„Eine gute Matratze ist Pflicht“

Ein gelungener Hotelaufenthalt steht und fällt mit der Matratze, davon ist Roman Eberharter überzeugt. Top Schlafqualität zählt – und zahlt sich aus, für Handel, Hersteller und Hoteliers. Warum sie ein besseres Investment ist als ein Wellnessbereich, ohne Nachhaltigkeit nichts mehr gehen und woran aktuell getüftelt wird, verrät der Geschäftsführer der Betten Eberharter GmbH im Talk.
Von Sylvia Pilar

Worauf kommt es bei Matratzen im Hotel an?

Roman Eberharter: Auf einer Matratze sollten sich unterschiedlichste Gäste gleichermaßen wohlfühlen und sie muss den verschiedenen körperlichen Eigenheiten gerecht werden. Matratzen werden daher oft mittelfest angeboten und verkauft oder mit zwei Härtegraden. In der top Hotellerie wird dies auch aktiv gemacht. Gute Hoteliers wissen um die Bedeutung guter Schlafqualität und legen sich mehrere Matratzen unterschiedlicher Härtegrade auf Lager, um Gästen eine noch individuellere Lösung zu bieten.

 

Es braucht also Kompetenz im Bereich Schlafen?

Genau. Das ist die Theorie, die auch immer wieder gelebt wird. In der Praxis ist die Herausforderung, dass Hoteliers oft über Jahre Matratzen bei unterschiedlichen Anbietern einkaufen und den Überblick verlieren, wie alt sie sind, welche Härtegrade sie haben, welche Zimmer mit welchen Matratzen ausgestattet sind und so weiter. Damit wird nicht immer die beste Lösung für den Gast geboten. Es bräuchte Eigentümer oder eine Geschäftsführung, die hinter dem Thema Schlaf mit seiner ganzen Wichtigkeit stehen und ein klares Konzept haben, wohin die Reise bei Matratzen geht, wann sie getauscht werden müssen, aber auch Personal, das weiß, wie oft die Matratzen ver- und gewendet wurden.

Das Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure im Hotel ist entscheidend, um für Gäste die beste Schlaf-Lösung bei Komfort und Hygiene zu bieten.

Wie oft sollten Matratzen in Hotels getauscht werden?

Der Zeitrahmen für den Matratzentausch ist abhängig von der gelieferten Qualität des Produkts, der Auslastung des Hotels und der Verwendungsintensität. Grundsätzlich sollten Matratzen im Hotel nach rund acht Jahren getauscht werden. Das wird in guten Hotels auch so gelebt. Der Durchschnitt liegt meines Erachtens aber höher, bei über zehn Jahren.

Es gibt ja auch die Option der Reinigung von Matratzen. Wie wichtig ist sie? Kümmert sich darum auch die Industrie?

Die Matratzenreinigung wäre wichtig und hilft sicher, die Lebensdauer zu verlängern. Es gibt einige Anbieter, die ihre Leistungen teilweise auch direkt im Hotel erbringen. Die Möglichkeit der Reinigung von Matratzen hat sich aber bisher am Markt und bei den Hoteliers noch nicht ausreichend etabliert und die Industrie bietet solche Verfahren noch zu wenig an. Hier gibt es viel Potenzial. Es rechnet sich natürlich nur bei qualitativ hochwertigen Matratzen. Qualität zahlt sich aber definitiv aus. Die ursprünglichste Aufgabe der Hotellerie ist die Nächtigung.

Hotels legen immer mehr Wert auf das Thema Schlaf und gute Matratzen.

Das zahlt sich aus, weil es dadurch weniger Reklamationen gibt. Gäste wollen den Komfort, den sie zuhause mit individuell abgestimmten Schlafsysteme haben, auch im Urlaub genießen. Ein Erfolgsschlüssel ist das gute Zusammenspiel von Matratze, Bettdecke und Kopfkissen.

Wie kann dafür sensibilisiert werden? Ist das Aufgabe des Handels?

Definitiv. Bei Betten Eberharter bieten wir erfolgreich durch gute Argumentation hochwertigere Matratzen an, die natürlich teurer sind. Wir versuchen, die Vorteile und Mehrwerte wie Langlebigkeit und mehr Komfort aktiv herauszuarbeiten. Immer mehr Hotels legen darauf Wert und investieren daher auch mehr Geld aus.

Wer billig kauft, kauft am Ende des Tages teuer. Dieser Spruch gilt auch in der Hotellerie und bei Matratzen.

 

Wie schaut es hinsichtlich Matratzen-Recycling aus?

Aktuell werden Matratzen in Österreich kaum recycelt. Das liegt auch daran, dass sie noch nicht zirkulär gebaut sind. LOOP-it, ein Joint Venture von NEVEON und BRANTNER, geht demnächst in Betrieb und ist das erste Matratzenrecycling-Unternehmen Österreichs. Es gibt einige Pilotprojekte und es wird viel geforscht, entwickelt, getestet, auch bei Materialien und wie Matratzen kreislauffähig gestaltet werden können. Dies wird auch politisch getrieben. Die EU-Ökodesign-Richtlinie ist für Matratzen bis 2029/2030 umzusetzen, mit digitalem Produktpass und zirkulären Designkriterien.
Bei Betten Eberharter entwickeln wir auch gerade eine zirkuläre Matratze, haben dafür eine Innovationsförderung vom Land Tirol erhalten und einen Zeitrahmen bis Ende Mai 2026. Dafür sind wir in Gesprächen mit unseren Lieferanten und eifrig am Tüfteln.

Es sind also auch kleinere Unternehmen dahinter, zirkuläre Matratzen zu entwickeln. Das eröffnet neue Chancen, mit diesem Produkt, mit Zirkularität und den Mehrwert Nachhaltigkeit auch in Hotels zu punkten. Die Hotellerie springt auf das Thema Nachhaltigkeit immer mehr auf. Das sind Nischen, wo sich auch kleinere Firmen profilieren können.

Spielt neben Nachhaltigkeit auch Regionalität eine Rolle?

Teils, teils. Wir sind der richtige Partner wenn es darum geht, kurzfristig zu liefern, individuelle und flexible Lösungen anzubieten. Es gibt viele Hotellerie-Kunden, die trotz Budgetdrucks bewusst auf heimische Lieferanten setzen, weil die Qualität den großen Unterschied macht. Aber auch die Serviceleistungen, die wir bieten, wie taggenaue Lieferung und flexible Liefertermine falls es zu Verschiebungen seitens des Hotels kommt, Abtransport alter Matratzen oder auch Polsterungen. Das ist unsere Stärke und wir leben das Credo „In der Region für die Region“.

 

Die Matratze tritt im Ensemble mit Auflagen, Überzügen & Co auf. Ist ein Gesamtangebot aller Produkte wichtig oder muss der Hotelier mehrere Firmen ansprechen?

Bei einem Neubau oder einer größeren Renovierung wird der Tischler oder Objekteur zunehmend zum Gesamtanbieter und verkauft die Matratzen mit. Die Matratzenqualität ist dabei selten ein wichtiges Thema. Erfahrungsgemäß werden aber schon nach drei Jahren die ersten Matratzen getauscht und dann mehr Wert gelegt auf Matratzen und bessere Qualitäten gelegt.
Überzüge sind natürlich ein wichtiges Element. Ein Beispiel ist unser „high clean“-Bezug mit Nässesperre und PU-Laminierung, der gleichzeitig atmungsaktiv ist. Damit punkten wir stark in der Hotellerie. Natürlich empfehlen wir auch bei abzieh- und waschbaren Bezügen zusätzlich einen Matratzenschoner.

Das Zusammenspiel von Matratze, Polster, Bettdecke ist für guten Schlaf entscheidend. Die beste Matratze nützt nichts, wenn das Schlafklima wegen der Decke oder Kissen nicht passt.

Daher bieten viele Hotels ein Kissenmenü an, wo der Gast sein optimales Kissen finden kann.

 

Gibt es ein „non plus ultra“ beim Material?

Nein. Es gibt unterschiedliche Philosophien in den Hotels. In den letzten Jahren zeigt sich, dass hochwertige Daunenbettdecken vermehrt gekauft werden. Viele Hotels greifen zu waschbaren Synthetik-Bettdecken und -Kissen nehmen, weil sie pflegeleicht sind. Bei der Matratze sind weiterhin Kaltschaum und Federkern vorherrschend.

 

Mieten statt kaufen“ erreicht zunehmend die Branche. Ist das auch bei Matratzen in der Hotellerie Thema und eine Option?

Aktuell ist es kein Thema. Noch nicht.

„Mieten statt kaufen“ wird eine Option werden müssen. Wir bei Betten Eberharter haben uns dazu schon Gedanken gemacht und eine konkrete Idee, die wir bald testen und bei Kund:innen ansprechen werden.

Es bedarf natürlich einer vollkommen neuen Herangehensweise im Vertrieb. Hoteliers haben damit weniger Ausgaben und Aufwand, sie können das also eigentlich nur begrüßen.

Im Thema „guter Schlaf“ schlummert viel Potenzial, auch für die Hotellerie. Wie lässt es sich ausschöpfen? Welche Chancen hat der Handel?

Das gelingt vor allem durch das persönliche Gespräch, andererseits aber auch durch Präsenz auf Messen, bei Infoveranstaltungen, und indem das Thema Schlafen in seiner Gesamtheit medial weitergetrieben wird. Die ganze Hotellerie müsste noch mehr sensibilisiert werden für guten Schlaf mit all seinen Unterpunkten. Das gelingt in Ansätzen, aber da geht noch mehr.

Die Hotellerie hat das volle Potenzial von gutem Schlaf mit top Matratze, Bettausstattung und so weiter noch nicht erkannt. Hier könnte sich der Handel profilieren.

 

Ist eine gute Matratze Bonus oder Pflicht?

Eine gute Matratze ist Pflicht, nicht Bonus. Guter Schlaf ist ein Thema bei Hotelbewertungen und oft führen schlechte Bewertungen auch zum Austausch der Matratzen. Wenn die Kosten für eine gute Bettausstattung auf zehn Jahre umgerechnet werden, macht sie pro Gast pro Nacht nur wenige Euro aus. Ein Wellnessbereich kostet ein Vielfaches.

Guter Schlaf ist essenziell und ein gutes Investment – und er beginnt mit einer guten Matratze.

 

www.betten-eberharter.at