TOP-News

FHWN: Neuer Label-Kompass als Gütezeichen-Wegweiser

28.06.2023 15:25

Nachhaltigkeit ist offensichtlich überall „in“ – für Orientierung im Gütezeichen-Dschungel sorgt die FH Wiener Neustadt. Der frisch überarbeitete „Label-Kompass“ schafft Klarheit.


Klare Sache: Der Label-Kompass von „Bewusst Kaufen – klimafreundlich leben“ listet Gütezeichen auf, die ökologische und/oder soziale Anforderungen betreffen. © Canva/www.bewusstkaufen.at/so-funktioniert-der-label-kompass/

Federführend: Henriette Gupfinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Nachhaltigkeit der FHWN am Campus Wieselburg. © MICHALEK Photography e.U.

Mit dem steigenden Bewusstsein des eigenen ökologischen Fußabdrucks explodierte auch die Zahl umweltbezogener Aussagen auf Produkten. Aktuell tragen rund 75 Prozent aller Waren auf dem EU-Markt ein Gütezeichen. Mehr als 230 öffentliche und private Gütezeichen gibt es mittlerweile in der EU, die auf die Beachtung bestimmter Richtlinien wie Nachhaltigkeit, Tierwohl und faire Produktion hinweisen, die sich aber in puncto objektiver Kriterien und Aussagekraft deutlich voneinander unterscheiden und so oftmals nicht für Vertrauen, sondern Verwirrung sorgen. Mehr als die Hälfte dieser Öko-Versprechen stellten sich als „vage, irreführend oder unbegründet“ heraus. 40 Prozent waren sogar „völlig unbegründet“, ergab eine Studie im Auftrag der EU-Kommission.

 

„Die Einhaltung ethischer und ökologischer Standards entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Produkten sollte eigentlich selbstverständlich sein. In der Praxis sieht das aber anders aus.“ - Henriette Gupfinger

 

„Die Einhaltung ethischer und ökologischer Standards entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Produkten sollte eigentlich selbstverständlich sein. In der Praxis sieht das aber anders aus. Daher haben sich Gütezeichen etabliert, die Transparenz fördern und Verbraucher:innen bewussten Konsum erleichtern sollen. Aufgrund dieses Label-Wildwuchses wird es für Konsument:innen aber zunehmend schwieriger, vertrauenswürdige Gütezeichen von unseriösen Kennzeichnungen, Eigenmarken und Greenwashing zu unterscheiden“, erklärt Henriette Gupfinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Nachhaltigkeit der Fachhochschule Wiener Neustadt am Campus Wieselburg, die sich genau diesem Thema intensiv widmete und aktiv wurde. Gemeinsam mit ihrem Team überarbeitete die Wissenschaftlerin die Beschreibungen der Gütezeichen und ordnete diesen bestimmte Qualitätskriterien zu.

 

Klare Qualitätskriterien

Im Fokus der Analyse steht dabei aber nicht das Produkt selbst, sondern das Zertifizierungssystem des Labels. Demnach erhalten Labels, die über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus gehen, Vergabekriterien regelmäßig überarbeiten und Zertifizierungen erst nach Kontrolle verleihen, beispielsweise das Prädikat „anspruchsvoll“.

 

„Mit dem Label-Kompass auf ‚Bewusst Kaufen - klimafreundlich leben‘ bringen wir mehr Licht in den Gütezeichen-Dschungel.“ - Henriette Gupfinger

 

Als „unabhängig“ gelten jene Gütesiegel, die u.a. eine unabhängige und kompetente Entwicklung der Vergabekriterien vorweisen können. Labels, die regelmäßige und umfassende Kontrollen der Vergabekriterien und eine Überprüfung dieser durch Dritte vorweisen können, gelten als „kontrolliert“.
Damit wird ein Kontrapunkt zum „greenwashing“ gesetzt. Immerhin sind „Green Claims“, also umweltbezogene Aussagen von Unternehmen über ihre Produkte oder Dienstleistungen, sind heutzutage allgegenwärtig, und wenn diese Aussagen unwahr sind oder sich nicht überprüfen lassen, wird diese Praxis auch als „Grünfärberei“ (greenwashing) bezeichnet – und dies stellt keine Seltenheit dar. So enthalten rund 53 Prozent der Umweltaussagen über Produkte und Dienstleistungen vage, irreführende oder unfundierte Informationen. Zudem lassen sich bei 40 Prozent der Gütesiegel die Behauptung, bestimmte Richtlinien einzuhalten, nicht belegen.

 

Neuer Label-Kompass

„Das sorgt für Misstrauen bei den Verbraucher:innen. Mit dem Label-Kompass auf "Bewusst Kaufen - klimafreundlich leben" bringen wir mehr Licht in den Gütezeichen-Dschungel. Aktuell sind darin über 170 Gütezeichen erfasst - der Label-Kompass wurde außerdem erst kürzlich überarbeitet und bietet nun noch mehr Hintergrundinfos und Transparenz in Bezug auf die zugrunde liegenden Qualitätskriterien. So bieten wir den österreichischen Konsument*innen rasche Orientierung und Hilfestellung für einen nachhaltigen Einkauf“, so Gupfinger über Projekt Label-Kompass auf "Bewusst Kaufen - klimafreundlich leben", das im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) in Kooperation mit „tatwort“ Nachhaltige Projekte GmbH und dem Institut für Nachhaltigkeit der Fachhochschule Wiener Neustadt durchgeführt wird.

 

„Aktuell sind darin über 170 Gütezeichen erfasst - der Label-Kompass wurde außerdem erst kürzlich überarbeitet und bietet nun noch mehr Hintergrundinfos und Transparenz in Bezug auf die zugrunde liegenden Qualitätskriterien.“ - Henriette Gupfinger

 

Der Label-Kompass legt dabei Fokus auf Produkte, die im heimischen Handel verfügbar sind und Konsument:innen im Alltag begegnen. Dazu zählen Waren im Lebensmitteleinzelhandel, in Drogerien und im Textilhandel. Auch Produkte in Einrichtungshäusern und Baumärkten sowie im Spielwaren-, Schul- und Bürobedarfshandel und im Elektronikhandel werden dort aufgeführt. Außerdem können auch Produkte, die sich mit Umwelt-, Sozial- oder weiteren Themen beschäftigen oder dies aufgrund ihrer Wort-Bild-Marken oder ihrer Claims suggerieren, in den Label-Kompass aufgenommen werden.

 

www.fhwn.ac.at/hochschule/institute/nachhaltigkeit

www.bewusstkaufen.at/so-funktioniert-der-label-kompass/








<- Zurück zu: Top-News