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Rückblick auf das wirtschaftliche 1. HJ. bei Textil und Sonnenschutz

15.09.2022 07:22

Das Netzwerk der Industrieverbände hat die Bilanz des ersten Halbjahres 2022 veröffentlicht. Wie haben Matratzen, Licht- und Sonnenschutz und Heimtextilien performt?


Grafik: FMI

Ausgehend von der herausfordernden Gesamtsituation sieht die Bilanz des ersten Halbjahrs 2022 noch relativ gut aus. Matratzenhersteller erzielten sowohl bei Umsatz und Absatz Zuwächse. Die Heimtextilien-Industrie vermeldet bei allen Produktsparten ein Umsatzplus. Anders ist die Situation bei den Herstellern von innenliegendem Sicht- und Sonnenschutz. Diese haben bei maßkonfektionierten Produkten einen Umsatz- und Absatzrückgang zu beklagen, das kleine Segment DIY liegt hingegen über Vorjahresniveau.

Pandemie und Krieg zieht ihre Folgen nach sich

Auch die in Wuppertal vertretenen Industriezweige bleiben von den Auswirkungen der Pandemie und des Krieges nach wie vor nicht verschont. Sie leiden unter steigenden Preisen und der Rohstoffverknappung. Davon besonders betroffen ist die Matratzen-Industrie, was allerdings z.T. auch in der oligopolistischen Struktur der Vorstufe begründet liegt. Zudem drohen die aktuellen wetterbedingten Probleme in der Binnenschifffahrt, die Situation der Rohstoffversorgung weiter zu verschärfen. Für viele Mitglieder spielt neben der angespannten Versorgungslage mit Rohstoffen und den explodierenden Energiekosten zudem der Arbeitskräftemangel eine große Rolle, der die eigenen Kapazitäten zusätzlich limitiert. Bei den Verbrauchern scheint das Thema „Cocooning“ weiterhin bedeutsam zu sein, wird aber aufgrund der angespannten Weltlage vom Zwang zum Sparen überlagert, so dass sie ihr Zuhause hauptsächlich mit Produkten ausstatten, die ihnen lebensnotwendig erscheinen und weniger mit hochpreisigen Anschaffungen.

Das verarbeitende Gewerbe

Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe hat sich deutlich eingetrübt, dies belegt auch der ifo Geschäftsklimaindex, der im Juli auf 88,6 Punkte gefallen ist (nach 92,2 Punkten im Juni) und damit den niedrigsten Wert seit Juni 2020 erreicht hat. Steigende Energiepreise und die drohende Gasmangellage bereiten der deutschen Wirtschaft große Sorgen, so dass die Unternehmen pessimistisch ins zweite Halbjahr blicken.


So lief es im Im- und Export

Der Außenhandel in Deutschland liegt mit +13 % beim Export und +27 % beim Import im Vergleich zum Vorjahr auf hohem Niveau. Davon ausgenommen ist das Geschäft mit Russland; es ist seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine mengenmäßig stark eingebrochen.
Die Matratzenhersteller verzeichnen im 1. Halbjahr 2022 noch Zuwächse sowohl beim Absatz als auch beim Umsatz (8% bzw. 14%). Die inzwischen vorliegenden Ergebnisse für Juli lassen jedoch eine komplette Umkehr ins Gegenteil für das zweite Halbjahr befürchten. Insofern sind die nachfolgenden Ausführungen für die einzelnen Technologien mit Zurückhaltung zu bewerten: Den Zuwächsen beim Umsatz von Schaum und TFK um 20 % bzw. 17 % stehen nur minimale einstellige Zuwächse beim Absatz gegenüber. Dies legt den Schluss nahe, dass das Umsatzplus hauptsächlich in den Preissteigerungen begründet liegt, die an die Kunden weitergegeben werden mussten. Größter Verlierer ist Latex mit -36 % beim Umsatz (-38 % beim Absatz). Auch Sonstige müssen mit -17 % beim Umsatz (-21 % beim Absatz) deutliche Verluste hinnehmen. Hier scheinen Versorgungsengpässe und Preisexplosionen am stärksten zu Buche zu schlagen, ebenso wie die Tatsache, dass weniger hochpreisig gekauft wird. Überraschend ist, dass bei den Warengruppen Unterfederung/Lattenroste um 30 % beim Umsatz (Absatz +27 %) und Topper um 14 % (Absatz +24 %) zulegen können.

Bodenbeläge top

Bei den Heimtextilien werden Textile Bodenbeläge verstärkt nachgefragt. Der Gesamtumsatz liegt um 14 %, der Absatz um 10 % über dem Vorjahr. Das Exportgeschäft verzeichnet ein Umsatzplus von 14 %. Diese positiven Entwicklungen beziehen sich jedoch fast ausschließlich auf den Consumer-Bereich. Der Objektbereich hingegen bekommt auf Eis gelegte Projekte und Bauvorhaben sowie verringerte Einzelflächen – u. a. aufgrund der Verlagerung der Geschäftstätigkeit vieler Auftraggeber ins Homeoffice – zu spüren. Auch Airlines fragen weniger Bodenbelag an, da der Flugverkehr noch nicht das Niveau vor Corona erreicht hat. Möbel- und Dekostoffe sowie Gardinen können im 1. Halbjahr um 3 % zulegen, resultierend u. a. aus der guten Inlandsnachfrage mit einem Umsatzplus von 10 %. Verlierer ist das Exportgeschäft mit -6 %. Die Exportquote sinkt um vier Prozentpunkte auf 41 %. Bettwaren erzielen aufgrund der guten Nachfrage bei Kopf- und Kleinkissen, Steppdecken sowie Unterbetten und Matratzenauflagen ein Umsatzplus von 7 %. Dabei legt der Exportumsatz um 12 %, der Umsatz im Inland um 4 % zu. Gemeinsam ist allen Produktsparten, dass sie mit Lieferengpässen bei Materialien zu kämpfen haben.

Minus für Sicht- und Sonnenschutz

Der maßkonfektionierte Sicht- und Sonnenschutz hat im 1. Halbjahr trotz des diesjährigen „Jahrhundertsommers“ ein Umsatzminus von 3 % zu beklagen. Der Absatz (ohne Flächenvorhänge) ist um 10 % zurückgegangen. Hier zeigt sich die Preissensibilität und Zurückhaltung der Verbraucher bei nicht als lebensnotwendig erachteten Anschaffungen besonders deutlich. Der vergleichsweise preiswerte DIY-Bereich erzielt ein Umsatzzuwachs von 18 %, der jedoch auch aus dem langen Lockdown in Baumärkten und Möbelhäusern in Q2/2021 resultiert.
Der Insektenschutz bleibt mit -4 % beim Umsatz und -13 % beim Absatz hinter dem Vorjahr zurück. Lediglich die Plissees können ein schwaches Umsatzplus von unter 1 % erzielen, der Absatz zeigt auch hier Schwächen und weist ein Minus von 9 % aus. In die Auswertung neu aufgenommen wurden Raff-/ und Faltrollos, die ein Umsatzplus von 17 % erzielen.

Ausblick und Hoffnung

Für die zweite Jahreshälfte bleibt zu hoffen, dass die Unternehmen in den durch das Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz vertretenen Branchen sowie die deutsche Wirtschaft insgesamt den Umständen entsprechend gut durch die kalte Jahreszeit kommen und die Prognosen auf weitere Preisanstiege, verknappte Rohstoffe und zurückhaltende Konsumenten abgemildert eintreten.

www.heimtex.de

www.matratzenverband.de

www.vis-online.de








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