„Es braucht Büros mit überraschenden Momenten“

"cowerk" ist frisch in Wien gelandet und definiert nicht nur Coworking vielfältig neu. Das DesignPalais setzt mit Mixed-Use-Konzept als lebendige Symbiose von Showroom, Werkschau, Co-Workplace, Event- und Networking-Hotspot Maßstäbe. Es brauche abwechslungsreiche Arbeitsumgebungen und solche Plätze zum Austausch, so cowerk-Leiterin Jill Moser und Co-Gründer Michael Vogler.

Von Sylvia Pilar

New Work ist ein großer Begriff. Was umfasst und bedeutet er für euch?

Jill Moser: New Work meint, Arbeiten und Arbeitsweisen neu zu denken. Es geht dabei nicht nur um die Raumgestaltung der Arbeitsumgebung, sondern stark um die Arbeitsweise und sie unter einem neuen Aspekt zu betrachten. Viele treibt es wieder ins Office, die Arbeits- und Raumumgebung macht viel aus, sie trägt zum Wohlbefinden bei. Es macht einen riesigen Unterschied, in einem kargen Office mit einzelnen Arbeitsbereichen zu arbeiten, oder ob verschiedene Arten des Arbeitens gefördert werden, beispielsweise durch einen Platz zum gemeinsamen Brainstormen, einen zum konzentrierten Arbeiten, einen mit Lounge-Charakter für Meetings in entspannter Atmosphäre oder zum Mittagessen. Dieser Mix kann einen positiven Einfluss auf die Motivation und die Zusammenarbeit haben.

Michael Vogler: Es gibt es auch einen pragmatischen Aspekt. Flächen in Städten sind teuer geworden und es gilt auch die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes zu sehen. Das ‚new office‘ bietet verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten und eröffnet vielfältige Arbeitssituationen, alleine oder im Team. Für mich bedeutet New Work aus der Architekten- und pragmatischen Sicht die Rückkehr in den Großraum mit neuen Elementen, vielen Nutzungsmöglichkeiten und akustischen Lösungen. Gute Möbelhersteller haben auf diese neuen Bedürfnisse unwahrscheinlich schnell reagiert und bringen auch viel Design mit ein. Denn das Office, wo alles offen und sichtbar ist, muss ein atmosphärischer, designbewährter Raum bleiben oder wieder werden, und ich sehe noch viel Schönes auf uns zukommen.

 

„Offices brauchen unkonventionelle und auch immer wieder wandelbare Arbeitssituationen“ - Michael Vogler

 

War das also erst der Startschuss für eine noch größere Entwicklung? Sind Coworking und New Work weiter wachsende Themen, gerade im Spannungsfeld von Büro und Homeoffice?

J. Moser: Der Mix ist entscheidend. Während der Pandemie haben viele erkannt, wie wichtig Innenräume und Innenraumgestaltung, gute Arbeitsumfeldgestaltung und Gemeinschaftsräume wichtig sind.

M. Vogler: Es braucht mehr Kreativität und Kreativität setzt überraschende Momente voraus. Sprich: Es braucht Büros mit überraschenden Momenten. Offices brauchen unkonventionelle und auch immer wieder wandelbare Arbeitssituationen, und sei es nur mit mobilen, flexiblen Büroeinheiten. Auch mit der modernen Technik und mit Künstlicher Intelligenz wird viel passieren.

 

Ist Künstliche Intelligenz schon im Office angekommen?

J. Moser: Vielleicht ein Stück weit in der Arbeitsweise und auch in der Innenraumgestaltung und KI kann gut unterstützen. Die aktuell vorherrschende Angst, dass es dadurch keine Architekt:innen und Innenarchitekt:innen mehr bräuchte, ist nicht nachvollziehbar. KI kann den kreativen Einfall nicht ersetzen.

 

„New Work meint, Arbeiten und Arbeitsweisen neu zu denken.“ - Jill Moser

 

M. Vogler: Da habe ich weniger Hoffnung. Die Frage ist, ob der Mensch diese Kreativität will. KI schafft architektonische optimale Lösungen basierend auf wenig Information und war früher Architektur ein Statement, sehe ich die Gefahr in der KI darin, dass noch mehr als ohnehin aktuell schon technische und finanzielle Themen im Zentrum stehen und die Ästhetik auf der Strecke bleibt.

 

Gibt es ein Kernelement im modernen Office?

J. Moser: Nein, es geht viel mehr um Diversität, um verschiedene Raum- und Arbeitssituationen, wie sie im cowerk | DesignPalais mit dem Mixed-Use-Konzept bietet, und damit Abwechslung, Multifunktionalität und Flexibilität.

cowerk steht auch für Coworking, ist aber gleichzeitig nicht synonym. Worin liegt der Unterschied?

J. Moser: Coworking bietet viele Möglichkeiten und Vielfältigkeit, ist wirtschaftlich sinnvoll, weil die Kosten durch die gemeinsame Nutzung der Räume verringert werden, ermöglicht den Austausch und fördert Synergien, was bei cowerk ein Hauptaspekt ist. Im cowerk | DesignPalais geht es aber über reines Coworking hinaus. Das zeigt sich bei unseren Partnern und Partnerunternehmen, die hier Meetings abhalten, sich aber auch bei Events austauschen und vernetzen können.cowerk ist ja kein klassischer Showroom und Officespace, sondern ein Treffpunkt für Kreativ- und Designorientierte und wir leben ein Mixed-Use-Konzept, das neben Smart Working- und Office-Bereichen auch Showroom-Fläche für die Markenpräsentation unserer Partner umfasst, durch durch die thematisch-inhaltlichen Netzwerk-Events findet aber auch eine Zielgruppenansprache darüber hinaus statt, die den Herstellern zugute kommt.

M. Vogler: Der Name cowerk ist auch bewusst gewählt und „Co:Werk Next Lab GmbH“ bringt den Labor-Charakter zum Ausdruck. Es ist kein reines Coworking-Konzept, das meist nur für Start-up-Brands aus unterschiedlichen Bereichen und ohne gemeinsame Schnittstelle interessant ist. cowerk ist ein Mixed-Use-Konzept und zielgerichteter, fokussiert auf die kreative Architektur-, Innenarchitektur- und Designbranche, auch wenn wir offen sind. Wir bringen Hersteller, Lösungsanbieter, etablierte Unternehmen und kreative Start-ups zusammen, bieten von flexiblen Arbeitssituationen bis zu Vorträgen, deren Themen alle tangieren, ein breites Angebot sowie Herstellern und Nutzer:innen eine Plattform, um sich zu treffen und auszutauschen. Dadurch können ganz neue Ideen und Kontakte zwischen Branchenplayern entstehen, wachsen und gedeihen.

 

„cowerk ist ein Mixed-Use-Konzept und zielgerichteter, fokussiert auf die kreative Architektur-, Innenarchitektur- und Designbranche, auch wenn wir offen sind.“ - Michael Vogler

Wohin entwickelt sich das Office?

M. Vogler: Wenn die wir mit KI einhergehende Herausforderung aufgreifen, wahr von unwahr zu unterscheiden, ist die Schlussfolgerung, dass es den direkten Kontakt und Austausch mehr denn je braucht, es menschlicher, ehrlicher wird. Es braucht Plätze wie „cowerk“. Es braucht Plätze, wo Menschen zusammen kommen und sich austauschen können. In diesem Sinne müssen wir ‚back to the new office‘.

 

cowerk.wien