Was muss aus deiner Sicht ein Fachhandelskonzept heute jedenfalls haben, um erfolgreich zu sein?
Damit man gesehen wird, braucht man zumindest einen kleinen Internetauftritt. Und dann kommt es darauf an, entweder hab ich ein Produkt, das mir die Leute real abkaufen, was selten ist. Wenn ich allerdings im Preisvergleich stehe, wie die meisten, dann ist der Laden, die Person der Star. Auch eine außergewöhnliche Deko drischt sich schnell ab. Dann geht es um Empathie, die Einbeziehung der Leute und Kontakt mit ihnen zu halten, z.B. in Whatsapp-Gruppen. Ich muss mir eine Seilschaft, eine Community aufbauen, darin avanciert mein Kunde zum Star, zum VIP, die Botschaft lautet „Ich hab da extra was für dich!“ Für den Kunden ist das dann eine persönliche Einladung, die man gar nicht absagen kann. Wesentlich ist, empathisch an die Sache ranzugehen, und im weiteren Schritt zu überlegen, ob der Kunde ein Multiplikator sein kann.
Empathie zählt
Seit nunmehr 20 Jahren bist du Juror beim global innovation award. Was war in diesen Jahren das bemerkenswerteste Konzept, das du begutachtet hast? Und was war das Besondere, das Spezielle daran?
Es gab ein paar herausragende Konzepte, eines hat mich extrem fasziniert, das nannte sich „Gifts for Men“ und kam aus Neuseeland. Die hatten ein normales Sortiment, nur anders aufgebaut und kuratiert. Das war themenmäßig zusammengezogen für Junggesellen, Abenteurer, Väter … – Wenn du so ein Konzept umsetzt, dann musst du doppelte Warenplatzierung beherrschen, sehr empathisch sein, dich in die Szenerien der Einzelnen hineinversetzen können. Es ist sehr aufwendig, aber eine wahnsinnige Erleichterung für Frauen, Männer, und alle, die etwas Besonderes suchen.
Ein anderes Beispiel kam aus Holland, das Unternehmerpärchen hat viel Engagement und Liebe in Deko und Kulissen gesteckt und den ganzen Laden alle 14 Tage auf den Kopf gestellt und neu inszeniert.
In Brasilien hatten wir ein Konzept, das war praktisch im Dschungel gelegen, hat Kochsessions mitverkauft und Eventzonen im Geschäft gehabt.
So unterschiedlich all diese Umsetzungen sind, alle haben gemein, dass sie vom jeweiligen Engagement und den Charakteren, die dahinter stehen, leben.
Der gia ist ein internationaler Preis für Ladenkonzeption. Was macht ihn aus deiner Sicht so wertvoll und wie können ausgezeichnete Handelspartner ihn idealerweise vermarkten/in Szene setzen?
Allein die Vorentscheidung als nationaler Gewinner ist schon eine Auszeichnung. Wenn man schlau ist, platziert man den gia wie einen Oscar. Man kann auch Zusammenschnitte von der Gala-Veranstaltung als bewegte Bilder in der Werbung einsetzen.
Wir hatten vor etwa 15 Jahren einen Gewinner aus Dänemark, der hat das exzellent vermarktet, im Stadtmarketing, im regionalen Radiosender den Preis dargestellt als die Krönung seines Lebenswerkes und in einer kleinen 5000 Seelen-Gemeinde 15.000 Leute in einer Woche in sein Geschäft gebracht.