RegioData: Kaufkraft steigt, Einzelhandel verliert

Die österreichische Kaufkraft wächst. Im Handel kommt sie allerdings nicht an. Die Konsumgüter verlieren an Bedeutung, die Ausgaben wandern in andere Bereiche, zeigt RegioData– ein klares Signal für den Einzelhandel.

 

Die guten News vorweg: Die österreichische Kaufkraft wächst. Dieses erfreuliche Ergebnis befördert eine aktuelle Studie der RegioData Research GmbH zutage, bei der die Konsumausgaben der Österreicher:innen unter die Lupe genommen wurden. Im Jahr 2024 steht dem durchschnittlichen Österreicher mit rund 28.400 Euro mehr Geld zur Verfügung als je zuvor – ein nominelles Plus von 5 % gegenüber dem Vorjahr. Auch real, also inflationsbereinigt, wächst die Kaufkraft wieder. Doch mit dem finanziellen Zuwachs geht ein Wandel im Konsumverhalten einher: Die Ausgaben verlagern sich zunehmend weg vom klassischen Einzelhandel. Der Anteil der Ausgaben für den sonstigen Einzelhandel (ohne Lebensmittel) – etwa für Bekleidung, Möbel oder Schuhe – ist in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken: von 16,0 % im Jahr 2014 auf nur noch 12,6 % im Jahr 2024.

 

„Die Entwicklung zeigt deutlich: Trotz steigender Kaufkraft verlieren Konsumgüter weiter an Bedeutung.“ - RegioData Research GmbH

Sprich: Der Handel spürt von dem Kaufkraft-Aufwärtstrend wenig bis nichts. Das Geld stecken die Österreicher:innen stattdessen in andere Bereiche. Statt in klassische Konsumgüter fließt das Plus zunehmen in Gastronomie, Gesundheit und Sparbücher. Einkaufsbereiche wie Mode, Elektronik oder Möbel verlieren weiter an Bedeutung.

„Insgesamt bindet der Einzelhandel noch rund 30 % der Kaufkraft.“ - RegioData Research GmbH

 

Rückgang bei Interieur & Co
 

So sind die Ausgaben für Einrichtung und Hausrat im Jahr 2024 erstmals rückläufig. Im Schnitt geben die Österreicher:innen 1.762  Euro für diesen Bereich, der Wohnungseinrichtung, Reinigung, Elektrogeräte sowie Geschirr und sonstigen Hausrat umfasst, aus. Dabei sind die Ausgaben für die Wohnungseinrichtung per se um 7 % zurückgegangen.
Auch der Trend zum Selbermachen verliert leicht an Dynamik und der Bereich Do-it-Yourself verzeichnet ein Minus von 3 %. Zuwächse gibt es hingegen in der alltäglichen Haushaltsführung: Die Ausgaben für Reinigungsdienste sowie die dazugehörigen Waren und Dienstleistungen steigen um 7 %.

 

„Das Konsumverhalten der Österreicher:innen wird bewusster und zielgerichteter.“ - RegioData Research GmbH

 

Sparen auf Rekordniveau
 

Doch wohin wandert das Geld der Konsument:innen? Ein wachsender Teil der verfügbaren Mittel fließt heute in die private Vorsorge, wie RegioData ausweist. Der Anteil der Rücklagen an den Konsumausgaben hat sich seit 2014 nahezu verdoppelt und erreicht mit knapp 12 % erstmals wieder das hohe Sparniveau aus Corona-Zeiten. Im Schnitt spart jede Person knapp 3.300 Euro pro Jahr, davon fließen 2.370 Euro in private Spareinlagen. Auch Lebensversicherungen verzeichnen ein Wachstum in ähnlichem Ausmaß, während gleichzeitig die Ausgaben für Spenden und soziale Beiträge um 3 % zurückgehen.

 

Genuss-Plus
 

Und auch der Appetit auf Gastronomie ist groß und wächst weiter. Fast 2.000 Euro pro Jahr geben Österreicher:innen aktuell für Essen außer Haus aus – ein deutlicher Sprung gegenüber rund 1.600 Euro vor zwei Jahren. Mittlerweile entfallen bereits 38 % der gesamten Ernährungsausgaben auf den Außer-Haus-Konsum. Besonders dynamisch entwickelt sich der freizeitbezogene Gastronomiebereich: Die Ausgaben pro Kopf liegen hier bei 1.620 Euro, ein Plus von über € 100 gegenüber dem Vorjahr – und ein noch größeres im Vergleich zum Jahr 2014, wo sie bei 970 Euro lagen. Auch Lieferservices und Cateringdienste gewinnen weiter an Bedeutung. In Zahlen gegossen sind die durchschnittlichen Ausgaben dafür zuletzt um 6 % gestiegen und liegen nun bei knapp € 100 pro Person.

Trendsetter: Gesundheit
 

Weitere spannende Erkenntnis der RegioData-Analyse zu Konsumausgaben:

„Der Trend geht zu mehr Gesundheitsbewusstsein, der sich auch in der Konsumstruktur widerspiegelt.“ - RegioData Research GmbH

So verzeichnen alkoholische Getränke im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 1 %, während die Ausgaben für alkoholfreie Alternativen um 5 % steigen.
Der Wunsch nach Wohlbefinden und Selbstfürsorge zieht sich inzwischen durch viele Lebensbereiche und so sind unter anderem die Ausgaben für Körperpflege (+ 5 %), Damenfriseur (+ 6 %) sowie – in geringerem Ausmaß – für kosmetische Behandlungen gestiegen. Ebenso zeigt sich im Bereich Gesundheitspflege ein deutlicher Zuwachs: Die Kosten für Zahnarztbesuche steigen um 11 %, private Krankenversicherungen um 8 %, und Gesundheitsprodukte wie Nahrungsergänzungsmittel verzeichnen ein Plus von 10 %.

 

Bildung und Relaxen boomen
 

Der Bildungs- und Erholungssektor erlebt ebenfalls einen klaren Aufschwung: Von den insgesamt rund 3.200 Euro pro Person fließen 1.244 Euro in Freizeit und Sport, 1.026 Euro in Urlaubsreisen und etwa 330  Euro in Kultur und Unterhaltung wie beispielsweise Kino, Theater oder Museen. Neben einem leichten Anstieg der Glücksspielausgaben (+ 4 %) wächst auch das Interesse an klassischen Medien wieder. So erreicht der Bücherkauf im Durchschnitt 61 Euro pro Kopf und Jahr.

 

Klares Signal
 

Die aktuellen Konsumdaten zeigen klar: Das Konsumverhalten der Österreicher:innen wird bewusster und zielgerichteter. Statt impulsivem Shopping stehen heute Sicherheit, Lebensqualität und Genuss im Vordergrund – in Form von Sparen, Gesundheit und Gastronomie.

„Für den stationären Einzelhandel ist das ein deutliches Signal: Kaufkraft allein reicht nicht mehr – die Prioritäten der Konsumenten haben sich dauerhaft verschoben.“ - RegioData Research GmbH

 

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