Allegro moderato – Engagement mit Besonnenheit

Seit 24 Jahren komponiert der Schweizer Designer Peter Wirz Badezimmerkollektionen für Laufen. Anlässlich der Präsentation der neuen Serie Meda im Laufen Space war er in Wien – wohninsider hat mit ihm gesprochen. Interview von Barbara Jahn.

wohninsider: Sie haben eigentlich Maschinenbau studiert – wie sind Sie zum Design gekommen?

Peter Wirz: Ich habe 1982 ein Stipendium von Nike für die University of Oregon bekommen. Das Maschinenbau-Studium war zum dem Zeitpunkt bereits abgeschlossen. Ich war völlig frei und konnte mir aussuchen, was ich studieren wollte. Natürlich war ich neugierig, was die Universität dort zu bieten hatte und kam do das erste Mal in Kontakt mit Produktdesign. oder besser gesagt mit Industrial Design. In den 1980er Jahren hatte Design in den USA immer etwas mit Styling und Präsentationstechniken zu tun. Es war jedenfalls nicht so, wie wir das Thema Design aus der Bauhaus-Schule heraus verstanden haben.

Wie konnten Sie die beiden Studien miteinander verknüpfen?

Ich habe dort an der Universität sozusagen den „link“ zum Design bekommen. Vom Maschinenbau her wusste ich, wie man Maschinen zerlegt und wieder zusammensetzt. Alles ist ziemlich berechenbar, die Kreativität ein bisschen limitiert. Es hat immer mit Funktionalität zu tun, aber mir hat immer der kreative und innovative Ansatz gefehlt. Mit Design hat sich mir dort plötzlich eine Welt geöffnet, die ich mir in der Art gewünscht habe, aber ich wusste nicht, dass es so funktioniert. Nach zwei Jahren und diesem Nachdiplomstudium bin ich in die Schweiz zurückgekehrt, jedoch war ich noch weit weg von einem kompletten Designer. Ich wusste zwar, wie man schöne Präsentationen macht und wie man Vorträge hält – das lernt man in den USA besonders gut, weil dort sind 90 Prozent Marketing und 10 Prozent eine Lösung –, aber mir war bewusst, dass das hier bei uns niemand in dieser Form braucht.
 

Trotzdem ist es weiter gegangen

Ja, ich habe bei einer Firma angefangen, die Büromöbel und -drehstühle herstellt, als Schnittstelle zwischen Engineering, Projektmanagement und Design. Nach zwei Jahren habe ich zum dänischen Hersteller Bodum gewechselt, schon damals spezialisiert auf hochwertige Tabletop-Produkte für Kaffee und Tee. Hier suchte man Unterstützung für den damaligen Designchef Carsten Jørgensen in Sachen Ingenieurswesen und Funktionalität. Dort habe ich festgestellt, dass Design viel mehr ist als nur Produkte. Jedes Produkt braucht eine Verpackung, einen POS, eine Marke, einen entsprechenden Retail und Vertrieb, etc. Schon nach sechs Monaten durfte ich überall mitarbeiten, habe die Verantwortung für ein eigenes Team bekommen und bin insgesamt sechs Jahre dortgeblieben. Es war die Zeit, in der Bodum eine enge Zusammenarbeit mit Starbucks begonnen hat – Bodum stellt die French Press Kaffeemaschinen her.

Was haben Sie von dort für sich mitgenommen?

Für mich war das eine extrem spannende Zeit, weil ich als Schweizer Designer in einem dänischen Unternehmen für einen großen Kunden in den USA arbeiten durfte. Aber auch insgesamt hat mich die Kaffee- und Teekultur sehr fasziniert. Nach diesen Jahren bei Bodum hatte ich das Gefühl, dass ich die Komplexität von Design in seiner holistischen Ausprägung kenne. Danach habe ich beschlossen, mich selbständig zu machen.

 

Ihr Designbüro heißt „vetica“. Wie kam es zu dieser Wortschöpfung?

Das ist einfach: Wir haben von Helvetica die „Hölle“ weggenommen. Und es ist ein dynamischer Begriff mit Bezug zur Schweiz, aber auch international. Das war wichtig. Seit 17 Jahren haben wir auch ein Büro in Asien. Es war nicht einfach, einen Namen zu finden, denn wir wollten unbedingt etwas mit „Swiss-“ vermeiden. Auch den Begriff „Design“ wollten wir nicht im Namen haben. Es sollte ein Name sein, der weltweit registrierbar ist und der eine Verbindung zur Schweiz mit drinnen hat. Für uns war „vetica“ ein Glücksgriff – in der Zwischenzeit hätten wir den schon dreimal relativ teuer verkaufen können. Der Name ist weltweit geschützt und die Menschen haben einen Bezug dazu.

Sie sprechen von „Wir“. Sie haben aber das Studio alleine gegründet…

Ja, ich habe es alleine gegründet. Heute ist vetica eine Aktiengesellschaft, von der ich die Mehrheit der Anteile besitze. Zusammen sind wir etwa 30 Leute. Dazu kommen noch 10 bis 15 Freelancer, die in ganz spezifischen Disziplinen für uns arbeiten. vetica versteht sich als strategisch und wertgenerierend. Unser Claim ist: „Wir gestalten Erfolg.“ Klingt sehr hochtrabend, aber wir haben einen Ansatz generiert, der sehr holistisch ausgelegt ist. Dazu braucht es ein Expertenteam, das Marke, Strategie, Produkte, Services, Digitalisierung usw. entwickelt. Weil wir das anbieten, werden wir nicht nur für Produkte, sondern für Mandate engagiert. Wir transferieren Unternehmen mit diesem holistischen Ansatz von A nach B.

 

Das klingt sehr komplex…

Es ist eigentlich sehr einfach. Alles, was der Kunde von einer Firma wahrnimmt, dafür zeichnen wir verantwortlich. Das inkludiert alles, was nach außen repräsentiert. Der Laufen Space in Wien ist ein perfektes Beispiel dafür. Laufen ist der langjährigste Kunde, den wir in unserem Portfolio haben – 24 Jahre. Es funktioniert so lange, wie es eben funktioniert. Ein Unternehmen, das international erfolgreich sein will, braucht genau zwei Dinge: eine eigenständige Positionierung auf dem Markt und Produkte beziehungsweise Services, die sich vom Rest abheben, aber das wirklich wichtige ist eigentlich die Geduld. Das bedeutet, dass man, wenn es einmal ein bisschen holprig wird, seine Identität und die Art, wie man die Dinge macht, nicht vergisst, sondern auf seinem Pfad weiterfährt. Darin sehe ich den Vorteil von europäischen starken Marken im Vergleich zu Marken zum Beispiel aus Asien. Die haben nämlich keine Geduld. Wenn etwas nicht funktioniert, wird es gekillt und etwas Anderes gemacht. das hat mit dem kulturellen Hintergrund zu tun. In China gibt es etwa das Sprichwort „hit and run“ – so schnell wie möglich Geld verdienen und danach wieder das Nächste. So kann man aber keine Marken aufbauen. Langfristig erfolgreiche Marken haben schon eine gewisse Langlebigkeit in ihrer DNA. Es gibt eine gewisse Konstante. Um diese zeitlos zu gestalten – egal ob Produkte oder die Marke selbst – braucht es eine gewisse Haltung, wie man Dinge macht. Laufen hat es über die Jahre geschafft, diese Konstante zu halten. Die Leute wissen, was sie bekommen. Keine Frage: Qualität ist Voraussetzung, und über Innovation muss man nicht diskutieren, aber es gibt viele andere Dinge, die eine gewisse Erfolgsgarantie mit sich bringen. Oder auch nicht. Aber egal, um welche Marke es sich handelt: Es geht immer um die Konnektivität mit dem Kunden. Diese ist entscheidend, ob etwas funktioniert oder nicht.

 

Was macht die Partnerschaft mit Laufen aus?

In diesen 24 Jahren habe ich vier CEOs erlebt. Jeder von ihnen hat mit uns die Möglichkeit gesehen, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Ein Punkt ist, dass wir uns als Designer nicht so wichtig nehmen. Schließlich geht es nicht um uns, sondern um die Marke und, noch viel wichtiger, um die Kunden. Ich sage es immer wieder gerne: Design ist kein Selbstläufer und ist auch nicht zum Selbstzweck. Es ist eine eigene Disziplin wie Marketing, Social Media, Content Development usw., einen Space zu kreieren, wo sich die Marke erlebbar macht. Das ist alles Teamarbeit. Natürlich kann ich gewisse Impulse liefern, aber diese Zusammenarbeit basiert auf dem gegenseitigen Respekt für die jeweilige Arbeit. Ich glaube, das ist auch der Unterschied, der uns in unseren gesamten Denke und Arbeit immer wieder weitergebracht hat und auch erfolgreiche Produkte wie das Laufen Pro und jetzt Meda hervorgebracht hat. Wir sind dankbar dafür, dass viele Leute mit ihrer Expertise dazu beitragen, dass es am Ende funktioniert.

 

Aus der Sicht des Spitzensportlers: War das Bad schon immer etwas Besonderes für Sie?

Wenn man täglich zwei- bis dreimal duscht, selbstverständlich. Ich habe mit 14 Jahren begonnen zu trainieren, ich laufe auch heute immer noch. In der Leichtathletik gibt es 230 teilnehmende Nationen. Wenn man an die Weltspitze will, muss man etwas sehr konsequent machen. Das haben wir uns als Designer auch gesagt: Wir wollen international Fußspuren hinterlassen, die Relevanz erzeugen. Und das kommt sicher vom Sport. Wenn man wie ich aus einem kleinen Bergdorf kommt, dann in den USA studiert, dann nach Bern zurück und sich selbständig macht, in Hamburg, in Taipei, in Hongkong Büros eröffnet, dann geht das nur, wenn man diese gewisse Verrücktheit hat zu denken, dass das, was man macht, auch international gut machen kannst. Wir arbeiten für viele internationale Firmen wie 3M, Starbucks, ABB etc. Wir reden hier von nichts Anderem als von reiner Dienstleistung – deshalb heißen wir auch vetica und nicht Peter Wirz.

Das Bad war schon immer mehr als ein reiner Funktionsraum. Zur Zeit unserer Eltern war das Bad nicht mehr als fünf Quadratmeter groß. Wenn man daraus eine Wellnessoase machen will, ist das vielleicht ein bisschen vermessen. Ich bin in dieses Thema reingerutscht, als ich gesehen habe, dass in Japan das Thema Bad einen ganz anderen Stellenwert hat. Ich habe zwei Jahre in Japan gelebt und in dieser Zeit hat das Thema Hygiene eine neue Wendung genommen. Es gibt wahrscheinlich kein Land, wo das Dusch-WC so verbreitet ist, es gibt vermutlich auch kein anderes Land, wo die Überzeugung Baden statt Duschen so stark ist wie in Japan. Der Bezug zu den Themen Körper, Reinigen, Erholen, Regenerieren hat – zwar sehr langsam – den Weg zu uns gefunden, aber wir sind in Wirklichkeit noch weit weg davon. Zum Beispiel hapert die Verbreitung des Dusch-WCs noch immer, obwohl diejenigen, die es haben, es nie wieder hergeben würden. Für mich war die japanische Hygienekultur, die ich damals erlebt habe, ausschlaggebend für die Arbeit, die ich heute für Laufen mache.

 

Und wie findet das seinen Ausdruck?

In der Einfachheit. Wir haben ein Dusch-WC entwickelt, dass mit einer One-Touch-Operation funktioniert. Es ist aus Edelstahl, hygienisch und hat nicht endlos viele Buttons und Features. Das interessiert niemanden. Man will eigentlich nur, dass es funktioniert – ganz supereinfach. Das hat uns, und insbesondere mich, in unserer Ausprägung für das Thema Bad massiv beeinflusst. Wenn es am Schluss dann auch noch kommerziell funktioniert, umso besser.

 

Wird sich das Dusch-WC Ihrer Meinung nach durchsetzen?

Sicher. Im Moment ist es noch eine Preisfrage und vielleicht auch noch ein Thema für Installateure, neben dem Wasser mit elektrischem Strom zu hantieren. Aber wenn man das einmal selbst in einem Hotel erlebt hat, dann kommt der Wunsch danach automatisch. Ich glaube, es braucht einfach noch ein bisschen Zeit und es ist auch eine Investitionsfrage, was es aber auch braucht, ist Aufklärung, die schon bei den Kindern anfängt. Man kann das ein bisschen Vergleichen mit den Masken, die wir in der Pandemie benutzt haben. Wir haben uns geschützt. In Japan ist das etwas ganz Normales: Wenn man dort eine Erkältung kommen spürt oder in einem überfüllten Zug sitzt, schützt man sich und die anderen zugleich. Das mit dem gesamtheitlichen Aspekt der Hygiene und der Gesundheit zu tun. Beides hat dort einen ganz anderen Stellenwert.

Apropos gesamtheitlich: Meda ist als Gesamtkollektion konzipiert.

Für diese Serie haben wir uns mit ganz vielen Leuten unterhalten – Architekten, Planer bis hin zu einem breiten Spektrum von Nutzern wie Mütter beispielsweise. Die Studie haben wir nicht nur in der Schweiz, sondern auch in anderen Ländern gemacht. Dabei haben wir ein paar Dinge festgestellt. Zum Beispiel, dass jeder eine Routine im Bad hat. Man steht auf, man weiß, wo was liegt, usw., aber egal, wie diese Routine aussieht: Wichtig ist, dass alles funktioniert. Es gibt etwa eine neue Umlaufkante, denn viele haben sich darüber geärgert, dass das Wasser oft auf den Boden gelangt. Laufen hat die Umlaufkante bei Kartell by Laufen und auch bei Laufen Pro, deshalb war diese bei dieser Kollektion ein Muss. Wir mussten nur einen Weg finden, sie neu zu interpretieren. Da war die Aufgabe, dass sich das Becken für eine Kombination mit einem Möbel eignen musste. Daraus ergaben sich die scharfen Außenkanten, während innen organische, leicht zu reinigende Form entworfen wurde. Das galt vorerst für das Becken, aber diese Philosophie haben wir auch alle anderen Elemente übertragen. Wir haben darauf geachtet, dass eine gewisse Natürlichkeit entsteht und haben auch eine Farb- und Materialpalette gewählt, die extrem zurückhaltend ist.

 

Was ist das Besondere an Meda?

Die durchschnittliche Größe eines österreichischen Badezimmers ist etwa 5,1 Quadratmeter bei Wohnungen, bei Einfamilienhäusern sind es maximal 8 Quadratmeter. Die durchschnittliche Lebensdauer eines österreichischen Bades, bis es wieder renoviert wird, beträgt 26,5 Jahre. Das bedeutet, wenn man sich für ein neues Bad entscheidet, muss man sich bewusst sein, dass man a) nicht viel Platz hat und b) es lange dauert bis man es wieder erneuert. Wenn diese beiden Dinge seriös hinterfragt, so wird klar, dass nicht alle Lösungen funktionieren. Es muss kompakt sein, es muss genug Stauraum vorhanden sein, es muss alle Aufgaben gut erfüllen. Deshalb haben wir den Claim entworfen: „Meda – made for life“ Die Serie kann in einer Mietwohnung oder in einem Hotel eingesetzt werden, dazu gibt es eine Varianz von Farben und Materialien, es kann einen repräsentativen Charakter annehmen oder ganz schlicht sein. Wir wollten diese Bandbreite unter allen Umständen erreichen. Es scheint uns gelungen zu sein, denn die Rückmeldungen von allen Tochtergesellschaften sind dahingehend, dass es alle verstanden haben. Das ist für uns die wichtigste Bestätigung, denn es lässt sich verkaufen, die Geschichte funktioniert und deshalb ist es auch schon jetzt, bevor es noch in der Breite verkauft wird, ein großer Erfolg.

Man kann das Rad nicht immer neu erfinden. Wie schafft man es, wieder ein neues Bad zu kreieren, wenn man schon andere Serien gemacht hat?

Indem Design nicht durch den Egomanismus eines Designers entsteht, sondern in der Auseinandersetzung mit den zukünftigen Benutzern. Es ist wichtig, dass man seine Hausaufgaben zuerst einmal richtigmacht – heute nennt man das heute „User Experience“. Wir haben schon vor 24 Jahren so gedacht und haben immer versucht, uns zu 80 Prozent Gedanken zu machen, wie etwas sein soll, dass es funktioniert. Unser Zugang ist: „How to design success“ – wie entwickelt man erfolgreiche Produkte. Das basiert vor allem auf sehr viel Recherche, auf sehr vielen Gesprächen und irgendwann einmal ergeben sich eine gewisse Logik, Must-Haves, die nicht fehlen dürfen. Dann erst beginnen wir zu entwerfen. Wenn man mit dem großen Pinsel anfängt zu entwerfen, ist das für langfristig erfolgreiche Produkte meiner Meinung nach der falsche Weg. Hinzu kommt jedenfalls noch Versuche, mit neuartigen Materialien zu arbeiten - gerade auch bei der Keramik versuchen wir, rezyklate Materialien einzusetzen und ökologische Produktionsmethoden einzusetzen. Im Bad sind allerdings die Möglichkeiten noch sehr bescheiden, da gibt es noch viel Luft nach oben. Wenn man die Lebensdauer eines Bades berücksichtigt, müssen wir die Qualität im Auge haben. Die wenigsten fahren 30 Jahre das gleiche Auto. Es ist fast wie eine Ehe: Man muss sich gut entscheiden, wenn man sich 26,5 Jahre bindet. Aber Spaß beiseite. Was ich sagen will, ist, dass es eine gewisse Stringenz in der Denke braucht. Es geht nicht um mich, mein Designstudio oder um Laufen, sondern um den Kunden. Denn wenn der zufrieden ist, kommt er wieder und empfiehlt weiter. Das ist letztendlich die höchste Stufe, die man erreichen kann.

 

Wie sieht es mit Armaturen aus?

Auch die sowie die Badmöbel kommen aus unserer Hand. Im Endeffekt kann man auch alles miteinander kombinieren. Das Mix & Match ist eine besondere Stärke der Kollektionen und auch gewollt. Man ist nicht verpflichtet, alles aus einer einzigen Serie zu nehmen. Das Sortiment ist so breit, dass man sich genau das zusammenstellen kann, was man gerne möchte. Das Thema der Funktionalität und des Gebrauchsnutzens sind meiner Meinung nach höher zu werten als das eigentliche Design. Und in diesem Punkt hat Laufen perfektioniert. Für mich ist es immer wieder schön. wenn ich ein Laufen-Produkt im öffentlichen Raum entdecke und nach 15 Jahren feststellen kann, dass es immer noch picobello ist, obwohl sie einem hohen täglichen Verschließ ausgesetzt sind. Für Einmal-Investitionen ist das absolut entscheidend.

Liegt das Erfolgsgeheimnis in der Einfachheit?

Das Schweizer Design hat das schon in seiner DNA. Das erkennt man in der Designgeschichte, etwa in der Entwicklung von Typografien, in der Architektur, bei den Marken oder das Handwerk wie die Uhrmacherei. Wieder spielt Funktionalität, aber auch Präzision die Hauptrolle. Sogar bei den Kaffeemaschinen – Nespresso, Jura, etc. – ist die Schweiz weltweit die Nummer 1. Unsere Kaffeemaschine, bei Starbucks, stellt eine kleine Firma in der Schweiz her und sie funktioniert so perfekt, dass sie nur einmal morgens durchgespült werden muss und dann den ganzen Tag durcharbeitet. Die erste Serie hat das 14 Jahre hindurch geschafft – mit abertausenden ausgezeichneten Kaffees. Darum hat Starbucks auch entschieden, die zweite Generation nur mit dieser Firma zu machen. Von dieser haben wir dann das design gemacht. Wenn man ein hochfrequentiertes Produkt hat, dass sich im täglichen Gebrauch bewähren muss, darf man keine Kompromisse eingehen. Das Schweizer Design ist minimalistisch, langfristig orientiert und hat – egal was man betrachtet – Konstanz in seiner Art, wie man an Dinge herangeht und macht. Es ist sehr prozessorientiert – man macht nicht den zweiten Schritt bevor der erste nicht fertig ist. Wir sind vielleicht nicht die Schnellsten, aber die, die Erfolg am Ende haben. Aber es ist nicht nur eine Schweizer Eigenart, es gibt auch in Österreich hervorragende Firmen, die schon lange sehr erfolgreich sind. Es gibt einfach in Prinzipien, wie man langfristig Werte entwickeln kann, die auf einer Vision basieren, Dinge nicht möglichst schnell, sondern richtig zu machen. Das bedeutet auch, man macht nicht alles, sondern nur einen Teil davon, das dafür aber wirklich perfekt. Diese Fokussierung braucht Mut, weil es läuft nicht immer alles glatt. Laufen könnte auch sagen: Machen wir doch Küchen! Ich glaube nicht, dass das erfolgreich wäre.

 

Wie wird sich das Bad weiterentwickeln?

Für das Bad gab es immer schon viele Ideen. Vielleicht steht man morgen auf einer virtuellen Platte zum Duschen, die einem sagt, wie schwer man ist und welchen Sport man machen soll. Oder man geht auf die Toilette und bekommt die genaue Zusammensetzung des Ausgeschiedenen analysiert. Ich glaube nicht, dass die seit Jahrhunderten in Japan verankerte Kultur transferiert werden kann, weil wir sind wie wir eben sind. Aber ich bin davon überzeugt, dass das Bad eine Renaissance in seinem architektonischen Layout erfahren muss. Wenn man morgens aufwacht, macht es keinen Sinn, halbnackt durchs halbe Haus zu laufen, nur um ins Bad zu gehen. Das Tolle in den Hotels ist, dass alles in einem Raum ist. Aber es werden immer noch abschließbare Räume gemacht. So hat man das auch schon vor 150 Jahren gemacht. Ich bin überzeugt, dass das Bad größer und integrierter wird. Für mich gehört ein Schlafzimmer, die Ankleide und das Bad in einen Raum. Das ist nicht nur Platz sparender, sondern macht in täglichen routinierten Ablauf morgens und abends Sinn. Falls man doch situativ trennen möchte, weil einer zum Beispiel früher raus muss, kann man das mit Schiebetüren machen. Die Zukunft des Bades sehe ich in der Art, wie man es in den architektonischen Kontext integriert und nicht, wie das Becken aussieht oder ob eine Waage Gesundheitsdaten liefert oder einem ein Spiegel Schminktipps gibt. Unser Motto ist made for life – wie man mit Hygiene im Alltag umgeht. Meine Hoffnung ist, dass die neue Generation von Architekten und Entwicklern anders mit dem Thema umgeht.

www.laufen.com

 

 

Einen Auszug aus dem Interview finden Sie auch in der wohninsider-Printausgabe August-September 2024