Auf ins Jahr 2030 14.11.2023 08:40 Am 9. November fanden die ersten MÖBELVISIONEN im Furniture Future Forum in Bünde statt. Trendfilter-GF Katrin de Louw lud zur Veranstaltung und zum Branchentalk.
 Dr. Hans Peter Schlegelmilch (Brain of Materials), Prof. Timo Rieke (Designer, Professor an der HAWK, Vorstandsvorsitzender des deutschen Farbenzentrums und ebenfalls Gremiums-Mitglied für die Auswahl der Sustained Color No. 8), Katrin de Louw (Trendfilter) und Sebastian Raßmann (TrendOne). Foto: Trendfilter Smartes Materialmanagement, die Farben für den Zeitgeist und eine Reise in das Jahr 2030: das waren die Themen der ersten Veranstaltung des FURNITURE FUTURE FORUMs am 9. November. Trendfilter-Geschäftsführerin Katrin de Louw: „So ein volles Haus hatten wir seit den Vor-Pandemie-Zeiten nicht mehr."
de Louw freute sich über den regen Zuspruch, den ihre „MÖBELVISIONEN“ im FURNITURE FUTURE FORUM erhielten. Mehr als 150 Interessierte kamen in das Ausstellungszentrum in Bünde, drei hochkarätige Referenten stellten Schlüsselthemen vor, mit denen sich die Interior-Branche nach vorn entwickeln kann – und obendrein gab es noch eine Sneak Preview auf die Sustained Color No. 8, die offiziell erst zum Jahresbeginn 2024 vorgestellt wird. Dr. Hans Peter Schlegelmilch, CEO von Brain of Materials und neuer Kooperationspartner von Trendfilter: „Die Digitalisierung von Materialien hat gerade erst begonnen."
Mit dieser fundamentalen Aussage eröffnete er das Programm der „MÖBELVISIONEN“. Schlegelmilch glaubt an „Smart Material Data Management“, das sich um die Fragestellung dreht, wie die Digitalisierung dabei unterstützen kann, das (nachhaltige) Materialmanagement entlang der Wertschöpfungskette zu verbessern und effizienter zu gestalten. Brain of Materials hat dazu eine Datenplattform aufgesetzt, die vielerlei Probleme lösen kann. Denn wer die Administration und die Prozesskette digitalisiert, benötigt weniger Fachkräfte in diesen Bereichen bzw. kann die bestehenden Fachkräfte sinnvoller an anderer Stelle einsetzen. Smart Material Data ManagementDie zweite Triebfeder dafür besteht im optimierten Materialfluss, denn wie lassen sich Materialien nahtlos in die Wertschöpfungskette integrieren? Das ist insbesondere vor dem Hintergrund neuer regulatorischer Anforderungen wie z.B. die Einführung des digitalen Produktpasses oder die geforderte Angabe des CO2-Fußabdrucks eine entscheidende Frage. Brain of Materials hält als Plattform diese und andere relevante Materialeigenschaften als Daten vor, die dann von allen beteiligten Akteuren entlang der Wertschöpfungskette genutzt werden können. Völlig neue Anwendungen und Erkenntnisse sind dabei z.B. im Material Scouting möglich – sodass auf Grundlage von Datenauswertungen die optimalen Materialien für die individuelle Anforderungen ermittelt werden. Produktpass, Nachhaltigkeitsmanagent etcBrain of Materials taxiert das durchschnittliche Einsparpotenzial administrativer Vorgänge mittels „Smart Material Data Management“ auf 45 Prozent und berücksichtigt bei dieser Schätzung die Bereiche Produktpass, Nachhaltigkeitsmanagement, Datenblätter, Workflows, technische Anforderungen und Datenpflege. Schlegelmilch: „Die technologische Kompetenz muss in den Unternehmen erhöht werden, um von den Vorteilen von ,Smart Material Data Management‘ überhaupt erst profitieren zu können. Aber die Bereitschaft ist da.“
Trendforecast von Timo RiekeEinen umfassenden Trendforecast lieferte dann Prof. Timo Rieke, Designer, Professor an der HAWK, Vorstandsvorsitzender des deutschen Farbenzentrums und ebenfalls Gremiums-Mitglied für die Auswahl der Sustained Color No. 8. Das „RAL Color Feeling“ ist eine Serie von Trendberichten, die für die Raum- und Produktgestaltung wertvolle Orientierung gibt. Die dabei ermittelten Gestaltungs-Guidelines sind auf eine aufwändige Herleitung zurückzuführen, welche die Schritte „Scouting“, „Megatrend-Definition“, „Monitoring“ und „Rückschau/Historie“ umfasst. Aus all den gesammelten Informationen erstellen die Farbexperten einen Zukunftscode. „Farbe kann als Symptom gesellschaftlicher Zustände gelten und Farbe ist das universellste Element der menschlichen Kommunikation“, erklärt Rieke. Für das bis dato fünfte „RAL Color Feeling“ mit insgesamt 15 Farben haben die Farbexperten fünf Adjektive definiert: resonante (Wirkung), anregende (Gesten), robuste (Produkte), fördernde (Räume), und inklusives (Design). Das Spektrum reicht von „Opalviolett“, „Karmesinrot“ über „Mineralbraun“ bis hin zu „Meergrün“ und „Sommerbleu“. Die Farben funktionieren miteinander, haben aber auch einen eigenständigen Charakter. „Nach der farblichen Ergrauung während der Pandemie wird es wieder emotionaler“, erklärt Rieke. Eine wichtige Stoßrichtung des „RAL Color Feeling“ ist es, die Farben in der Anwendung zu zeigen. Auch mit dem Einsatz von KI haben die Farbexperten bereits experimentiert – allerdings noch ohne den rechten Clou. „Am Ende braucht es für den Farbeinsatz das menschliche Gefühl.“ Einfache Geometrien und GrundformenWas Muster betrifft, liegen Raster, einfache Geometrien und Grundformen im Trend. In Bezug auf die Textur sind Rohmaterialien und natürliche Pigmente gefragt. Formen dürfen gern nach Manufaktur und Handwerk aussehen. In der „RAL Color Feeling 2025+ Trendbox“ für Architekten, Designer, Gestalter gibt es entsprechende Muster, um damit zu experimentieren, zu kombinieren und zu gestalten. Im Anschluss hieß es: Das COLORNETWORK proudly presents the Sustained Color No. 8! In einer Sneak Preview konnten die Gäste erstmals die neue Farbe sehen, die offiziell erst zum Jahresbeginn präsentiert wird. So viel sei vorweggesagt: Es geht dieses Mal mehr denn je „wohlweißlich“ auch um die Küche als natürlicher Lebensraum! Mehr dazu am 1. Januar 2024… Auf nach 2030Sebastian Raßmann, Experte für Zukunftsfragen bei TrendOne nahm die Zuhörenden unter dem Stichwort „Artificial Intelligence“ mit auf eine Reise in das Jahr 2030. Das Grundproblem schickte er voraus: Die Zukunft ist für den Menschen sehr schwer vorstellbar. Bei der Beschreibung landen wir schnell bei Utopien oder Dystopien, also bei Extremdarstellungen. Die Erfahrung zeigt, dass wir die Zukunft nicht vorhersagen, aber sehr wohl antizipieren und gestalten können. Das gilt auch beim Thema KI, bei dem wir noch ganz am Anfang stehen, glaubt Raßmann. ChatGPT hat gerade einmal fünf Tage benötigt, um weltweit eine Mio. User zu erreichen – so schnell war bisher noch keine Plattform. Für 100 Mio. User waren gerade mal zwei Monate nötig. Kein Zweifel: AI wird die Art und Weise, wie wir Leben noch weiter, verändern. Und Sebastian Raßmann brachte dafür fünf Ansatzpunkte mit: JedeM/R sein/ihr Sekretär
AI Assistance: Wir bekommen unseren eigenen Sekretär. Beispiel: Microsoft Co-Pilot. Das Programm unterstützt dabei, Texte und E-Mails zu schreiben und diese auf Rechtschreibung zu prüfen. Bilder- und Dokumentensuche, Präsentationen, Tweets, Postings und das in der eigenen, individuellen Sprache – wird alles vom Programm übernommen. Creative AI: Mit dem „AI Chair“ hat der Star-Designer Philippe Starck Künstliche Intelligenz bereits für sich arbeiten lassen – mit einem beeindruckenden Ergebnis. „Panta Rhai“ ist das erste Lifestyle-Magazin, das von künstlicher Intelligenz produziert wird. Predictive Analytics: Schlussfolgerungen und Vorhersagen können auf Grundlage von Datensätzen getroffen werden. Voraussetzung: Die Daten müssen relevant sein und in ausreichender Zahl vorliegen („Big Data“). Daran sollte es zukünftig nicht mangeln, denn die Menschheit produziert ein exponentielles Datenwachstum. 175 Zettabyte an Informationen werden wir bis 2025 anhäufen. Bisher wird allerdings nur ein Bruchteil der erhobenen Daten analytisch genutzt. AI Service: 85 Prozent der Kundenkommunikation und Service könnten technisch und inhaltlich bereits von AI übernommen werden. Robotics: Handwerker- oder Pflegeroboter können als Lösung für den Fachkräftemangel angesehen werden. Die Kehrseite der MedailleRaßmann nannte aber auch die Schattenseiten: Der Wegfall von Arbeitsplätzen, die von KI rationalisiert werden, hat bereits begonnen. KI könnte auch zudem für militärische Zwecke oder Cyberkriminalität missbraucht werden, denn gerade KI-gestützte Algorithmen sind sehr anfällig für Cyberattacken. Die Dystopie: „General AI“ wäre vorstellbar als eine Art Super-Intelligenz, die eigene Ziele und Handlungsnormen definieren könnte bzw. wollte… Raßmann rät aber zu einem neugierigen Umgang mit den neuen Technologien nach dem Motto: „You can‘t be a swimmer if you dont get into the pool.” Der nächste Termin steht schonNächstes Mal lockt das FURNITURE FUTURE FORUM dann mit einem neuen Format, dem „Furniture TALK“. Am 29. Februar 2023 geht es um „Netzwerke in OWL – Warum wir gemeinsam stärker sind?“ Als Speaker zugesagt haben bereits Prof. Martin Stosch (TH OWL), Brigitte Meier, (Wege mbH), Jens Hölper, (Garant Gruppe) und Michael Laukötter (Möbelmeile). Es moderieren Katrin de Louw (Trendfilter) und Sascha Tapken (Home.Made.Storys.). https://www.trendfilter.net/einladungsverteiler/
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