Kreislaufdenken statt Wegwerfkultur ist die leitende Devise. Immerhin rückt vor dem Hintergrund des Europäischen Green Deal und der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie die Verlängerung von Produktlebenszyklen immer stärker in den Fokus. „RefurMO“ untersucht daher, wie gebrauchte Büromöbel gestalterisch und technisch so überarbeitet werden können, dass sie den Anforderungen eines modernen Arbeitsplatzes erneut gerecht werden, anstatt vorschnell ersetzt zu werden.
„Gerade im Möbelbereich liegt enormes, bislang ungenutztes Potenzial zur Ressourcenschonung. Mit RefurMO wollen wir untersuchen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit ausgemusterte Büromöbel durch professionelles Refurbishment zu einem zweiten Leben geführt werden können – sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll“ - Projektleiter Gabriel Reichert, Interimsleiter des Instituts für Nachhaltigkeit am Campus Wieselburg
So kann etwa ein Bürodrehstuhl, der ursprünglich ausgemustert wurde, durch neue Bezüge, ausgetauschte Rollen und eine generalüberholte Mechanik wieder in Umlauf gebracht werden – funktional einwandfrei, optisch aufgewertet und ressourcenschonend. Auch Aspekte wie Transportlogistik sowie rechtliche Rahmenbedingungen wie Garantie und Gewährleistung fließen mit ein.
Gelebtes Refurbishment
Das Projekt wird als Forschungs- und Entwicklungsdienstleistung im Rahmen der nationalen FTI-Ausschreibung Kreislaufwirtschaft und Produktionstechnologie vollständig vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur finanziert und über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) abgewickelt. Mit einem Fördervolumen von rund 100.000 Euro analysiert das Projektteam unter Reicherts Leitung zentrale Herausforderungen und Potenziale für das industrielle Refurbishment in Österreich, das es nicht nur zu verstehen, sondern auch zu gestalten und umzusetzen gilt.
Tiefgehender Ansatz mit Wirkkraft
Die FHWN bringt in das Projekt ihr breites methodisches Know-how und ihre langjährige Erfahrung in der angewandten Forschung ein. Gemeinsam mit dem Institute of Design Research Vienna, dem Climate Lab sowie dem Fachverband der Holzindustrie Österreichs wird die gesamte Wertschöpfungskette analysiert. Ausgangspunkt ist eine systematische Erhebung des Status quo in Österreich. Dabei werden bestehende Refurbishment-Initiativen ebenso untersucht wie innovative Ansätze einzelner Unternehmen.
Auf Basis einer österreichweiten Online-Erhebung und vertiefender Interviews werden zentrale Herausforderungen aus den Bereichen Technologie, Design, Logistik und Recht identifiziert. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für themenspezifische Fokusgruppen, in denen konkrete Lösungsansätze gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus der Branche erarbeitet werden. Ein abschließender Workshop fasst die Ergebnisse zusammen und leitet praxisnahe Empfehlungen für Unternehmen, öffentliche Beschaffungsstellen, Logistikpartnerunternehmen sowie politische Entscheidungsträger:innen ab.
Aktive Mitgestaltung
Ein solches Projekt lebt nicht nur von wissenschaftlicher Expertise, sondern auch vom aktiven Mitgestalten künftiger Generationen. Deshalb ist die enge Verknüpfung mit der Lehre an der FH Wiener Neustadt ein zentrales Element des Projekts. Studierende des Master-Studiums „Eco Design“ sowie des Bachelor-Programms „Wirtschaftsingenieurwesen“ arbeiten im Rahmen von Abschlussarbeiten und realen Projektaufträgen direkt an den Fragestellungen rund um Refurbishment mit.
„Nachhaltigkeit ist bei uns kein abstraktes Lehrkonzept, sondern wird über Projekte wie RefurMO konkret erlebbar. Unsere Studierenden sind nicht bloß Zusehende – sie gestalten aktiv mit und tragen zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen für die Praxis bei“ - Franz Theuretzbacher, Studiengangsleiter des Masters „Eco Design“
www.fhwn.ac.at