Von Homeoffice bis Work-Life-Balance

Wie, wo und wann möchten Beschäftigte arbeiten, worauf legen sie Wert? Der erste Arbeitsmarkt-Kompass von Marketagent in Kooperation mit Leitbetriebe Austria zeigt’s und zeichnet ein aktuelles Stimmungsbild.

 

Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt. Der Pandemie folgte 2022 der Turnaround: Eine Rekordzahl an Branchen meldete einen Arbeitskräftemangel. Die Einstellungen der Arbeitnehmer:innen befinden sich ebenfalls im Wandel. Der Fokus verschiebt sich zunehmend weg von traditionellen Karrieremustern hin zu flexibleren Arbeitsmodellen. Worauf die heimischen Beschäftigten im Berufsleben Wert legen, wie, wo und wann sie arbeiten möchten und wie sie die Stimmung am Arbeitsmarkt wahrnehmen, zeigt die erste Auflage des Arbeitsmarkt-Kompass von Marketagent in Kooperation mit Leitbetriebe Austria.

Befragt das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut seit Mitte 2023 vierteljährlich heimische Arbeitnehmer:innen zur aktuellen Stimmung am Arbeitsmarkt, bietet diese Studie mit Daten von 1.158 Befragten aus dem 4. Quartal des Vorjahres Einblick in die aktuellen Entwicklungen zur Einstellung der Arbeitenden in Österreich – mit spannenden Facts.

 

Home-Office bleibt gefragt


So legen die Ergebnisse des Marketagent Arbeitsmarkt-Kompass nahe, dass die klassische 40h-Woche für viele Österreicher:innen ausgedient hat und im Durchschnitthierzulande ein wöchentliches Arbeitsvolumen von rund 34 Stunden – bei Frauen etwas weniger – bevorzugt wird.

Homeoffice und Remote-Arbeit sind spätestens seit der Corona-Pandemie auch hierzulande nicht mehr nur Ausnahmen, sondern in vielen Branchen zur Norm geworden. Zwar hat sich im letzten Jahr der Wind wieder gedreht und Silicon-Valley Tech-Größen wie X (vormals twitter) beordern ihre Angestellten wieder vermehrt ins Büro. Inwieweit sich dieser Rückwärtstrend auch in Österreich durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Die heimischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitnehmer bevorzugen in Sachen Home-Office aber ohnehin eine gesunde Mischung. Jene, die grundsätzlich die Möglichkeit zur Arbeit von zuhause aus haben, wünschen sich im Schnitt einen Remote-Work-Anteil von 39%, was bei einer klassischen 5-Tage-Woche rund 2 Home-Office-Tagen entspricht. Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender Leitbetriebe Austria, bestätigt den Trend:

 

„Wie auch unsere Studie „Zukunft der Arbeit“ gezeigt hat, ist der Arbeitsmarkt im Wandel und der Wunsch nach Flexibilität nach wie vor ungebrochen. Es liegt an den Unternehmen, die passenden Voraussetzungen zu schaffen und Lösungen zu bieten.“ - Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender Leitbetriebe Austria

 

Die hohe Popularität des Home-Offices hängt nicht zuletzt auch mit dem Wegfall des Anfahrtswegs zur Arbeit zusammen – in einem Pendlerland wie Österreich durchaus von Relevanz – und in der vorliegenden Umfrage legen die Befragten ihre persönliche Schmerzgrenze beim täglichen Arbeitsweg mit durchschnittlich 23,9 km fest.

„Work hard, play hard“, also „Hart arbeiten, gut leben“ – mit dieser Philosophie können sich fast 60% der arbeitenden Bevölkerung gut identifizieren. „Engagement und Leistung sind also durchaus noch Tugenden, die hochgehalten werden. Dennoch zeigen unsere Daten, dass sich der Fokus zunehmend weg von traditionellen Karrieremustern hin zu flexibleren Arbeitsmodellen verschiebt“, erläutert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.

„Arbeitgeber, die diese Flexibilität unterstützen, werden nicht nur talentierte Fachkräfte anziehen, sondern auch die Mitarbeiterbindung stärken.“ - Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent

 

Von Work-Life-Balance zu Work-Life-Blending


In der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt wird die Work-Life-Balance immer mehr zu einem zentralen Thema. Vor die direkte Wahl gestellt, gibt die Mehrheit der Befragten der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf (73%) klar den Vorzug gegenüber der Karriere (27%). Work-Life-Balance ist somit nicht nur ein modisches Schlagwort, sondern ein fundamentaler Aspekt der modernen Arbeitskultur. Für Arbeitgeber:innen liegt die Herausforderung darin, Strukturen zu schaffen, die eine solche Balance ermöglichen, ohne die betrieblichen Ziele zu gefährden.

In diesem Zusammenhang machen die Umfrageergebnisse auch deutlich, dass die Bedeutung der klaren Trennung zwischen Job- und Privatleben im Umbruch ist. Während sich Millennials, Generation X und Babyboomer noch deutlich für eine klare Unterscheidung von Arbeit und Freizeit aussprechen, darf es für die Generation Z ruhig zu einem Verschmelzen dieser beiden Lebensbereiche kommen. Der neue Trend Work-Life-Blending lässt grüßen.
In Sachen Überstunden zeigt die Studie eine gewisse Ambivalenz, indem einerseits fast 9 von 10 Befragten angeben, gerne Mehrarbeit zu leisten, sofern diese abgegolten wird, andererseits 84% der Ansicht sind, dass Überstunden eine Ausnahme sein sollten.

Die überwiegende Mehrheit der befragten Arbeitnehmer:innen (81%) zeigt sich mit dem aktuellen Job zufrieden, dennoch berichtet etwas mehr als ein Drittel (35%) eine grundsätzliche Bereitschaft zur beruflichen Veränderung, jede:r Elfte will sogar unbedingt wechseln. Am höchsten ist die Wechselbereitschaft in der Generation Z ausgeprägt – in dieser Gruppe ist fast die Hälfte offen für Neues (47%). Maximilian Forstner, Senior Manager BDO Consulting und Experte für Workforce Strategy & Reward:

„Knapp ein Drittel der Arbeitnehmer:innen ist wechselbereit. Durch Strukturoptimierung und mehr Rollenklarheit mit weniger Schnittstellenproblemen kann die Zufriedenheit und Loyalität dem Unternehmen gegenüber gesteigert werden. Auch der persönlichen Entwicklung im Job sollte mehr Beachtung geschenkt werden.“ - Maximilian Forstner, Senior Manager BDO Consulting und Experte für Workforce Strategy & Reward


Die eigenen Chancen am Arbeitsmarkt werden von den heimischen Befragten als durchaus positiv wahrgenommen. Bei der Suche nach einem neuen Job stehen Gehaltsüberlegungen an erster Stelle (69%), gefolgt von gutem Arbeitsklima (57%) und Wertschätzung (43%) sowie flexiblen Arbeitszeiten auf Platz 4 (41%). Die Möglichkeit zum Home Office/Remote-working liegt overall auf Platz 8 (21,2%), wie die Studie ausweist, Frauen legen dabei signifikant mehr Wert auf Flexibilität, beispielsweise was den Remote-Anteil – auf dem ersten Platz - oder die Arbeitszeiten – auf dem dritten Platz - betrifft, und ihnen liegt auch die faire Bezahlung deutlich mehr am Herzen.

 

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