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BRANCHENRADAR: Küchenpreise im Höhenflug

22.03.2021 11:36

Die Küchenmöbler hatten im Vorjahr fast durchwegs gute Absätze. Das lag aber weniger an Corona, denn an gestiegenen Durchschnittspreisen, zeigt BRANCHENRADAR.


Grafik: BRANCHENRADAR.com

Kaum ein Küchenhersteller oder Weißwaren-Hersteller, der im Jahr 2020 nicht positiv reüssieren konnte. BRANCHENRADAR hat sich den Markt genau angesehen und zeigt die Gründe dafür und ebenso die Irrtümer.

Tatsächlich ist der österreichische Küchenmarkt im Jahr 2020 signifikant gewachsen. Verantwortlich dafür war aber weniger eine steigende Nachfrage als vielmehr deutlich anziehende Preise. Auch war entgegen der bislang publizierten Wahrnehmung im vergangenen Jahr ein "positiver Corona-Effekt" zu spüren. So stieg zwar die Anzahl der verkauften Küchen um 1,8 Prozent gegenüber Vorjahr auf 181.700 Stück, der Zuwachs resultierte allerdings praktisch zur Gänze aus dem steigenden Bedarf an Küchen in neuerrichteten Wohnungen und Eigenheimen (Erstausstattung). Das Ersatzgeschäft, also der Austausch alter Küchen durch neue, stagnierte hingegen auf Vorjahresniveau. Der Markt hätte auch ohne Pandemie nicht viel anders ausgesehen

Sparquote stark gestiegen - DIY-Produkte profitierten

Warum ist das so? Die Einsparungen der Österreicher durch weggefallene Reisen, Auswärts-Essen & Co wurden zwar teilweise in die Renovierung der eigenen vier Wände verlagert, trotzdem war die durch die Pandemie ausgelöste Verunsicherung über die wirtschaftliche Zukunft bei vielen Menschen groß, weshalb auf makroökonomischer Ebene ja auch die Sparquote massiv stieg. Von der Verlagerung der Konsumausgaben profitierten daher praktisch ausschließlich klassische DIY-Produkte wie etwa Farben und Lacke, Werkzeug oder Gartenprodukte bzw. langlebige Konsumgüter mit geringem Einkaufswert, nicht jedoch Güter oder Baudienstleistungen, für deren Anschaffung eine größere Investition notwendig gewesen wäre. Was funktionierte, wurde großteils erhalten.

Die Preise sind gestiegen

Allerdings zogen im Jahr 2020 die Preise kräftig an. Im Durchschnitt lag der Preisauftrieb bei vier Prozent. Denn in der Erwartung eines regen Ersatzgeschäftes erhöhten die Anbieter die Preise signifikant, wobei da und dort die Kosten der Pandemie (sinkende Produktivität durch Lieferverzögerungen, Abstandsregeln usw.) auch gleich eingepreist wurden. Infolge erhöhten sich die Herstellererlöse mit Küchen (ohne Haushaltsgeräte) insgesamt um 5,2 Prozent gegenüber Vorjahr auf 516,4 Millionen Euro. Davon entfielen 421,3 Millionen Euro auf Küchenmöbel, 70,8 Millionen Euro auf Küchenarbeitsplatten und 24,3 Millionen Euro auf Küchenspülen.

Bei Küchenmöbeln gab es Umsatzzuwächse in allen Produktgruppen, insbesondere aber bei Lack und Keramik (+6,1% geg. VJ) und etwas überraschend auch wieder bei Schränken mit Foliendekor (+9,2% geg. VJ). Damit stieg der Umsatzanteil von Lack-/Keramikküchen auf rund 51 Prozent und von folierten Küchen auf vier Prozent. Elf Prozent der Erlöse wurden mit Küchenmöbeln aus Massivholz bzw. mit furnierter Oberfläche erzielt, knapp 34 Prozent mit Kunststoffdekor.

Naturstein boomt

Bei Küchenarbeitsplatten setzte sich der Trend zu Naturstein ungebremst fort. Im Jahresvergleich wuchsen die Herstellererlöse um 9,2 Prozent gegenüber Vorjahr. Damit entfiel bereits mehr als ein Drittel aller Erlöse auf die in Konsumentenbefragungen beliebteste aller Küchenarbeitsplatten. Produkte aus Keramik oder mineralischen Werkstoffen wurden indessen weniger nachgefragt als noch ein Jahr zuvor. Im überwiegenden Teil aller Küchen wurde die Arbeitsfläche jedoch auch im Jahr 2020 mit laminierten Pressspanplatten ausgeführt. Absatzseitig lag der Anteil bei etwas über achtzig, erlösseitig bei rund 47 Prozent.

Küchenspülen werden höherwertiger

Und auch bei Küchenspülen standen weiterhin exklusivere Modelle hoch im Kurs. So erhöhte sich im Jahr 2020 bei den Herstellern der Umsatz mit Küchenspülen aus Komposit, Keramik oder Naturstein um mehr als 29 Prozent gegenüber Vorjahr, aus Edelstahl hingegen nur um etwas mehr als drei Prozent. Für die wachsende Bedeutung von Küchenspülen aus Nicht-Edelstahl gibt es einen ganz banalen Grund, kann doch speziell mit einer als exklusiv wahrgenommenen Spüle eine zumeist uniforme Küche individualisiert werden. Denn nicht mehr die Küchenmöbelmarke, sondern die sichtbare Ausstattung einer Küche markiert deren Wert. Und zur Ausstattung zählt neben den Küchengeräten (Weiße Ware), der Küchenarbeitsplatte und der Küchenarmatur eben auch die Küchenspüle. Tendenz steigend ...

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