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Deutsche Möbelindustrie: Umsatz legte im ersten Halbjahr 2022 um 13,4 Prozent zu

31.08.2022 19:56

Die deutschen Möbelhersteller konnten ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2022 um 13,4 Prozent auf rund 9,5 Milliarden Euro steigern. Das Umsatzwachstum spiegelt dabei vor allem die gestiegenen Materialkosten wider.


Die Küchenmöbelindustrie erwies sich mit einem Plus von 12,4% erneut als wichtiger Wachstumsmotor. Foto Ballerina

Das mengenmäßige Wachstum fiel deutlich geringer aus als das Umsatzwachstum. Im Monat Juni zeigte sich unterdessen mit einem Umsatzplus von 4,3 Prozent eine abgeschwächte Dynamik.

Im ersten Halbjahr 2022 entwickelte sich der Inlandsumsatz in Deutschland vor dem Hintergrund der guten Nachfrage im Winter und angesichts der hohen Auftragsbestände Ende 2021 mit plus 13,8 Prozent positiv. Auch der Auslandsumsatz konnte in der ersten Jahreshälfte 2022 mit plus 12,6 Prozent zulegen, allerdings war das Wachstum etwas niedriger als im Inland.

Während sich die Auslandsumsätze bis Ende Februar noch deutlich dynamischer entwickelten als die Inlandsumsätze, drehte sich der Trend seit März angesichts der negativen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der stark gestiegenen Transport- und Logistikkosten wieder um. Bei der Bewertung der aktuellen Ergebnisse muss auch auf die Vorjahreswerte verwiesen werden – die Umsätze der deutschen Möbelhersteller legten im ersten Halbjahr 2021 um insgesamt 4,1 Prozent zu.

Der Inlandsumsatz stieg damals um 1,1 Prozent und der Auslandsumsatz um 10,7 Prozent. Die aktuellen Umsätze deutscher Möbelhersteller bewegen sich sowohl im Inland als auch im Ausland deutlich über dem Niveau des Jahres 2019 und somit über den Vergleichswerten vor der Corona-Krise.
 

Umsatzentwicklung der einzelnen Segmente

Im Hinblick auf die Umsatzentwicklung in der ersten Jahreshälfte 2022 gibt es erhebliche Differenzen zwischen den einzelnen Segmenten der deutschen Möbelindustrie. Nach Angaben der amtlichen Statistik verzeichnete die Küchenmöbelindustrie einen kräftigen Umsatzanstieg um 12,4 Prozent auf rund 3,2 Milliarden Euro, sie erwies sich damit erneut als wichtiger Wachstumsmotor der Branche. Den höchsten Umsatzanstieg registrierten die Hersteller von Polstermöbeln, deren Umsätze von Januar bis Juni 2022 um 19,1 Prozent auf 577 Millionen Euro zulegen konnten.

Auch die Umsatzentwicklung beim größten Segment der Möbelindustrie – den sonstigen Möbeln (darunter Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel) sowie Möbelteilen – fiel mit plus 17,1 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro positiver aus als im Branchendurchschnitt. Das kleinste Segment der Branche – die Matratzenindustrie – vermeldete dagegen ein leichtes Umsatzminus in Höhe von 7,1 Prozent auf 336 Millionen Euro.
 

Unterschiedliche Entwicklung der Exportmärkte

Beim Blick auf die einzelnen Exportmärkte zeigt sich folgendes Bild: In den meisten europäischen Ländern legte der Absatz vor dem Hintergrund der Überwindung der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise und des Abbaus der Reisebeschränkungen deutlich zu. Besonders erfreulich und nicht unbedingt zu erwarten ist die Steigerung der Ausfuhren ins Vereinigte Königreich mit einem kräftigen Plus von 17 Prozent.

Frankreich belegt nach wie vor Platz eins im Ranking der wichtigsten Exportmärkte mit einem leichten Minus von 2,8 Prozent, gefolgt von der Schweiz mit plus 3 Prozent, Österreich mit minus 3,4 Prozent und den Niederlanden mit plus 11,6 Prozent. Auch in anderen wichtigen europäischen Exportmärkten wie Italien, Spanien, Polen, Tschechien und Norwegen wurde ein deutliches Wachstum verzeichnet.

Die Exportmärkte außerhalb Europas entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf unterschiedlich. Besonders positiv war aus Branchensicht, dass die USA nach der Überwindung der Folgen der Corona-Krise wieder die Rolle des internationalen Konjunkturmotors im Möbelbereich übernahmen – die deutschen Möbelexporte über den Atlantik kletterten von Januar bis Juni 2022 um stolze 25,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

China bleibt zwar auch im Jahr 2022 der zweitwichtigste außereuropäische Exportmarkt für deutsche Möbel, jedoch gingen die deutschen Möbelexporte ins Reich der Mitte im ersten Halbjahr um 10,4 Prozent zurück. Ursächlich hierfür war nicht zuletzt die strenge Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung, die das Wirtschaftswachstum negativ beeinträchtigt und erhebliche Reiseeinschränkungen zur Folge hat.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine führte seit Ende Februar dazu, dass viele deutsche Möbelhersteller ihre Geschäftsaktivitäten in Russland ganz oder teilweise einstellten. In der Folge brachen die deutschen Möbelexporte nach Russland im bisherigen Jahresverlauf um 29 Prozent ein.

Dagegen entwickelte sich Saudi-Arabien vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Öffnung des Landes ausgesprochen positiv (+18,7 Prozent), wenngleich sich die Ausfuhren in das Land noch auf einem relativ niedrigen Niveau bewegten.
 

Möbelimporte mit kräftigem Zuwachs

Die deutschen Möbelimporte legten im ersten Halbjahr 2022 kräftig um 13,5 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro zu. Die Dynamik in den einzelnen Ländern zeigte sich jedoch sehr uneinheitlich: Mit einem Zuwachs von 24,1 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro stiegen die Einfuhren aus China überdurchschnittlich stark. Allerdings lag das Wachstum des Importwerts überwiegend an der deutlichen Verteuerung von Möbeln aus chinesischer Produktion – die Importmenge ging im gleichen Zeitraum um 8,6 Prozent zurück.

In Bezug auf den Importwert baut China seine Position als wichtigstes Möbelherkunftsland vor Polen (+10,6 Prozent) weiter aus. Der Anteil Polens an den Gesamtimporten ging auf 26,2 Prozent zurück. Die Importe aus dem drittplatzierten Italien reduzierten sich leicht um 0,5 Prozent. Die Einfuhren aus Vietnam (+31,9 Prozent), der Türkei (+80,4 Prozent) und Litauen (+19,2 Prozent) stiegen deutlich, während die Einfuhren aus der Ukraine (-18,8 Prozent) und Belarus (-25,2 Prozent) vor allem aufgrund des andauernden Krieges rückläufig waren.
 

Prognose 2022: Umsatzplus von sechs bis acht Prozent

Trotz der aktuellen Herausforderungen wie beispielsweise der Anstieg der Materialkosten und die Lieferfähigkeit der Vorlieferanten ist der Verband zuversichtlich, dass die Themen Wohnen und Einrichten bei den Verbrauchern weiter im Fokus bleiben. Das eigene Zuhause bleibt ein sicherer Rückzugsort in unsicheren Zeiten und nach dem heißen Urlaubssommer kommt mit dem Herbst der erneute Rückzug in die eigenen vier Wände.

Vor diesem Hintergrund erwartet Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK) im Gesamtjahr 2022 für die deutsche Möbelindustrie eine leicht rückläufige Mengenentwicklung und einen Umsatzanstieg von sechs bis acht Prozent aufgrund von Preiseffekten. Im Februar – noch vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs – hatte die Branche einen Umsatzzuwachs von rund zehn Prozent vorhergesagt.

Quelle: www.ambista.com

 

 








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