe eine eigene App hat – hier haben wir nun den richtigen Schritt gesetzt und holen alles unter ein App-Dach.

Das Thema Kreislaufwirtschaft/Ressourcenschonung ist für AEG schon lange ein sehr wesentliches. Welche Verantwortung hat hier ein Hausgeräte-Hersteller wie AEG in der Gesellschaft, wie geht es weiter und wie wird z.B. das Thema Ecoline im Handel und in weiterer Folge bei den Konsumenten angenommen?

Hier haben wir als Hersteller mit Sicherheit noch viel Aufklärungsarbeit vor uns, dass eine Ressourcenschonung mehr Zeit bedingt – im Kopf ist leider noch immer „mehr Zeit, mehr Kosten“.

Der Umdenkbonus wird extrem gut angenommen – leider haben wir diese Promotion nur im Elektrofachhandel, aber ich hoffe, dass wir diese früher oder später auch im Möbelfachhandel anbieten werden können. Jedes Unternehmen und jeder Konsument hat natürlich eine Verantwortung im Umgang mit den limitierten Ressourcen – so bieten wir ja nahezu überall Eco Programme an (gekennzeichnet durch unser grünes Eco Blatt), einzig die Nutzung durch die Endkunden ist überschaubar. Jeder fragt beim Kauf nach etwaigen Eco Programmen z.B. beim Geschirrspüler, aber im daily use wird es dann doch das Automatik Programm oder beim Waschen die 60 und 40 Grad, weil man es halt gewohnt ist. Hier haben wir als Hersteller mit Sicherheit noch viel Aufklärungsarbeit vor uns, dass eine Ressourcenschonung mehr Zeit bedingt – im Kopf ist leider noch immer „mehr Zeit, mehr Kosten“.

www.aeg.at

Quelle: Electrolux Österreich/ Redaktion: Lilly Unterrader/wohninsider