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Die deutsche Polstermöbelindustrie steigert Umsatz

22.09.2022 09:49

In den ersten sieben Monaten dieses Jahres ging es bei der deutschen Polstermöbelindustrie steil nach oben. 16 Prozent Plus konnten eingefahren werden. Über den Sommer spürte man aber einen deutlichen Nachfragerückgang.


VdDP-Vorsitzender Leo Lübke und Geschäftsführer Jan Kurth berichteten über die Lage der deutschen Polstermöbelindustrie. Foto: VHK Faktenblatt „Deutsche Polstermöbelindustrie“.

Die deutsche Polstermöbelindustrie zeigt sich trotz widriger Rahmenbedingungen im bisherigen Jahresverlauf überaus robust. Von Jänner bis Juli 2022 steigerten die Hersteller ihren Umsatz laut amtlicher Statistik um 16 Prozent auf 665 Millionen Euro, wie Leo Lübke, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie e.V. (VdDP), am 21. September auf der Jahrespressekonferenz in Herford berichtete. „Die positive Umsatzentwicklung in den ersten sieben Monaten ist auf Preiseffekte infolge der gestiegenen Material- und Energiepreise sowie auch auf Mengensteigerungen zurückzuführen“, erläuterte VdDP-Geschäftsführer Jan Kurth. Seit Juni schwäche sich die Nachfrage allerdings spürbar ab. Im Juli verzeichnete die Polstermöbelindustrie erstmals in diesem Jahr einen Umsatzrückgang (minus 0,77 Prozent) gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Branche stehe angesichts des schwächeren Konsumklimas und der weiter steigenden Kosten für Rohstoffe, Vormaterialien, Logistik und Energie vor sehr herausfordernden Monaten, so Kurth.
 

Wachstumsmotor ist der Heimatmarkt

Die Wachstumsimpulse kamen in den ersten sieben Monaten vor allem vom Heimatmarkt. So zog der Inlandsumsatz von Januar bis Juli um 22,6 Prozent auf 444 Millionen Euro an. Der Auslandsumsatz wuchs um 4,7 Prozent auf 221,5 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund ging die Exportquote auf 33,33 (Vorjahr: 37,9) Prozent zurück. Ausbauen konnten die Polstermöbelproduzenten ihr Geschäft unter anderem in der Schweiz (plus 12,5 Prozent), dem wichtigsten Auslandsmarkt, und dem auf Rang drei platzierten Frankreich (plus 1,7 Prozent). Deutlich zweistellige Steigerungen gelangen im Vereinigten Königreich (plus 36 Prozent) – infolge der Unterzeichnung des Handelsabkommens mit der EU nun der fünfwichtigste Exportmarkt – und in den Vereinigten Staaten (plus 43 Prozent), dem wichtigsten Absatzmarkt für „Möbel Made in Germany“ außerhalb Europas. Auffällig ist zudem das Plus von 18,5 Prozent bei den Ausfuhren nach China. Rückgänge waren dagegen im Exportgeschäft mit Österreich, den Niederlanden, Belgien, Italien und Polen zu verzeichnen.
 

Auftragsbestände schmelzen ab

Das wirtschaftliche Umfeld für die deutsche Polstermöbelindustrie mit ihren 4170 Beschäftigten (minus 5,5 Prozent) in 29 Betrieben trübt sich immer stärker ein. „Die Auftragsbestände schmelzen allmählich ab“, beschrieb Lübke die aktuelle Entwicklung in der Branche. Zwar liegt der Auftragseingang im Zeitraum Jänner bis August 2022 noch immer um knapp 17 Prozent über dem Vorjahr; eine Auslastung für die kommenden Wochen ist damit gesichert. Doch seit Juni entwickelt sich die Nachfrage stark rückläufig, wie verbandsinterne Erhebungen zeigen. Nach einem Minus von 21,3 Prozent im Juni und einem Rückgang von 38,4 Prozent im Juli schrumpfte der Auftragseingang auch im Monat August - und zwar um 29,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Die Verunsicherung der Verbraucher aufgrund des rasanten Anstiegs der Energiekosten und der Lebensmittelpreise macht sich auch in der Polstermöbelbranche deutlich bemerkbar“, sagte Lübke.
 

Diversifikation in der Beschaffung

Die Branche reagiert unterdessen mit verschiedenen Maßnahmen auf die Störungen in den Lieferketten, die durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg hervorgerufen wurden. Knapp 60 Prozent der Hersteller planen eine stärkere Diversifikation ihrer Beschaffung, etwa durch einen vermehrten Einkauf auf dem Heimatmarkt oder innerhalb der Europäischen Union, wie eine interne Umfrage der Möbelverbände ergeben hat. Am problematischsten erweist sich der Umfrage zufolge derzeit die Beschaffung in Asien. Als Ursache gilt die restriktive Coronapolitik in China. Als größte Herausforderungen benennen die befragten Unternehmen neben den erhöhten Material- und Energiekosten vor allem die Lieferfähigkeit der Vorlieferenten, Nachfrageinbrüche und die Personalgewinnung. Die Unternehmen seien auf eine schnelle Weitergabe der Preissteigerungen für Rohstoffe, Vormaterialien, Logistik und Energie in der Kette angewiesen, betonte Kurth. Bei den staatlichen Entlastungspaketen dürften vor dem Hintergrund der explodierenden Strom- und Gaspreise auch weniger energieintensive Branchen wie die Möbelindustrie nicht außer Acht gelassen werden.
 

Prognose 2022: Umsatz steigt um rund 8 Prozent

„Die deutsche Polstermöbelindustrie sieht sich derzeit – wie die deutsche Wirtschaft insgesamt – erschwerten Rahmenbedingungen gegenüber“, sagte Lübke. Angesichts der vielen Unwägbarkeiten lasse sich die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten nur schwer abschätzen. Dank des Auftragspolsters rechnet der VdDP für das Gesamtjahr 2022 trotz der derzeitigen Nachfrageabschwächung mit einem Umsatzplus von rund 8 Prozent.
 

Höhere Ausgaben für Polstermöbel

Die Ausgabebereitschaft für Polstermöbel ist in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich gestiegen. Eine von den Möbelverbänden bei der Unternehmensberatung Titze in Auftrag gegebene Studie hat erbracht, dass im vergangenen Jahr in Deutschland je Haushalt im Durchschnitt 103 Euro für Polstermöbel ausgegeben wurden. Im Jahr 2020 hatte der Betrag noch bei 90,50 Euro gelegen, 2019 waren es 85,50 Euro.

www.vhk-herford.de

 






Dateien:

Polstermöbel_Außenhandel_bis_Juli_2022.pdf152 Ki

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