Von erwünschten Träumen und gelebten Visionen

Würde man das so strapazierte Wort Nachhaltigkeit ganzheitlich symbolisieren wollen, könnte man das bayrische Hotel Rehlegg als Parade-Beispiel nehmen. Die Hoteliersfamilie Lichtmannegger denkt, lebt und liebt dort das „enkeltaugliche“ Wirtschaften, wie der Hotelier im Gespräch mit wohninsider verdeutlicht. Und er erläutert, wie es darob zu einer besonderen Partnerschaft mit Luxusbetten-Hersteller Hästens kam. Von Lilly Unterrader

„Enkeltauglich“ arbeiten nennt Hannes Lichtmannegger die Philosophie, mit der er, sein Cousin Franz, seine Tochter Stephanie und der Prokurist Richard Mahringer das Hotel Rehlegg nähe Berchtesgaden führen. Auf vier Säulen basiert das Prinzip, das neben der Regionalität der Speisen auch die chemiefreie Reinigung des Hauses, den wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern und die fast schon autarke Energieerzeugung beinhaltet.

Dabei hat alles relativ spontan bei einem Vortrag über die Schweinemast begonnen, wie Lichtmannegger erzählt: „Wir waren schockiert, als wir erfahren haben, wie in nur 20 Wochen aus einem Ferkel eine 100kg-Sau gemästet wird. Daraufhin haben wir von heute auf morgen beschlossen, dass kein gequältes Fleisch mehr auf unsere Teller kommt.“ Den Worten folgten Taten, und ab diesem Zeitpunkt wurde das Fleisch nur mehr von regionalen Bauern mit entsprechender Tierhaltung gekauft, das Wild kam sowieso schon seit jeher aus dem umgebenden Nationalpark – und die Veränderung nahm ihren Lauf.

Es folgte im nächsten Step die Umstellung in Sachen Reinigung. Lichtmannegger lernte damals Christoph Fischer kennen (Gründer von EM-Chiemgau) und beschloss, das „Rehlegg“ zukünftig mit Effektiven Mikroorganismen zu reinigen - also chemiefrei. „Wir sparen so tausende Liter Wasch- und Spülmittel ein und kein Mitarbeiter hat mehr Hautausschläge“, nennt er die prompten positiven Effekte der Umstellung bei Namen. Zudem setzt sich der Hotelier auch mit einer gemeinnützigen GmbH für den Wiederaufbau der (heimischen) Böden ein.„Wir haben in den vergangenen 50 Jahren 50% des weltweiten Humus verloren. Dabei kann etwa ein ökologisch bewirtschafteter Boden siebenmal mehr Wasser speichern als ein herkömmlich beackerter“, gibt er zu bedenken. – Das Kreislaufdenken geht bei den Lichtmanneggers also weit über das eigene Unternehmen hinaus. 

E-Strom, zufriedene Mitarbeiter und kein Mangel an Personal

Neben der eigenen Energieproduktion durch Photovoltaikanlagen und einer wachsenden E-Autoflotte für die Mitarbeiter legen die Lichtmanneggers sehr viel wert auf die Säule der Mitarbeiter. „Obwohl alle in der Branche über Mitarbeitermangel klagen, haben wir dieses Problem ganz und gar nicht: Wir haben mehr Anfragen als wir einstellen können. Die jungen Leute sind sehr daran interessiert, wie wir arbeiten. Wir sind hier sicher Vorreiter.“

Einerseits bietet das Rehlegg Ausbildung und Sprachkurse im Haus während der Arbeitszeit an, andererseits steht auch die Arbeitsweise und die Wertschätzung der Mitarbeiter im Fokus. „Alle neuen Mitarbeiter 'müssen' einen Tag in unserem Hotel übernachten und das Hotel aus der Perspektive des Gastes erleben, alle Bereiche erproben und sie anschließend anhand eines Fragebogens bewerten“, erläutert der Hotelier. Dazu gehört vor allem auch der richtige Schlaf, weswegen man vor einigen Jahren eine Schlafexpertin engagierte, die alle (heute 95) Mitarbeiter:innen beraten sollte. Lichtmannegger: „Die Dame war ganz überrascht, als wir das für alle Mitarbeiter gebucht haben, denn davor hatte sie immer nur für Geschäftsführer und Führungsleute gecoacht.“ Im Zuge dieses Schlafseminars fand man heraus, wie schlecht viele der Mitarbeiter – inklusive dem Chef selbst – schliefen und suchte gemeinsam eine Schlaflösung, denn, so Lichtmannegger: „Die teuersten Hotels haben die schönsten Wellness-Tempel, aber dort, wo die Gäste die meiste Zeit verbringen – im Bett – wird vielerorts gespart.“

Hästens – und nichts anderes

Nicht so im Rehlegg, lautete fortan die Devise. Ab diesem Zeitpunkt wollte man weg von herkömmlichen Kaltschaum- und Matratzen, die eventuell undefinierbare Chemikalien enthalten und/oder womöglich am anderen Ende der Welt produziert würden, in denen sich Staubmilben sammeln uvm. Man war vielmehr auf der Suche nach der Grundlage für den perfekten Schlaf und stieß schließlich auf die schwedische Manufaktur Hästens. Viele Gründe, wie die verwendeten Naturmaterialien, die Produktion sämtlicher Betten in Handarbeit oder allen voran die herausragende Schlafqualität sprachen für die Marke. Einen Besuch der Familie Lichtmannegger im Werk in Köping später wurden schließlich alle 163 Betten im Hotel innert weniger Wochen umgestellt.
 

Beste Schlaf-Atmosphäre

Heute gibt sich das Rehlegg als „natürlicher Wohlfühlort“, Ort der Entschleunigung und Raum zum „Rehlegg'sen“. Das Tagungsgeschäft hat man aus diesem Grund bereits vor mehreren Jahren verabschiedet, stattdessen warten liebevoll und detailreich gestaltete Saunen, ein Indoor- und ein Outdoor-Pool sowie ein äußerst freundlich besetztes Spa mit „Signature-Behandlungen“ - u.a. für besseren Schlaf –  auf die Gäste. Das Mobiliar des ehemaligen Bauernhofes ist aus Altholz oder Massivholz vom regionalen Tischler gefertigt. Man kann zudem auf zahlreiche Zertifizierungen und Auszeichnungen wie etwa „1. Klimapositives Hotel Oberbayerns“, „Travellers' Choice 2021“, „Partnerhotel Biosphären-Region“, „Bio-Siegel“ verweisen und lockt mit der umgebenden Biosphären-Region.

Highlight im Rehlegg ist jedoch neben der spürbaren Wohlfühlatmosphäre im Haus und der Freundlichkeit der Mitarbeiter sicherlich die Möglichkeit, ein Bett mitten in der Wiese unter freiem Himmel zu buchen. Lichtmannegger: „Wir haben ein Plattform, auf der auf Wunsch das Natur-Holz-Bett aufgestellt wird. Dort kann man dann direkt unter dem Sternenhimmel schlafen.“ Und, so Lichtmannegger abschließend, „Die meisten Leute haben heute schon vergessen, wie viele Sterne man am Himmel sehen kann ...“

www.rehlegg.de