Österreichs Holzindustrie: Positiv in 2022 06.06.2023 09:45 Bei ihrer Jahrespressekonferenz gab die Holzindustrie Österreichs ihre aktuellen Zahlen bekannt. Im Jahr 2022 betrug der Umsatz 11,45 Mrd. Euro (+ 13%). Für heuer sieht es allerdings weniger rosig aus.
 Foto: TEAM7 Blick zurück mit Wohlwollen. Im Vorjahr konnte die heimische Holzindustrie ihren Umsatz um satte 13 Prozent steigern. Mag. Herbert Jöbstl, Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs: „Unsere fast 1.300 Mitgliedsbetriebe und ihre circa 28.000 Mitarbeiter:innen haben 2022 Waren im Wert von 11,45 Milliarden Euro abgesetzt, das ist eine Steigerung von 13 Prozent. Auch beim Außenhandel steht ein Überschuss von fast 1,8 Milliarden Euro, 11 Prozent mehr als 2021. Trotz des Krieges in der Ukraine und der hohen Inflation sind unsere Geschäftszahlen für 2022 noch gut. Holzprodukten aus Österreich sind in Europa und weltweit anerkannt und gefragt. Unser internationaler Erfolg sichert Arbeitsplätze und Kaufkraft in Österreich.“
Blick nach vorne mit VorsichtAnders ist die Situation, wenn man die aktuelle Geschäftslage betrachtet. Dr. Erlfried Taurer, Obmann-Stv. des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs: „Seit der Jahresmitte 2022 verzeichnen wir einen erheblichen Rückgang der Nachfrage, besonders seitens der Bauwirtschaft als größten Abnehmer. Es gibt heuer keine Frühjahrsbelebung, weder von der heimischen Baukonjunktur noch von den Überseemärkten.“
Demnach ist damit zu rechnen, dass Betriebe weiterhin Produktionskapazitäten reduzieren müssen, denn die Kosten für Energie, Logistik, Rohstoffe und Personal sind weiterhin auf hohem Niveau und steigend. Blickt man weiter in die Zukunft, dürfte sich die Situation jedoch wieder entspannen: Taurer: „Die Erfolgsgeschichte Holz ist weiterhin intakt. Wir nutzen einen nachwachsenden Rohstoff, der vielseitig sowie mehrfach verwendbar ist und Kohlenstoff speichert. Damit sind wir für die Zukunft bestens aufgestellt.“
Sanierungsturbo zündenNachdem die Bauaktivitäten zurückgehen, wird große Hoffnung auf die Sanierer gesetzt. Dr. Andreas Ludwig, Obmann-Stv. des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs: „Die Bauwirtschaft ist wichtig für die gesamte Konjunktur und die Beschäftigung. Zusätzlich trifft weniger Wohnbau auf eine wachsende Bevölkerung. Wir reden hier auch über ein soziales Thema. Angesichts der Energie-, Klima- und Wirtschaftskrise schlagen wir vor, diesen Krisen mit Investitionen in bezahlbaren und energieeffizienten Wohnungsbau zu begegnen, dazu zählen Neubau, Sanierung und Nachverdichtung.“
Jedoch: Statt der politisch angestrebten drei Prozent liegt die jährliche Sanierungsrate bei 1,5 Prozent. Dabei ist viel Potenzial vorhanden, denn circa 70 Prozent der Wohngebäude in Industrie Österreich sind vor 1990 gebaut wurden, die meisten in den 1970er Jahren. Ludwig: „Wir plädieren daher für einen Sanierungsturbo mit den nötigen Instrumenten wie Förderungen, einfach umsetzbare Wohnraumkonzepte, etwa der modularen Bauweise, verständliche Beratung für Eigentümer und den Abbau rechtlicher Hürden. Holz als klimafreundlicher Baustoff kann hier einen herausragenden Beitrag leisten. So kann es gelingen, mit eigenen Rohstoffen regionale Wertschöpfungsketten, Konjunktur, Arbeitsplätze sowie Klimaschutz zu stärken.“
Altholz vernünftig nutzen und transportierenHolz kann wieder- und mehrfach verwendet werden. Das ist gut für die Ressourceneffizienz und verlängert die Kohlenstoffspeicherung. Umso ärgerlicher ist es, dass Altholz dem Abfallwirtschaftsgesetz unterliegt und damit seit Jänner 2023 die Verpflichtung zum Bahntransport besteht. Erlfried Tauer: „Nun ist die Bahn zweifelsfrei ein ökologischer Verkehrsträger, aber leider im Vergleich zum LKW nicht wettbewerbsfähig. Die Verpflichtung zum Bahntransport erhöht unsere Transportkosten teilweise um das Doppelte und führt zu neuen bürokratischen Hürden. Der Einsatz von Altholz wird unattraktiver und Betriebe setzen zunehmend Frischholz ein. Die ressourcenfreundliche Altholznutzung als wichtigen Baustein für Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie wird durch diesen Rechtsrahmen massiv behindert. Altholz ist kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff, der Bahntransport sollte daher nicht verpflichtend sein.“
Investitionspaket WaldfondsDer Waldfonds wurde im Jahr 2020 von der Bundesregierung als Reaktion auf das massive Schadholzaufkommen der Jahre 2018 und 2019 initiiert. Andreas Ludwig: „Mit viel Engagement der gesamten Wertschöpfungskette Holz ist der Waldfonds eine Erfolgsgeschichte. Wir unterstützen daher, den Waldfonds über 2025 hinaus zu verlängern. Einerseits wird uns der Klimawandel noch sehr lang beschäftigen und die Waldeigentümer werden Unterstützung benötigen. Andererseits setzt der Waldfonds Anreize für eine breitere Verwendung des Klimaschützers Holz. Der Waldfonds hat sich vom Kriseninstrument zum Investitionspaket für die Zukunft entwickelt.“
Europäische Initiativen optimierenDer European Green Deal soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Aus Sicht der Holzindustrie verfolgt der Green Deal die richtigen Ziele, die Forst- und Holzwirtschaft könnte viel dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen. Herbert Jöbstl: „Leider führen einige politische Impulse aus der EU mit Bezug zur Forstwirtschaft dazu, die Nutzung der nachhaltigen und erneuerbaren Ressource Holz einzuschränken.“
Entweder ginge es darum, große Waldflächen unter noch strengeren gesetzlichen Schutz zu stellen und die Waldbewirtschaftung einzuschränken oder darum, den Kohlenstoffaufbau im Wald zu forcieren. Österreichs Holzindustrie spricht sich für einen besseren Green Deal aus. Obmann Jöbstl: „Die Wälder müssen nachhaltig bewirtschaftet werden, um klimafit, vital und kontinuierlich wachsend zu sein.“
Zudem können mit der Verwendung des Holzes aus Europas Wäldern CO2-Emissionen vermieden werden. Die Ausweitung des Holzbaus im Gebäudesektor und eine breite Verwendung des Werkstoffs bieten Alternativen zu fossilen Rohstoffen sowie CO2-intensiven Materialien und Produkten. „Während der Kohlenstoff des geernteten Baumes in einem Holzgebäude gebunden bleibt, wächst im Wald ein junger Baum nach, der erneut CO2 aufnimmt. So schaffen wir einen zweiten Wald, der das Klima schützt und Arbeitsplätze garantiert. Holznutzung und aktive Forstwirtschaft sind starke Hebel, um dem Klimawandel entgegenzuwirken“, betont Jöbstl. Zusammen mit Verbänden der Holzindustrie aus sieben EU-Mitgliedstaaten fordert der Fachverband der Holzindustrie Österreichs in einem gemeinsamen Positionspapier eine Kurskorrektur in der EU-Forstpolitik. „Wir verfügen in Europa über den Rohstoff Holz und die Fertigungskompetenz für eine nachhaltige und klimafreundliche Bioökonomie. Es braucht einen Green Deal, der eine zuverlässige und wirtschaftliche Rohstoffverfügbarkeit garantiert.“ www.holzindustrie.at
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