Mit Passion für Proportion und Shape

Werner Aisslinger zeigt mit seinen neuesten Sofadesigns für zwei top Marken auf. Worauf es ankommt, welche Rolle Funktionen und Modularität spielen, und welches Innovationspotenzial er sieht, verrät der interdisziplinäre Designer im Talk.

Mit dem „Hug Sofa“ für Frag und dem Sofa „Quilt“ für Porro wurden in diesem Jahr zwei vielseitige Sofas aus Ihrer Designfeder vorgestellt. Gibt es bei aller Unterschiedlichkeit einen gemeinsamen Designnenner?

Der gemeinsame Nenner ist die Herangehensweise an ein neues Produkt. Die Briefings waren hier extrem unterschiedlich: Frag wollte ein neues supersoftes Sofa-Landscape, in das man eintaucht und sich durch hohe lehnen geborgen fühlt, und Porro wollte die Sitzbank, die historisch Stühle ersetzt und communityfeeling erzeugt super modern interpretiert haben.

 

Wie verläuft der Gestaltungsprozess? Unterscheidet er sich von jenem für andere Designs?

Der Prozess ist im Großen und Ganzen immer ähnlich, wobei technische Produkte weniger Lifestyle orientiert sind als Möbel & Sofas. Insbesondere hier wie bei Frag und Porro spielen die Designgeschichte, also was seit den 60er Jahren in diesen Seating-Typologien schon entworfen wurde, eine große Rolle.
Mit Lorenzo und Maria Porro habe ich zu Projektbeginn vor allem Referenzen aus den 60er- und 70er- oder 80er-Jahren analysiert und diskutiert.

 

„Funktionen sind vor allem im nordeuropäischen Raum ein Thema und Verkaufsargument.“

Welche Rolle spielen Polstermöbel im Wohnraum und bei dessen Gestaltung?

Sie sind fast immer freistehend und bilden ein Kommunikationszentrum. Man sieht sie von allen Seiten, sie sind also maximal dominant in Relation zu allem anderen, das in Wohnräumen designseitig stattfindet.

Gibt es besondere Herausforderungen beim Polstermöbeldesign?

Polstermöbel sind sehr von den richtigen Proportionen abhängig und dem Nahtbild, also wo entstehen gerade Flächen und wo bombierte und weiche Shapes, wo sind Nähte, Abnäher und Einzüge. Alles gar nicht so einfach, on top muss der Stoffverbrauch des Polsterstoffes auch schlau kalkuliert werden.

 

„Module sind immer ein Muss.“

 

Welchen Stellenwert haben Funktionen? Wie viel müssen Polstermöbel wirklich können?

Funktionen sind vor allem im nordeuropäischen Raum ein Thema und Verkaufsargument. Ein Mailänder würde sein Sofa nicht aufgrund von kryptischen Sonderfunktionen auswählen, sondern vor allem aufgrund von Proportionen, Qualität und Eleganz – wozu auch ich tendiere.

 

Ist Modularität aktuell ein Muss?

Module sind immer ein Muss. Hier geht‘s ja darum, dass der User kreativ werden kann und seine persönliche Sofa-Konfiguration auswählen und gestalten kann.

 

Wo sehen Sie noch Potenziale für Innovation im Bereich Polstermöbel?

Das wichtigste Thema der nächsten Jahre wird ein nachhaltiges Ersatzmaterial für Polyurethanschäume sein. Das wird der ganzen Polstermöbelindustrie einen Push geben.

 

Welche Entwicklungen zeichnen sich auf diesem Gebiet ab?

Es gibt neueste Materialien. Die Frage ist immer, ob diese nach 10 oder 20 Jahren noch funktionieren als weiches federndes Polstermaterial. Das wird spannend werden.

 

aisslinger.de