Mit Seele, Science und Vision

In vielen Welten ist 13&9 zuhause. In Graz beheimatet, arbeitet das von Martin Lesjak, Architekt und Geschäftsführer des Architektenbüros INNOCAD, und Dr.med.univ. Anastasija Lesjak, Kreativdirektorin 13&9 und Kollaboratorin bei INNOCAD, gegründete Produktdesignstudio in vielen Disziplinen, schlägt die Brücke zwischen Design, Praxis und Wissenschaft und gestaltet mit Blick auf alle Bereiche beeindruckende Kollektionen. Der Ansatz: Transdisziplinär, holistisch, visionär. Das Ergebnis: Spektakulär, ausgeklügelt, einzigartig. Im Interview offenbaren die kreativen Masterminds und CEOs spannende Einblicke in ihr Officemöbeldesign, welche Lösungen aktuelle Trends und Technologien hervorbringen, und was es bedeutet, dem Studio-Credo „The Soul of Design“ gemäß Produkten eine Seele einzuhauchen.

Von Sylvia Pilar

13&9 hat zahlreiche Produkte für den Office-Bereich gestaltet. Worauf kommt es bei solchen Designs an?

Dr.med.univ. Anastasija Lesjak: Unser Produktdesign Studio bezieht sich in seiner Arbeit nicht nur auf ästhetische und funktionale Lösungen, sondern reflektiert auch die Themen, die das ganzheitliche Arbeiten umfassen. Das Entwerfen und die serielle Herstellung solcher Produktkollektion erfordern mehrere Blickwinkel. Deshalb haben wir eine holistische Arbeitsphilosophie entwickelt, die auf der Vision, der Analyse und der Erfahrung unseres interdisziplinären Teams basiert. Diese versucht Antworten auf die rapide Entwicklung der Kommunikationstechnologie und ihren Einfluss auf das Verhalten und Wohlbefinden der Menschen, als auch auf die Gestaltung der Räume zu finden. Dieser Wandel steht im Zusammenhang mit neuen Dialogen in der Innenarchitektur, Architektur und im Produktdesign.

 

Büro- und Arbeitswelten haben einen Wandel erfahren – Stichwort „New Work“. Hat sich dadurch auch das Büromöbeldesign verändert?

Architekt Martin Lesjak: Die Tatsache, dass wir heute kontinuierlich der Technologie ausgesetzt sind, insbesondere was unsere Lebens- und Arbeitsweise und Interaktion angeht, bedeutet eine große Herausforderung auf physischer, geistiger und kognitiver Ebene. Das zeigt, wie wichtig es ist, die Menschen und ihre elementaren Bedürfnisse wieder in den Vordergrund zu stellen.

Nutzerfokussierte Herangehensweisen im Interior Design trachten danach, ausgewogene Möbelsysteme unabhängig von den zugeschriebenen Räumen zu erzeugen, in denen Themen wie Personalisierung, Kreativität, Innovation, Wohlbefinden, Nachhaltigkeit und soziale Verbundenheit einfließen. In diesem Sinne geht die Entwicklung weg vom Objekt hin zu „mulitalentierten“ Lösungen.

 

Flexibilität und Modularität sind große Schlagworte. Wie flexibel, modular und auch multifunktional müssen Produkte in den neuen Arbeitswelten tatsächlich sein?

A. Lesjak: Dieser neu auftauchende Trend verwischt die Grenzen zwischen Disziplinen und Kategorien und führt zu neuen Hybriden“, die Themen der Kombinierbarkeit und Transformation im Entwurf abbilden. Da unser Arbeitsalltag aus unterschiedlichen Tätigkeiten besteht und eine gewisse Komplexität aufweist sind multifunktionale Produkte ein essenzieller Vorteil. Ich sehe auch einen Nachhaltigkeitsaspekt darin, dass man mit solchen Gestaltungskonzepten die Nutzungsvielfalt unterstützt.

Wird das Office wohnlicher oder der Homeoffice- bzw. Remote-Arbeitsplatz „business-liker“?

M. Lesjak: Im Sinne der oben genannten „neuen Hybride“, welche Design als Hilfe beim Navigieren durch das komplexe tägliche Leben verstehen, verändern sich klassische Kategorisierungen. Es geht darum, gebaute Umgebungen zu schaffen, die den Menschen bei unterschiedlichen Tätigkeiten, bestmöglich unterstützen.

 

Wohlfühlatmosphäre gilt heute als „It-Piece“ am Arbeitsplatz, vom Büro bis zum Homeoffice und darüber hinaus. Welche Rolle spielt dabei das Möbel wie Tisch, Sessel & Co?

A. Lesjak:

Wenn man heutiges modernes Arbeiten holistisch betrachtet, spielen Inhalte, die Wohlbefinden und Gesundheit der Mitarbeiter unterstützen, eine bedeutende Rolle, um nicht nur effizient, sondern auch erfüllt und angenehm arbeiten zu können.

Dabei handelt es sich nicht um Modeerscheinungen, sondern um wissenschaftsbasierte Lösungen. Zum Beispiel kann man durch ausgewogene Licht-, Akustik- und Möbel-Landschaften das Wohlbefinden der Menschen nachweislich steigern.

 

Licht und Akustik sind zwei essenzielle Elemente, die Sie gut und gerne in einem Produkt vereinen. Eine Balanceakt oder eine natürliche Symbiose?

M. Lesjak: Ich betrachte es als eine natürliche Symbiose und umso mehr ist es aus meiner Sicht relevant, Gestaltern Produkte zu geben, mit denen man integrierte Licht-Akustik-Landschaften“ umsetzen kann.

Was macht für Sie ein gutes Möbeldesign für die moderne Arbeitswelt, sei es für das klassische Büro, das Homeoffice oder andere Arbeitsumgebungen, aus?

A. Lesjak: In unserem Team sprechen wir oft auf eine humorvolle und poetische Weise von dem Versuch, einem Produkt „eine Seele einzuhauchen“. Dabei geht es um ein gewisses Bewusstsein im Design und der Umsetzung, wo ein Produkt nicht nur als „Konsumgut“ zu betrachten ist, sondern auch langfristigere Relevanz besitzt.

Wohin geht die Entwicklung in diesem Bereich? Sehen Sie Trends?

M. Lesjak: Das Thema „health and wellbeing” am Arbeitsplatz gewinnt mehr und mehr an Relevanz. Damit verbunden sind nicht nur ergonomische Aspekte, Licht und Akustiklösungen, sondern vor allem neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich der Neurosciencses und des Biophilic Designs. Aus diesem Grund kollaboriert 13&9 seit Jahren mit einem führenden Wissenschaftler auf diesem Sektor, Prof. Richard Taylor von der University of Oregon.

 

www.13and9design.com

www.innocad.at